George Weigel: Die Krise der Kirche soll keine Krise des Glaubens sein

9. September 2018 in Weltkirche


Ein ‚Katholizismus der Bewahrung von Institutionen’ einschließlich bischöflicher Hinhaltetaktiken müsse ein Ende haben, der Glaube an Jesus Christus wieder an die erste Stelle treten, schreibt der Papstbiograph.


New York City (kath.net/jg)
Die Missbrauchsskandale seien ein Aufruf an die katholische Kirche zu einem großen Reinigungsprozess, der durch einen radikaleren Glauben an Christus, die katholische Lehre und die katholische Mission geschehen könne. Das schreibt der katholische Autor und Papst-Biograph George Weigel in einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal.

Der katholische Glaube vertraue zuerst auf Jesus Christus, der das „Licht der Völker“ sei, wie es im Titel eines der Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils zum Ausdruck komme. Das Vertrauen in die Institution Kirche folge aus dem Vertrauen auf Christus. Wenn das Vertrauen in die Institution verloren gegangen sei, wie es in den letzten beiden Jahrtausenden öfters vorgekommen sei, dann sei es notwendig, sich auf das Fundament des katholischen Glaubens zu besinnen, auf Jesus Christus.

Bischöfe, die in ihrer Verantwortung als Lehrer, Hirte und Verwalter versagt hätten, hätten typischerweise die Bewahrung der Institutionen vor die Evangelisierung gestellt. Es sei ihnen wichtiger gewesen, dass die katholische Maschinerie gut geölt laufe, wenn notwendig auch mit Hilfe von Kompromissen bei Wahrheit und Disziplin, als den Menschen die Freundschaft mit Christus und die manchmal unangenehmen Wahrheiten, welche die Kirche von ihm gelernt habe, zu verkünden, analysiert Weigel.

Der „Katholizismus der Bewahrung von Institutionen“ müsse nun zu Ende sein, verlangt er. Die lebendigsten Teile der Kirche seien dort zu finden, wo die Gläubigen die katholische Lehre ohne Einschränkungen angenommen hätten und verstanden hätten, dass die Weitergabe des Glaubens dazu gehöre. Diese Katholiken würden in der gegenwärtigen Situation zwar Kritik äußern, ihr Glaube sei aber nicht erschüttert. Von ihnen erwartet sich Weigel die notwendige Reform der Kirche.

Zum „institutionenbewahrenden Katholizismus“ zählt Weigel ausdrücklich auch die Hinhaltetaktik von Bischöfen, die nicht bereit seien, kritische Fragen zu beantworten, seien sie nun in den USA oder in Rom stationiert.



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