Zollitsch-Satz ist „sehr katholisch“

10. Dezember 2018 in Deutschland


„Christ & Welt“: Der emeritierte Freiburger Bischof Zollitsch sage, er sei nur seinem Gewissen und Gott verantwortlich, doch übersehe „Zollitsch wie viele seiner Mitbrüder“ dabei, dass es auch eine juristische und moralische Verantwortung gebe.


Freiburg (kath.net) Der frühere Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, werde in der Frage der Verantwortung für den sexuellen Missbrauch und seiner Vertuschung in seinem Bistum nie „konkret“. So kommentieren Fabia Klask und Raoul Löbbert in der als Beilage in der „Zeit“ scheinenden Zeitschrift „Christ & Welt“ in ihrem Vorspann ihre Transkribierung eines Interviews mit Zollitsch. Das Videointerview trage – trotz aller Ernsthaftigkeit der Verzeihungsbitte von Zollitsch – „so gut wie nichts“ zur Aufarbeitung bei. Zollitsch flüchte „an besonders heiklen Stellen“ sogar in das „Wir“ und behauptet, er habe nie allein entschieden, sondern, Zitat Zollitsch, „Wir waren alle beteiligt.“. Doch erläutere er nicht, wer sich hinter diesem „Wir“ verberge. Dies mache den Satz des früheren DBK-Vorsitzende brisant, denn nun „wird kein Bischof mehr behaupten können, er selbst habe sich nichts vorzuwerfen“.

Auch ein weiterer Zollitsch-Satz habe bleibende Bedeutung, „denn er ist sehr katholisch“. Zollitsch sage nämlich, er sei nur seinem Gewissen und Gott verantwortlich. „Dieser Satz spiegelt ein Selbstverständnis, das nur eine Verantwortlichkeit kennt – die des Sünders gegenüber dem Herrn“, kommentieren die beiden Autoren weiter. Doch übersehe „Zollitsch wie viele seiner Mitbrüder“ dabei, „dass Verantwortung auf Erden viele Gesichter hat und es neben der juristischen auch eine moralische Verantwortung gibt gegenüber den Opfern und der Gesellschaft.“ Der Satz – egal „ob bewusst gewählt oder nicht“, lasse „die vormalige Entschuldigung in anderem Licht erscheinen. So als wolle Zollitsch sich selbst von Schuld freisprechen“, indem er einerseits die Verantwortung „zur privaten Glaubenssache“ erkläre und sie andererseits „auf möglichst viele Schultern“ verteile.

Das Interview mit dem Hamburger Journalistenbüro „Crimespot“ sei kurzfristig von Zollitschs Anwalt organisiert worden, so erläuterten die beiden Autoren, „offenbar fürchtete man kritische Anfragen und organisierte das Interview deshalb lieber selbst.“

Zollitsch war von seinem Amtsnachfolger, dem aktuellen Erzbischof von Freiburg Stephan Burger, öffentlich für seinen Umgang mit einem Missbrauchsfall durch einen katholischen Priester im Schwarzwald kritisiert worden. Dort soll es durch den Pfarrer systematischen Missbrauch an mindestens 60 Kindern gegeben haben, kath.net hat berichtet.

Link zum „Christ & Welt“-Beitrag in voller Länge:
Robert Zollitsch: "Wir waren alle beteiligt"

Archivfoto Erzbischof Zollitsch (c) Andreas Gerhardt/Erzbistum Freiburg


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