20. Jänner 2019 in Deutschland
Bischof Hanke: Die Kirchengeschichte zeigt, dass durch die Homöopathisierung des Anspruchs des Evangeliums kein geistliches Wachstum entsteht. Aber bedeutet die derzeitige Gestalt der Kirchensteuer nicht ein enges Junktim von Gnade und Geld?
Eichstätt. (kath.net/pde) Mehr Zeugenschaft und Nachfolge Jesu, weniger Institution und Verfasstheit: für diese Perspektive einer Erneuerung der Kirche hat sich Bischof Gregor Maria Hanke beim Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt ausgesprochen. Das bedeute auch bereit zu sein, auf Privilegien zu verzichten, die ohnehin bald nicht mehr der demographischen Realität des Christentums in der Gesellschaft entsprechen, so der Bischof von Eichstätt. Weniger auf die Absicherung der Kirche durch Geld und Institutionalisierung zu setzen und eine bescheidenere, ja eine ärmere Kirche zu wagen - das schlösse wohl auch ein, über die Zukunft der Kirchensteuer nachzudenken. Zwar habe die Kirche vielfältige Pflichten und Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und könne deshalb nicht von heute auf morgen aus dem gewachsenen System aussteigen. Aber bedeutet die derzeitige Gestalt der Kirchensteuer nicht ein enges Junktim von Gnade und Geld?
Die notwendige geistliche Erneuerung der Kirche ist nach den Worten von Bischof Hanke nicht zu erreichen, wenn wir an Kirche und Glaube herumschrauben, als ginge es um ein Parteiprogramm, das es mehrheitsfähig zu machen gilt. Die Kirchengeschichte zeige, dass durch die Homöopathisierung des Anspruchs des Evangeliums kein geistliches Wachstum entsteht. Eben so wenig sei es ein Weg in einen geistlichen Aufbruch, wenn man unter Verweis auf den sexuellen Missbrauch nun eine kirchenpolitische Agenda abarbeiten wolle, die längst vorher in der Schublade lag.
In seiner Rede sprach sich der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt, Christian Gärtner, für mehr Agilität in Kirche, Politik und Gesellschaft aus. So warb er für die wirksame Verkündung des Evangeliums für eine agile Pastoral: Jeder und jede von uns Getauften und Gefirmten muss sich dafür mitverantwortlich fühlen, der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben. Dadurch könne es vielleicht gelingen, das angeschlagene Vertrauen in die Kirche bei den Menschen zurückzugewinnen.
Foto: (C) PDE
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