Lebensschützer Hüppe spricht auf Bischofseinladung beim Jahresempfang

10. Oktober 2018 in Prolife


Augsburger Bischof Zdarsa kritisiert, dass sich Lebensschützer „zuweilen sogar psychischen und physischen Repressionen“ und „lautstarker Anfeindung“ ausgesetzt sehen – Es ist „kein Zeichen von Toleranz und liberaler Weite, wenn alles erlaubt ist“


Augsburg (kath.net/pba) kath.net dokumentiert die Begrüßung, Vorstellung und thematische Einführung zum Referenten Hubert Hüppe durch Bischof Konrad Zdarsa zum Jahresempfang des Bischofs am 8.10.2018 in voller Länge – Es gilt das gesprochene Wort

Herzlich darf ich den Ehrengast und Festredner des heutigen Jahresempfanges willkommen heißen – ich freue mich ganz besonders, Herrn Hubert Hüppe begrüßen zu dürfen!

Hubert Hüppe war lange Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages (1991-2009; 2012-2017). Er setzt sich privat, beruflich und ehrenamtlich in herausragender Weise für das Recht auf Leben und für die Rechte behinderter Menschen ein. Seine hohe Kompetenz bewies er als stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen Medizin (1998-2005), als behindertenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (2002-2009) und als Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen (2010-2014). Hubert Hüppe wurde im Jahre 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Der Vater dreier Kinder, auch eines adoptierten Sohnes mit Behinderung, ist ein überzeugter und überzeugender Verteidiger einer Kultur des Lebens.

Die Verteidigung einer Kultur des Lebens gegenüber einer allgegenwärtigen Kultur des Todes, diese Gegenüberstellung geht auf Papst Johannes Paul II. zurück, wird heute zunehmend zur Angelegenheit einer nicht selten lautstark angefeindeten Minderheit. Das musste unser Festredner beim „Marsch für das Leben“ 2014 am eigenen Leib erfahren.

Wer heute für den bedingungslosen Schutz des noch ungeborenen, des kranken, leidenden und sterbenden Lebens eintritt, wird erstaunlicherweise mitunter als Feind der Freiheit und als Gegner der Selbstbestimmung des Menschen angesehen und sieht sich zuweilen sogar psychischen und physischen Repressionen ausgesetzt. Dabei ist es gerade kein Zeichen von besonderer Toleranz und liberaler Weite, wenn alles erlaubt ist, was möglich ist, wenn der Mensch sich in vermeintlicher Freiheit und vermeintlicher Selbstbestimmung gegen seine Natur und letztlich gegen sich selbst wendet – dies ist in Ermangelung von Prinzipien vielmehr ein Zeichen von kulturellem Verfall.

Die Argumente sind – so sollte man meinen – sämtlich ausgetauscht: es kann nie einen rechtfertigenden Grund geben, einen unschuldigen Menschen, in welchem Stadium seines Lebens und in welcher Verfassung auch immer, direkt und aktiv zu töten. Dies ist in seiner Würde begründet, die, wie unser Grundgesetz hervorhebt, unantastbar ist. Der Mensch hat, so Immanuel Kant, keinen Preis, wie etwas, an dessen Stelle ein Äquivalent gesetzt werden kann, was also immer relativ ist im Verhältnis zu anderem, das einen Preis hat; der Mensch ist über allen Preis erhaben – er hat eine Würde.1 Diese Würde kommt dem Menschen als Mensch zu. Deutschland hat – oder besser wohl: hätte – in dieser Hinsicht eine ganz besondere Verpflichtung nicht nur als Mahner!

Darauf wies auch Hubert Hüppe in einer Ansprache auf dem „Marsch für das Leben“ (2014) hin, als er mit warnendem Blick auf die selektive Stoßrichtung der Pränataldiagnostik, sagte, er habe geglaubt, in Deutschland würde so etwas nie wieder legal werden.

In einer Gesellschaft, in der das Lebensrecht des Menschen verhandelbar geworden und damit nicht mehr selbstverständlich ist, ist etwas grundsätzlich aus der Ordnung geraten. Denn das Verhältnis einer Gesellschaft zum menschlichen Leben ist ein untrüglicher Indikator für deren sittliches und kulturelles Niveau.

So hat das, was Papst Johannes Paul II. über die Würde des menschlichen Lebens gesagt hat, an brennender Aktualität nichts verloren: „das ‚Recht‘ hört auf Recht zu sein, weil es sich nicht mehr fest auf die unantastbare Würde der Person gründet, sondern dem Willen des Stärkeren unterworfen wird. Auf diese Weise beschreitet die Demokratie ungeachtet ihrer Regeln den Weg eines substantiellen Totalitarismus. Der Staat ist nicht mehr das ‚gemeinsame Haus‘, in dem alle nach den Prinzipien wesentlicher Gleichheit leben können, sondern er verwandelt sich in einen tyrannischen Staat, der sich anmaßt, im Namen einer allgemeinen Nützlichkeit – die in Wirklichkeit nichts anderes als das Interesse einiger weniger ist – über das Leben der Schwächsten und Schutzlosesten, vom ungeborenen Kind bis zum alten Menschen, verfügen zu können.“ (Enzyklika Evangelium vitae, 20)2

Diese Gedanken nahm auch Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache vor dem Deutschen Bundestag (22. September 2011) auf und ließ sie in dem Appell münden: „Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen.“3

Herr Hubert Hüppe hat sich dieser Maxime – dem Recht zu dienen und dem Unrecht zu wehren – verschrieben: ich freue mich sehr auf seinen Festvortrag „Der achte Tag der Schöpfung – Wie wir mit dem Leben umgehen“ und wir dürfen gespannt sein auf seine Ausführungen!

1 vgl. Kant, Immanuel, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Hamburg: Meiner, 61 f. (434 f.)
2 Papst Johannes Paul II., Enzyklika Evangelium vitae über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens, 25. März 1995, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 120
3 Ansprache Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag, in: Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Berlin, Erfurt und Freiburg, 22.-25. September 2011, Predigten, Ansprachen, Grußworte, in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 189, 28. September 2011, hrsg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2011, 31 f.

Bischof Konrad Zdarsa/Augsburg und der frühere Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe beim Jahresempfang des Bischofs


Foto Bischof Zdarsa und der frühere Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe (c) Annette Zoepf / pba


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