Bischof Barron: Die satanische Seite des Internets

23. Jänner 2019 in Chronik


Die Affäre um die Schüler der Covington Catholic High School zeige wie schnell sich die Massen über das Internet mobilisieren lassen, um Unschuldige zu verurteilen.


Los Angeles (kath.net/jg)
Der Fall der Schüler der Covington Catholic High School zeige eine wahrhaft satanische Seite des Internets, schreibt Robert Barron, Gründer von Word on Fire und Weihbischof von Los Angeles.

Als er von dem Vorfall zum ersten Mal erfahren habe, hätten bereits mehr als 50.000 Personen ihre Kommentare abgegeben. Sie seien fast ausschließlich negativ gewesen, viele hätten zu Vergeltungsmaßnahmen gegen den jungen Mann aufgerufen, der in dem Video zu sehen ist. Sein Name, seine Adresse und die E-Mail Adressen seiner Eltern, seiner Schule und seiner Diözese seien veröffentlicht worden.

Diese Welle an Aggression habe ihn an den Sündenbock-Mechanismus erinnert, den der französisch-amerikanische Literaturwissenschaftler und Philosoph René Girard beschrieben hat. Wenn in einer Gruppe Spannungen entstehen, würde die Suche nach einem Sündenbock beginnen, nach jemand, dem man die Schuld geben könne. Sei dieser gefunden, sammle sich die Gruppe gegen ihn. Der gemeinsame Hass gegen den Sündenbock werde zum Ersatz für die verlorene Einheit. Indem sie den Sündenbock isoliere und schließlich vertreibe, hoffe die Gruppe, ihre innere Ordnung wieder zu gewinnen.

Girard habe seine Theorie aus Studien über Shakespeare, Dostojewski und anderen Schriftstellern gewonnen. Seine wichtigste Quelle aber sei die Bibel gewesen, die nicht nur das Problem benenne, sondern auch den Weg nach vorne weise. Die Perikope von Jesus und der Ehebrecherin (Joh 8,1-11) zeige sowohl die Sünde als auch die Lösung. Es sei vielsagend, dass der Teufel im Neuen Testament häufig als „Satan“ bezeichnet werde, was auch „Ankläger“ bedeute, schreibt Barron.

Die sozialen Medien seien ein bösartiger Nährboden für den Sündenbock-Mechanismus nach Girard. Die Anonymität, die Leichtigkeit Kommentare zu erstellen und zu verbreiten, die Chance ein großes Publikum zu erreichen, all dies trage dazu bei, dass die sozialen Medien zunehmend zu Fiebersümpfen würden, in denen Hass und Anschuldigung gedeihen würden. Um das Satanische in unserer Kultur zu finden, müsse man nicht Horrorfilme bemühen, es reiche der Blick in die sozialen Medien.

Jeder, der einen Kommentar schreiben wolle, solle sich vorher fragen, ob dies dem ehrlichen Wunsch entspringe, dem oder den Adressaten etwas Gutes zu vermitteln. Wer nur seiner Wut Luft machen, einen Sündenbock suchen oder demonstrieren wolle, wie gut er sei, solle auf den Kommentar verzichten, empfiehlt Weihbischof Barron.


Link zum Artikel von Bischof Robert Barron auf Word on Fire (englisch):

The Internet and Satan’s Game



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