19. September 2018 in Chronik
Nachrichtenagentur AP rollt Causa des argentinischen Pädophilenpriesters Grassi und Nicht-Handeln von Erzbischof Bergoglio auf, bringt Papst noch mehr unter Druck Es sei die "größte Krise seines Papsttums" - Missbrauchsopfer möchte Papst treffen
Buenos Aires (kath.net)
Papst Franziskus gerät wegen seines Nicht-Handels bei argentinischen Missbrauchsopfern und der Deckung eines Pädophilenpriester noch mehr unter Druck. Am gestrigen Dienstag hat die AP, einer der wichtigsten Nachrichtenagenturen der Welt, den Fall thematisch aufgegriffen und von der "größten Krise seines Papsttums" gesprochen. Franziskus habe laut der Agentur im Jahr 2010 als damaliger Erzbischof Bergoglio (Archivfoto) eine 2000-Seite-umfassende forensische Untersuchung finanzieren lassen, um den pädophilen Priester Julio Grassi vor dem Gefängnis zu bewahren. In der Studie wird behauptet, der Priester sei unschuldig und die Opfer würden lügen. Die Studie, die ursprünglich nur für den internen kirchlichen Bereich vorgesehen war, ist inzwischen unter anderem im Besitz der Agentur. Grassi wurde später zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, 2017 wurde das Urteil vom Obersten Gerichtshof des Landes noch einmal bestätigt. Die Agentur selbst habe beim Vatikan eine Anfrage um einen Kommentar zu der Causa gestellt, aber keine Antworten bekommen.
Gabriel, einer der Opfer des pädophilen Priesters, erklärte im Interview mit der AP, dass er noch immer darauf warte, dass Franziskus seinen Schmerz anerkenne. "Ich wünsche mir, dass die Kirche dazu etwas sagt, auch wenn ich es nicht erwarte. Niemand hat sich bis jetzt bei mir gemeldet. Niemanden hat es gekümmert."
Grassi war zwar nicht Priester des damaligen Erzbischofs Bergoglio, wurde aber abgesehen von der Finanzierung der Studie von diesem auch medial im Vorfeld des Prozesses verbal verteidigt. So sprach dieser von "informativer Boshaftigkeit" und einer "Verurteilung durch die Medien".
Gabriel teilte gegenüber der AP auch mit, dass er nach dem Konklave Papst Franziskus einen Brief geschrieben habe und über die Nuntiatur zu ihm habe schicken lassen. Er habe sich klar als Missbrauchsopfer deklariert und dem Papst klar gemacht, dass gerichtlich geschützte Details seines Missbrauchsfalls von der kirchlichen Studie an die Öffentlichkeit getragen wurde und er dadurch persönlich verleumdet wurde. "Ich habe gelitten und leide noch immer!"
Gabriel appelliert dann für ein Gespräch mit Franziskus. Er hoffe, dass dieser Mitgefühl habe und ihm helfe, den Glauben wieder zu entdecken.
Bis zum heutigen Tag bekam er von Franziskus keine Antwort. Von der Nuntiatur in Argentinien wurden er laut Darstellung seines Anwalts bedroht. Der Fall Grassi wird übrigens derzeit von der Glaubenskongregation behandelt.
Der Fall "Grassi" habe laut AP durchaus Parallelen zum Missbrauchsskandal der chilenischen Bischofskonferenz. Auch dort habe Franziskus zuerst die Opfer diskreditiert und ihre Aussagen als "Verleumdung" dargestellt, erst nach medialem Druck habe er Fehler eingestanden.
Gabriel wird abschließend zitiert: "Ich bin Katholik, aber ja, es gibt Momente, in denen ich nicht weiß, ob mich die Kirche repräsentiert."
Dazu auch der kath.net-ArtikelL ZDF: Lügt Franziskus gegenüber Journalisten?
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