6. Dezember 2018 in Weltkirche
George Weigel: Das Mantra, es gehe bei dieser ganzen Krise um Kinderschutz, vermeidet die harte Tatsache, dass in den USA und in Deutschland die große Mehrheit der Klerikertäter männliche Jugendliche und jung erwachsene Männer missbrauchten
Washington D.C. (kath.net/pl) Es war nie eine Pädophilie-Krise, obwohl seit 2002 die Sprache der Weltmedien größtenteils darauf zementiert wurde. Das Mantra, dass es bei dieser ganzen Krise und beim Februar-Treffen um den Kinderschutz gehe, vermeidet die harte Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten und in Deutschland (für diese beiden Länder liegen die größten Datenmengen [zu sexuellem Missbrauch] vor) die überwältigende Mehrheit der Kleriker sexuell dysfunktionale Priester waren, die männliche Jugendliche und jung erwachsene Männer missbrauchten. Darauf weist der US-amerikanische Katholik, Autor, politische Analytiker und Biograph von Papst Johannes Paul II. in einem Kommentar im US-amerikanischen ökumenischen Magazin First Things hin. Wenn das für Februar im Vatikan angesetzte Krisentreffen zu sexuellem Missbrauch dies nicht wahrnehme, werde es scheitern.
Die Erkenntnisse aus Irland und Quebec belegen, dass sexueller Missbrauch in der vorkonziliaren Kirche vorgekommen ist. Trotzdem deuten die Daten darauf hin, dass es in den späten 1960er, 1970er und 1980er Jahren einen erheblichen Missbrauchsanstieg gab: Jahrzehnte, in denen unter den Priestern der Widerspruch zur festgeschriebenen katholischen Morallehre wuchs, was von vielen Bischöfen stillschweigend geduldet wurde, um den Frieden zu erhalten. Doch sei diese Appeasement-Strategie katastrophal gewesen, urteilte Weigel. Die für die Vorbereitung des Februar-Treffens Verantwortlichen sagten, dass die Kirche einen Kulturwandel brauche, berichtete Weigel und fragte: Gehört das auch dazu, die Kultur der Andersdenkenden zu ändern, die scheinbar dazu beigetragen haben, die Anzahl missbräuchlicher Geistlicher und böswilliger Bischöfe zu erhöhen? Dann sollten die im Februar in Rom versammelten Bischöfe einen klaren Aufruf zur Treue zu den kirchlichen Lehren über die Ethik der menschlichen Liebe ausrufen, wie dies im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) und in der Theologie des Leibes von Johannes Paul II. erläutert ist.
Die Missbrauchskrise könne nicht einfach dem sogenannten Klerikalismus zugeschrieben werden, so Weigel. Klerikalismus könne zwar sexuellen Missbrauch erleichtern, doch er verursache ihn nicht.
Das Missbrauchskrisentreffen im Vatikan sollte außerdem vermeiden, die Hierarchiekarte auszuspielen, schrieb Weigel. Es schade der bischöflichen Autorität nicht, wenn Laienwissen genutzt werde. Im Gegenteil, das Laienwissen sei unerlässlich, wenn es darum geht, an die Fakten heranzukommen und die völlig zerrüttete Glaubwürdigkeit in viele Bischöfen und in den Vatikan wiederherzustellen. Die Leitung der US-Bischofskonferenz habe dies verstanden, auch sei die Mehrheit der amerikanischen Bischöfe bereit gewesen, mit ernsthaften Abhilfemaßnahmen nach diesem Verständnis vorzugehen. Das Treffen im Februar muss über diese Mittel informiert werden. Außerdem sollte überlegt werden, wie die römische Autokratie eine sehr schlechte Situation weiter verschlimmert hat, schloss Weigel unter Bezug auf das in letzter Minute eingetroffene und unerwartete Veto des Vatikans, dass die US-amerikanische Bischofskonferenz den eigenen fertig vorbereiteten, energischen Maßnahmenplan gegen Missbrauch und Vertuschung (auch durch Kardinäle und Bischöfe) durch Abstimmung in Geltung setzte, kath.net hat berichtet.
Link zum Beitrag in First Things: George Weigel: "Avoiding Another Roman Fiasco In February".
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