13. Dezember 2018 in Spirituelles
Bischof em. Heinz Josef Algermissen spendete der Gemeindereferentin Eva-Maria Baumgarten in Eckweisbach die Jungfrauenweihe
Hilders-Eckweisbach (kath.net/pbf) Ein besonderer Tag für die Kirche von Fulda wurde am Hochfest der ohne Erbsünde empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria gefeiert: In der Michaelskirche in Eckweisbach empfing die Gemeindereferentin Eva-Maria Baumgarten durch den früheren Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen die Jungfrauenweihe. Durch das Versprechen, dass Eva-Maria Baumgarten dabei abgab, habe sie einen eigenen Stand (Ordo virginum) als Virgo consecrata (Gott geweihte Jungfrau) in der Kirche erlangt, betonte Algermissen in seiner Predigt.
Die Liturgie und der Weiheritus waren eindrucksvolle Zeichen der Jungfrauenweihe. Mit bewegenden Bildern wurde in der vollbesetzten Michaelskirche die Bedeutung nicht nur für die Weihekandidatin, sondern auch für die Gemeinde und die ganze Kirche in den Blick gerückt und ausgedeutet. Die Verkündigung über die Berufung zu einem Leben in Jungfräulichkeit und auch die liturgische Ausgestaltung der Jungfrauenweihe erinnern immer wieder an das Bild der bräutlichen Liebe zwischen Christus und seiner Kirche. durch Ihren Verzicht auf die ehe suchen Sie einzig das, was das Sakrament der Ehe bedeutet: die Verbindung Christi mit seiner Kirche, so Bischof Algermissen.
Zu Beginn der Messfeier konnte Pfarrer Carsten Noll neben dem Bischof und der Kandidatin und ihrer Familie auch zahlreiche konzelebrierende Priester begrüßen. Danach wurde die Kandidatin vorgestellt und die Weihekerze entzündet. Nach der Predigt des Bischofs fand die eigentliche Jungfrauenweihe statt. Sie wurde eingeleitet mit einem Heilig-Geist-Lied und dem Versprechen der Jungfrau, sich und ihr Leben Gott zu weihen. Danach wurde knieend die Allerheiligen-Litanei gebetet, während der die Kandidatin als Zeichen der Ganzhingabe lang ausgetreckt auf dem Boden lag. Nach der Erneuerung des Vorsatzes der Jungfräulichkeit und dem Weihegebiet überreichte der Bischof der Jungfrau als Insignien den Ring (Zeichen der bräutlichen Bindung) und das Stundenbuch (Zeichen der kirchlichen Bindung). Das Glaubensbekenntnis schloss den Ritus ab.
Eva-Maria Baumgarten habe die zarten Klopfzeichen (Gott klopft nicht pochend) nicht nur wahrgenommen, sondern sie habe sich auch auf den Ruf Gottes (ein reines Gnadengeschenk seiner Liebe) eingelassen, sagte der Bischof. Ihre Entscheidung ist tatsächlich mit funktionalen Erwägungen nicht zu begründen. Hinter Ihrem Entschluss steht viel mehr Ihre ganz persönliche Lebens- und Heilsgeschichte, so der Bischof. Dabei sei das Versprechen der Jungfräulichkeit nicht so zu verstehen, als wäre der damit verbundene Verzicht auf Ehe und Familie schon in sich selbst gut und wertvoll, sagte Algermissen. Er wird erst verständlich und sinnvoll, wenn er Ausdruck einer größeren Liebe ist. Nur die Liebe zu Jesus Christus kann die christliche Jungfräulichkeit sinnvoll begründen und rechtfertigen.
Zugleich machte der Bischof deutlich, dass das Versprechen von Eva-Maria Baumgarten, dass er als Bischof der Kirche annehmen darf, mehr ist als ein Akt persönlicher, individueller Frömmigkeit. Baumgarten stelle in besonderer Weise und in offizieller Sendung die Kirche dar. Die Jungfrauenweihe sei dabei nicht eigenes, menschliches Tun, sondern Gottes Handeln an Menschen, betonte Algermissen. Gott weiht und heiligt einen Menschen. Durch sein Leben ist ein Zeichen der Verfügbarkeit für Gott, für die Kirche, für die Menschen in den Gemeinden des Pastoralverbundes und die Menschen Ihrer Umgebung überhaupt, sagte er. Bei einer Gott geweihten Jungfrau könne daher mit Fug und Recht von einem geistlichen Beruf gesprochen werden, der vom Geist Gottes gewirkt, von ihm geprägt und getragen sowie auf ihn hin bezogen sei.
Ausdruck des geistlichen Dienstes der Gott geweihten Jungfrau ist unter anderem die Verpflichtung zum kirchlichen Stundengebet. Dieses Lob Gottes und Beten für Menschen sei ein Ausdruck der Treue, sagte Algermissen.
Stichwort: Jungfrauenweihe
Wer an Berufung in die Nachfolge Jesu denkt, denkt meist zuerst an Priester, Mönche oder Nonnen. Berufung zur Nachfolge ist aber vielfältiger und nimmt die verschiedenen Lebenswirklichkeiten der Menschen ernst. So kennt die Kirche unterschiedliche Stände, in denen Menschen in ihrer je eigenen Art und Weise Nachfolge leben: Eheleute, Bischöfe, Priester, Ordensleute. Eine eher unbekannte Form des geweihten Lebens in der Kirche ist das Leben als Virgo consecrata gottgeweihte Jungfrau. Bereits Paulus erwähnt in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth, dass es in der Zeit der Urkirche Frauen gibt, die um des Himmelreiches willen ehelos leben, sich ganz der Sache Jesu verschrieben haben und in der Nachfolge des Herrn leben. In den ersten Jahrhunderten der Kirche lebten diese Frauen zurückgezogen im Kontext ihrer Familien, widmeten sich besonders der Sorge um die Armen und pflegten ein intensives geistliches Leben. Als dann die ersten Mönchsgemeinschaften entstanden, wuchs auch bei den gottgeweihten Jungfrauen der Wunsch, sich in Klöstern zusammenzuschließe, und nach und nach verschwand der Stand der gottgeweihten Jungfrauen.
Erst durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) rückte diese Lebensform wieder in das Blickfeld der Kirche. Zwar entwickelten sich am Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Säkularinstitute, in denen Frauen inmitten der Welt leben, aber diese bilden dennoch Gemeinschaften und leben je eigene Formen der Spiritualität. Merkmal der Berufung zur gottgeweihten Jungfrau ist es, dass es sich bei dieser Lebensform um eine Einzelberufung handelt, die nicht an ein Kloster oder eine Gemeinschaft gebunden ist. Durch die vom Bischof gespendete Weihe wird die jungfräuliche Lebenshingabe an Christus von der Kirche öffentlich angenommen und bestätigt. Der Ritus der Jungfrauenweihe geht auf die Zeit der Urkirche zurück und ist Ausdruck der bräutlichen und unzertrennlichen Liebe zwischen Christus und seiner Kirche.
Bischof em. Algermissen/Fulda weihte Gemeindereferentin Eva-Maria Baumgarten zur Jungfrau. Mit dabei Pfarrer Carsten Noll
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