9. Dezember 2018 in Chronik
Interdisziplinäres Forscherteam analysierte 1.800 Jahre alte Knochenreste vom Hemmaberg in Kärnten - Dort gab es bis zum Jahr 600 bedeutsame Heiligenverehrung - VIDEOS
Wien (kath.net/KAP) Forscher des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) konnten das Rätsel um die Reliquie vom Hemmaberg in Kärnten lösen: Bei den rund 1.800 Jahre alten Knochenresten, die 1991 unter dem Altar einer Kirche in einem Schrein aus Stein entdeckt wurden, handle es sich um die älteste Heilige Österreichs. Dieses Ergebnis eines interdisziplinären Forscherteams, das den Fund seit 2016 untersuchte, wurde diese Woche in dem Buch "Die Heilige vom Hemmaberg. Cold Case einer Reliquie" veröffentlicht. Die Wissenschaftler gaben in einer Aussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Details wie die besondere genetische Herkunft und die beschwerlichen Lebensbedingungen der als "älteste Heilige Österreichs" titulierten Verstorbenen bekannt.
Laut dem Forscherteam unter der Leitung von Sabine Ladstätter und Michaela Binder vom ÖAI stamme die Reliquie von einer Frau, die in der Zeit der frühen Christenverfolgungen in der Region lebte und im 1. oder 2. Jahrhundert verstarb. Obwohl die Nische, in der der Schrein mit den Knochenresten gefunden wurde, früh beraubt und zerstört wurde, konnten die Experten feststellen, dass es sich um eine Frau handelte, die im Alter zwischen 35 und 50 Jahren verstarb.
Mittels wissenschaftlicher Methoden wie einer C14-Analyse sowie Isotopenuntersuchungen der menschlichen Knochen konnten die Wissenschaftler das hohe Alter der Reliquie feststellen. Eine genaue Todesursache lasse sich aus dem Skelett aber nicht ableiten, hieß es. Laut bioarchäologischen Untersuchungen soll die Frau von Kindheit an unter Krankheiten gelitten und zu Lebzeiten starken körperlichen Belastungen ausgesetzt gewesen sein.
Heiligenlegende nicht überliefert
Für die Gläubigen sei die "Heilige vom Hemmaberg" einen Märtyrertod gestorben, der ihren menschlichen Überresten spirituelle Kraft verlieh, teilten die Forscher mit. Es gebe aber keine überlieferte Heiligenlegende, die ihren Namen oder ihre Todesumstände beschreibt. Die Reliquien der rund 1.800 Jahre alten Heiligen sollen am Hemmaberg bereits im frühen Christentum verehrt worden sein. Der Wallfahrtsort entwickelte sich im 6. Jahrhundert zu einer bedeutenden Pilgerstätte. So war der Andrang der Pilger so groß, dass zwei Doppelkirchenanlagen, zahlreiche Pilgerunterkünfte, Platzanlagen und Nebengebäuden errichtet wurden. "Da die Bedeutung frühchristlicher Pilgerheiligtümer unmittelbar mit der Strahlkraft der dort verehrten Heiligen verbunden war, wurden auch am Hemmaberg mehrere Kirchen mit Reliquien ausgestattet", meinte das Forscherteam in der Aussendung.
Die Heiligenverehrung am Hemmaberg soll jedoch bereits um 600 n.Chr wieder beendet worden sein, so die Wissenschaftler: Im Zuge der Einwanderung der zu diesem Zeitpunkt noch heidnischen Slawen wurde der Wallfahrtsort zerstört. Heute befinden sich die Gebeine der Heiligen wieder am Hemmaberg, in der Kirche der Heiligen Hemma und Dorothea.
Das im Verlag Holzhausen neu erschienene Buch "Die Heilige vom Hemmaberg. Cold Case einer Reliquie" zeigt u.a die Methoden und Analyseverfahren rund um die "älteste Heilige Österreichs".
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