10. Dezember 2018 in Kommentar
Die Einführung von viri probati ist der Traum alter Männer wie Paul Zulehner, die aber kaum ein Echo bei jungen Menschen finden.- Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Wer den Namen des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner zusammen mit Begriffen wie Zölibat oder viri pobati googelt, findet Einträge aus den Kindertagen des Internet und viel ältere Belegstellen. Erst jüngst wieder wies der Theologe darauf hin, daß nach der kommenden Amazonassynode der Papst endlich die Weihe von viri probati zulassen werde. Er ist nicht der einzige, der damit rechnet. Er ist nicht der einzige der seit Jahrzehnten wider den Zölibat streitet.
Der Zölibat, dieses massive Feindbild einer ganzen Generation von Theologen, hat die Stürme des zweiten Vatikanums überlebt. Er hat die wilden siebziger Jahre überlebt. Er hat die kritische Anfrage zum Beispiel eines jungen Theologen namens Joseph Ratzinger bestanden, der selber und erschöpfend die Antwort geben konnte, indem er den Zölibat als die dem Priesterstand angemessene Lebensform erwiesen hat. Alle Päpste vor, während und nach dem letzten Konzil haben die zölibatäre Lebensweise der Priester als sinnvoll und angemessen bestätigt.
Dennoch hat es nie aufgehört.
Theologieprofessoren, Laienfunktionäre, einige Priester und natürlich die weltliche Presse blasen zum Sturm auf die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Von älteren Priestern hört man, sie seien damals Ende der 60er ins Priesterseminar gegangen und man sei sich einig gewesen, dass der Zölibat in den nächsten fünf Jahren fallen werde. Ein (oft genug) frustriertes Priesterleben später gibt es ihn immer noch. So manche nominelle Haushälterin blieb Haushälterin.
So lange dieser Kampf um, für und gegen den Zölibat währt, so lange währt schon ein Traum. Der Traum von viri probati ist der Traum davon, eine Hintertür zu finden, den Zölibat formell zu erhalten, ihn aber de facto nicht mehr oder nur noch ausnahmsweise zu praktizieren. Die Weihe ist ein Ehehindernis. Kein geweihter Priester kann einfach so gültig heiraten. Die Ehe allerdings ist kein Weihehindernis. Wir kennen verheiratete Geweihte als ständige Diakone. Voraussetzung ist, ein vir probatus zu sein. Mindestalter 35 Jahre, verheiratet, gläubig und von gutem Ruf.
Verheiratete ständige Diakone sind viri probati. Dies Modell, so denkt man sich, könnte auch ein Modell sein, dem angeblich so drängenden Priestermangel abzuhelfen. Das ist falsch gedacht. Auffällig ist, dass es vor allem die sogenannte Konzilsgeneration ist, die diesen Traum träum. Es sind vor allem ältere Männer. Auch der ständige Diakonat, der sich keinesfalls übergroßer Beliebtheit erfreut ist oft genug ein Job für ältere Herren. Einen Sakristeideal sei so mancher Diakonat, so hört man zuweilen. Wenn der Pfarrer die Taufen, Trauungen und Beerdigungen nicht mehr schafft, findet sich vielleicht ein engagierter Mann in den Fünfzigern, der das noch macht. Fernkurs Theologie, Diakonatskurs und schwupps ist man nach drei bis fünf Jahren Diakon. Mag jede Gemeinde froh sein, die einen hat. Viele Diakone sind wirklich ein Segen für Gemeinde. Doch oft genug ist der Diakon nicht Diakon sondern de facto Hilfspastor ohne Zelebrationsrecht.
Und da löst sich die Wolke um den Wunsch nach viri probati auf. Man wünscht sich Hilfspastöre mit Zelebrationsrecht. Ein verständlicher Wunsch, ganz sicher. Doch eines sollte man sich klar machen. Die Einführung von viri probati bescherte uns nichts anderes als einige älterer Priester mit mäßiger Theologie und dem betulichen Schwung des Alters.
Mangels Masse wird es wohl kaum viele jüngere Männer in dieses Amt ziehen. Sofern man überhaupt als junge Familie eine Bindung an den Glauben und die Gemeinde hat, wird sich der Mann in der Zeit, wo die Kinder klein sind, das Haus gebaut und der Lebensstandard erarbeitet werden will, kaum ein Priesteramt aufbürden lassen. Ohnehin sind junge Familien in unserer Zeit arg gebeutelt. Kaum kann eine Familie vom Einkommen eines Verdieners leben. Und dann noch so ein Amt? Wohl kaum.
Es bleibt dabei. Die Einführung von viri probati ist der Traum alter Männer, die aber kaum ein Echo bei jungen Menschen finden. Wollen wir wirklich mehr alte Priester? Wollen wir ein Zweiklassenpresbytariat? Denn auch das ist Fakt, in Zeiten riesiger pastoraler Räume wird wohl kaum ein frisch geweihter Senior (leitender) Pfarrer werden.
Allen Unsicherheiten zum Trotz bleibt es dabei, dass der Zölibat die dem Priester angemessene Lebensform ist. So lehren es alle Päpste seit Jahrzehnten. Und so wird es bleiben. Möge der Traum der alten Männer bald ausgeträumt sein.
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