31. Dezember 2003 in Chronik
Sportler, Märtyrer, Missionare, Lebensschützer ... Die Nachrichtenagentur "idea" würdigte vorbildliche Christen des Jahres 2003.
Deutschland (www.kath.net / idea)
Die Redaktion der Nachrichtenagentur "idea" wählte für 2003 "Christen desJahres", die ihrer Einschätzung nach besonders couragiert und überzeugendihren Glauben vorgelebt haben. Gedacht sind die folgenden Kurzporträts alsMutmacher für andere Christen im neuen Jahr.
Der Sportler des Jahres
Durch ihn ist das Bekenntnis zu Jesus Christus auf deutsche Fußballplätzezurückgekehrt: Jeronimo Baretto, besser bekannt als Cacau, der Mitte desJahres vom 1. FC Nürnberg zum VfB Stuttgart wechselte. Die DeutscheFußball-Liga hatte verboten, Leibchen mit religiösen Aussagen unter demTrikot zu tragen und nach einem Tor zu zeigen. Cacau fand einen Weg,dieses Verbot zu umgehen. Am 25. Januar lüftete er nach seinem Schuss zum1:0 gegen den VfL Bochum vor den Fernsehkameras sein rot-schwarzes Trikotund zeigte ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "J...". Für Experten warklar, dass der bekennende Christ Jesus meinte. Das inspirierte übrigensauch andere Christen im Profi-Fußball. Der Brasilianer Fernando Baiano vomVfB Wolfsburg zog am 13. September nach seinen beiden Toren gegen BayernMünchen ein schwarzes Tuch mit der Aufschrift "Jesus" aus der Sporthoseund band es sich um den Kopf. Er sagte hinterher, er mache das, weil erJesus Christus liebe.
Die Märtyrer des Jahres
Stellvertretend für Abertausende von Christen, die in diesem Jahr um ihresGlaubens willen getötet wurden, nennen wir drei amerikanische Mitarbeitereines christlichen Krankenhauses in Jibla (Jemen, 200 Kilometer südlichder Hauptstadt Sanaa), die zum Jahreswechsel von einem islamistischenAttentäter erschossen wurden. Nach Augenzeugenberichten täuschte derMörder, der 32jährige Abed Abdul Razak Kamil, die Sicherheitskräfte derKlinik, indem er seine Waffe wie ein krankes Baby in ein Tuch hüllte. ImGebäude fand er die drei Amerikaner bei einer Besprechung vor underöffnete das Feuer. Die drei Mitarbeiter William Koehn, Martha Myers undKathy Gariety waren auf der Stelle tot. Das Krankenhaus wird von derInternationalen Missionsbehörde der Südlichen Baptisten, der größtenprotestantischen Kirche der USA, betrieben. Die Klinik betreut jährlichrund 40.000 Patienten; von den Armen werden viele kostenlos behandelt.Gegenüber der Polizei gab der Täter an, er habe die Amerikaner erschossen,weil sie in dem moslemischen Land das Christentum gepredigt hätten. Mitder Tat habe er näher zu Allah gelangen wollen. Von einem Gericht wurde Abed Abdul Razak Kamil später zum Tode verurteilt.
Die Gründer desJahres
Gedanken darüber, wie heimkehrende Missionare und Entwicklungshelfer inDeutschland untergebracht werden können und gleichzeitig Mission geschehenkann in einem der entkirchlichtsten Gebiete, haben sich der ArchitektNorbert Kalka (48) und die Altenpflegerin Petra Koglin (43) gemacht. InGörsdorf, etwa 80 Kilometer südlich von Berlin, bauen sie für rund 3,3Millionen Euro ein evangelikales Missionszentrum. Geplant sindAppartements und Wohnungen für die Heimkehrer, eine Tagungsstätte mit demSchwerpunkt Dritte Welt und ein Jugendbildungs- und Begegnungszentrum -und das alles ohne Spenden. Die Finanzierung geschieht durch eine clevereKombination deutscher und europäischer Fördermaßnahmen. Der erst imFrühjahr gegründete Trägerverein ELIA (Erfülltes Leben im Alter)beschäftigt bereits zehn Mitarbeiter; Mitte Dezember öffnete dasBegegnungszentrum, der erste Rückkehrer zieht voraussichtlich im Februarein. Unterstützt wird die Initiative, die dem Diakonischen WerkTeltow-Fläming angeschlossen ist, von einem örtlichen Gebetskreis,charismatischen Gruppen in den neuen Bundesländern und Missionswerkensowie der Kommunalverwaltung.
Der Missionar des Jahres
Wie wichtig es ist, auch Ausländern im deutschsprachigen Europa diechristliche Botschaft glaubwürdig nahezubringen, zeigt das Beispiel desMediziners Detschko Svilenov aus der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Ererhielt 1975 ein Stipendium der Weltgesundheitsorganisation für dieUniversität Ulm, wo er sich dann auch habilitierte. Dort sprach ihn dieUnternehmerin Anne Frasch auf Christus an und lud ihn in ihre Gemeindeein. Er wird Christ und beginnt bereits in der Zeit des Kommunismus imgeheimen mit einer "Medienmission". Nach der Revolution in Bulgarien 1989bekommt der Medizinprofessor Kontakt zur Elite des Landes. Immer mehrgelingt es ihm, christliche Literatur und Filme zu verbreiten. Dadurchkommt es zu einer Erweckungsbewegung im Land am Schwarzen Meer. In diesemJahr erreichte Svilenov etwas weltweit Einmaliges: Er sorgte dafür, dassim Herbst alle Gymnasiasten des Landes ein Lehrbuch über christliche Ethikbekamen und Anfang 2004 ein Neues Testament erhalten werden. Für dieFinanzierung sorgt vor allem die jetzt 85jährige Anne Frasch, die bisheute auch die von ihr gegründete Bulgarienhilfe Ulm leitet.
Der Jurist des Jahres
Giovanni Isella (46), Jurist in der Verwaltung des Schweizer KantonsTessin, hat an alle Parlamentarier, Regierungsmitglieder, Richter, Stadt-und Gemeinderäte 6.100 italienische Bibeln verteilen lassen. DiesesProjekt zum Jahr der Bibel habe ihm Gott im März aufs Herz gelegt, sagtder engagierte Tessiner Christ. Eine kleine Gebetsgruppe für dieObrigkeit, der Isella angehört, unterstützte die Idee. Persönlich hatIsella während der Sommermonate in den Justizgebäuden Bibeln an 100Richter und 50 Militärrichter verteilt. Dabei habe er bei vielen Richtern,aber auch bei anderen Staatsangestellten einen Durst nach dem Evangeliumbemerkt. Er sei überzeugt, dass Christen keine Zeit mehr zu verlierenhätten. "Wir müssen jetzt mutig aufstehen und den Menschen ohne Umschweifedirekt das Evangelium weitergeben."
Der Bürgermeister des Jahres
Nur wenige Politiker trauen sich, über ihren christlichen Glauben zureden. Günter Thonfeld, Bürgermeister von Quickborn bei Hamburg, will dasändern. Deshalb hat er in diesem Jahr zusammen mit der WesterländerBürgermeisterin Petra Reiber einen parteiunabhängigen InitiativkreisChristlicher Bürgermeister gegründet. Man wolle einander helfen,angesichts unterschiedlicher und gegensätzlicher Erwartungen an einSpitzenamt ehrlich und zuverlässig zu bleiben. Besonders wichtig sei dieBereitschaft, politischen Gegnern zu vergeben. Als ersten Schritt führteder Initiativkreis im Juli und August eine Predigtreihe in Sylter Kirchendurch: "Als Christ in der Politik - Bürgermeister predigen".
Die Pfarrer des Jahres
Man kann den Zustand seiner Kirche bejammern - man kann aber auch dieKräfte bündeln, die sich für einen geistlichen Aufbruch engagieren.Letzteres haben 24 Christen in der Evangelischen Kirche in Hessen undNassau (EKHN) auf Initiative unter anderem von Christoph Bergner(Bensheim, Sprecher der hessen-nassauischen Synodalgruppe "LebendigeKirche") und Peter Boucsein (Montabaur, Landes- und EKD-Synodaler) getan.Sie haben das "Forum Lebendige Kirche" gegründet, das der "zunehmendenAuszehrung der geistlichen Substanz" in Hessen-Nassau wehren will. Anlassfür die Gründung war unter anderem der Beschluss der Synode vom Dezember2002, die gottesdienstliche Segnung homosexueller Partnerschaften zuermöglichen.
Die Kirchenpolitikerin des Jahres
Sie war eine der größten Überraschungen bei der Wahl der neuen "Regierung"der evangelischen Volkskirche in Deutschland gewesen: Gudrun Lindner ausdem Erzgebirge. Die Sozialarbeiterin erhielt bei der EKD-Synode imNovember in Trier von allen Frauen die meiste Stimmenzahl: 96 von 144Wahlberechtigten. Damit bekam eine Pietistin nur acht Stimmen weniger alsder einen Tag später gewählte EKD-Ratsvorsitzende. In aller Offenheitbekannte sie in ihrer Wahlrede, sich vor nichts mehr zu fürchten, seit sievor drei Jahren ihren 20jährigen Sohn beerdigt habe. Wenn sie in"Kirchenparlamenten" spricht - sie ist auch Präsidentin der sächsischenLandessynode -, schlägt sie Nachdenkenswertes vor. So sagte sie, Ämter inder Kirche sollten stärker gabenorientiert vergeben werden. Zu vieleChristen würden falsch eingesetzt. So müsste nicht unbedingt der Pfarrereinen Kirchenvorstand leiten, sondern der, der die Gabe der Leitung unddie entsprechende Erfahrung habe - wie beispielsweise Unternehmer. Auchsollte die Kirche mehr Orientierung geben, wobei an die erste Stelle vonLehre und Leben die biblische Grundlage zu rücken sei. Am ungewöhnlichstenwar aber wohl, dass sie sich im September zusammen mit dem sächsischenSynodalen Prof. Volker Nollau (Dresden) in den Westen Deutschlandsaufmachte, um fromme Unternehmer zu motivieren, Arbeitsplätze in Sachsenzu schaffen. Und das sogar mit Erfolg. Taten - statt Klagegesänge.
Der Lebensrechtler des Jahres
Abtreibungsärzte müssen es sich gefallen lassen, dass ihr Tun als Mordbezeichnet wird und dass die hohe Zahl der Schwangerschaftsabbrüche inDeutschland mit dem Etikett "neuer Holocaust" belegt wird. Diesenjuristischen Sieg hat der katholische Lebensrechtler Klaus Günter Annen(Weinheim bei Heidelberg) vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe errungen.Das Gericht sieht zwar in den Formulierungen einen "erheblichen Vorwurfund eine spürbare Kränkung", doch sei dies durch die Meinungsfreiheit imKampf um eine fundamentale Frage gedeckt. Annen verteilt Flugblätter vorPraxen von Abtreibungsärzten und ruft dort zum Stopp "rechtswidrigerAbtreibungen" auf. Zwar gibt es inzwischen weitere Urteile gegen ihn -unter anderem hat ihm das Stuttgarter Oberlandesgericht vorgeworfen, durchseine Aktionen Abtreibungsärzte wirtschaftlich zu schädigen -, doch hatAnnen wie kaum ein anderer den Skandal der massenhaften Tötung ungeborenerKinder im Bewusstsein gehalten.
Die Schülerin des Jahres
Einer 15jährigen Schülerin aus Gelsenkirchen, die ungenannt bleiben will,war Gottes Gebot zur Feiertagsheiligung wichtiger als die Einlösung einesEinkaufsgutschein im Wert von 25.000 Euro. Denn dies sollte an einemSonntag im Advent geschehen. Sie wolle den Sonntag nicht zu einem Tag desGeldes machen und verzichte deshalb auf den Gutschein, teilte dieJugendliche "Galeria Kaufhof" mit. Deren Mitarbeiter hatten eine Änderungdes Übergabetermins ausgeschlossen. Als idea bei der Konzernleitungnachfragte, hieß es, dass man Art und Zeitpunkt der Gutscheinübergabeüberdenke. Wenige Tage später erfuhr die Jugendliche, dass sie denGutschein zur freien Verfügung, in 250 Portionen aufgeteilt, ohneTerminbindung einlösen könne. Nach der überraschenden Wende hielt sie esfür selbstverständlich, Gottes Wohltaten nicht für sich zu behalten. Sieließ Verwandte und Bekannte an dem unerwarteten Geschenk teilhaben.
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