25. Februar 2019 in Chronik
Bischöfe pochen auf Ende der Gewalt und auf Einlass der Hilfskonvois - Jesuit Infante: Regime hat bei den Gewaltexzessen "sein wahres Gesicht gezeigt"
Caracas (kath.net/KAP) Hochrangige Kirchenvertreter haben das Vorgehen des Regimes von Nicolas Maduro gegen Hilfslieferung nach Venezuela stark kritisiert. Die Kirche bete für die Todesopfer, Verletzten und Verhafteten, welche der Einsatz der Sicherheitskräfte an den Grenzen des Landes am Wochenende gefordert habe, erklärte Kardinal Baltazar Porras am Sonntag (Ortszeit) auf Twitter. Die Regierung vollziehe eine "sinnlose Repression", so der Erzbischof von Berida und Apostolischer Administrator von Caracas, und weiter: "Gewalt ist die Waffe der Herzlosen. Möge sich der Hass nicht im Herzen der Venezolaner einnisten." Porras schloss mit der Bitte um "Segen für unser Vaterland und alle, die uns helfen".
Vertreter der venezolanischen Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig vor, für das Feuer auf einer Grenzbrücke verantwortlich zu sein, bei dem am Wochenende von Interimspräsident Juan Guaido koordinierte internationale Hilfskonvois beschossen und Hilfslieferungen verbrannt waren. Insgesamt soll es laut lokalen Medienberichten im ganzen Land mindestens fünf Tote sowie Dutzende Verletzte und Verhaftungen gegeben haben. Ein Schiff mit Hilfsgütern, das aus Puerto Rico in Richtung Venezuela gestartet war, musste nach Drohungen von Machthaber Maduro wieder umkehren.
Die venezolanische Bischofskonferenz postete am Sonntag (Ortszeit) ein Video, bei dem Bischof Felipe Gonzalez, Bischof des Apostolischen Vikariats Caroni, die Proteste gegen die Gewalt begleitet. Er habe darum gebeten, dass die humanitäre Hilfe ins Land gelassen werde, doch sei das Regime diesen Forderungen gegenüber gleichgültig, hieß es.
Ähnlich hatte der Bischof von San Cristobal, Mario Moronta, "alle Soldaten und Polizisten" dazu aufgerufen, "im Namen Gottes nicht auf jene zu schießen, die eine gute Tat für ganz Venezuela setzen wollen". Die Sicherheitskräfte sollten sich als Angehörige des Volkes verstehen und an ihre leidenden Familien, Nachbarn und Freunde denken. "Respektiert, schützt und würdigt das venezolanische Volk", so der Bischof, der zugleich die Regierung anklagte: Das Anzünden jener Hilfe, die Symbol der internationalen humanitären Hilfe anderer Länder sei und für den Einsatz vieler Frauen und Männer aus Venezuela stehe, sei nicht nur eine "unmoralische Sünde, sondern ein inhumaner Akt, für den sich das Regime vor Gott rechtfertigen wird müssen", so Moronta.
Angst vor Krieg
Als ein "himmelschreiendes Verbrechen" und als nächste Eskalation im Machtkampf zwischen Maduro und Guaido bezeichnete der venezolanische Jesuit Alfredo Infante, Chefredakteur der Zeitschrift "Sic" des Sozialforschungszentrums "Gumilla" seines Ordens, die jüngsten Entwicklungen in der Venezuelakrise. "Das Regime hat sein wahres Gesicht gezeigt", erklärte Infante am Montag gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur "SIR". Maduros Regierung weigere sich, die Not und Armut der Bevölkerung seines Landes - der es in den Landregionen mittlerweile nur noch ums Überleben gehe - zu sehen. Sie sei "zu allem fähig, um ihre Lügen zu rechtfertigen".
Mittlerweile haben etwa drei Millionen Menschen das krisengebeutelte Venezuela verlassen, zehntausende fliehen täglich allein ins benachbarte Kolumbien. Trotz des offensichtlichen Notstands lehnt Maduro internationale Hilfen weiter ab und lässt stattdessen die Landesgrenzen schließen, damit keine Hilfsgüter das Land erreichen. Der Krisenstaat ist mittlerweile weitgehend isoliert, Berichte von Infektionskrankheiten machen die Runde.
Infante erklärte, er sehe Maduros Regime als "illegal und illegitim", fürchte aber zugleich eine "mögliche internationale Intervention". Ein Krieg wäre "immer katastrophal", würde er doch den Verlust von Menschenleben bedeuten und Instabilität sowie eine sehr schwierige Regierungsführung mit sich bringen. "Der friedliche Weg wäre, Maduro davon zu überzeugen, das Land nicht in die Katastrophe zu stürzen", so der Ordensmann.
Die vereitelte Ankunft der ersten Hilfskonvois war von Venezolanern in aller Welt mit höchster Spannung erwartet worden. In vielen Ländern - darunter auch in Österreich - gab es Gebetsaufrufe und Fürbitt-Messen für Frieden in dem südamerikanischen Krisenstaat.
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