17. März 2019 in Aktuelles
Journalistin Mondo: Die Anfang März vom deutsch-französischen Fernsehsender Arte gezeigte Doku "Gottes missbrauchte Dienerinnen" sei an einigen Stellen zu oberflächlich und unterstreiche "erwartbare Aussagen, ohne die Gedankengänge zu vertiefen".
Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Die vatikanische Zeitung "Osservatore Romano" hat sich in ihrer Samstagsausgabe mit der Arte-Dokumenation zu sexuellem Missbrauch von Ordensfrauen befasst. Es brauche menschliche Gerechtigkeit, Anerkennung und Begleitung der Opfer - egal, ob es sich um Kinder oder Frauen handle, so die Autorin des Beitrags Monica Mondo.
Von einem "weitereren Skandal" in der Kirche zu reden, wie etwa in der Beschreibung zu der Dokumentation, ist aus Mondos Sicht jedoch unangebracht: "Der Skandal ist ein einziger: Der Missbrauch von Macht, Übel, das Böse, also Sünde."
Die katholische Journalistin fordert, Berufungen zum Ordensleben gut zu begleiten. Männer wie Frauen müssten sich dabei auch "frei und ausgewogen" mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen.
Die Anfang März vom deutsch-französischen Fernsehsender gezeigte Doku "Gottes missbrauchte Dienerinnen" sei an einigen Stellen zu oberflächlich und unterstreiche "erwartbare Aussagen, ohne die Gedankengänge zu vertiefen", schreibt die beim Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz TV2000 tätige Journalistin. Doch verringere auch eine eventuell beabsichtigte Instrumentalisierung der Ereignisse ihre Bedeutung nicht. "Aber wir haben alle die Pflicht, zu unterscheiden", so Mondo.
Konkret sei unrichtig, wenn in der Dokumentation gesagt werde, im katholischen Rechtssystem gelte das Motto, gebeichtete Sünden seien vergebene Sünden. "So ist es nicht, und so darf es nicht sein", schreibt die TV-Moderatorin. Sie erinnert an die Stellungnahmen von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) und Papst Franziskus in Fällen erwiesener Schuld bei sexuellem Missbrauch durch Kleriker, in denen das Gegenteil der erwähnten Formulierung betont worden war.
Die Arte-Doku befasste sich vor allem mit dem 2006 verstorbenen Pater Marie Dominique Philippe. Papst Franziskus hatte am 5. Februar eingeräumt, dass es Fälle gegeben habe, in denen Ordensfrauen Priestern "als Sexsklavinnen" gedient hätten, und er erwähnte insbesondere Handlungen der Patres Marie Dominique Philippe, Gründer der Johannesgemeinschaft, und Thomas Philippe, der Jean Vanier zur Gründung der "Arche" inspiriert hatte. Die diesbezüglichen Zeugenaussagen von Michèle France sind nach den Worten der aktuellen Verantwortlichen der Johannesgemeisnchaft sowie nach Aussage der Französischen Bischofskonferenz "erschütternd", wie "Radio Notre Dame" vor der Ausstrahlung der Arte-Doku am 5. März berichtet hatte.
Bereits im Jahr 2013 hatte der Generalprior der Johannesgemeinschaft zu P. Marie Dominique Philippe erklärt, dass ein "schwerwiegender Mangel an Keuschheit" vorliege. "Als der Generalprior sprach, hatte er keinen Zugang zu expliziten Zeugenaussagen", sagte Bruder Jean-Yves, Sprecher der Gemeinschaft, im Radiosender. Die Details der Verstöße seien nach 2013 bekannt geworden: "Es war jedoch die klare Absicht unseres früheren Generalpriors, weitere Zeugnisse zu erhalten."
Die Johannesgemeinschaft wolle die Opfer ansprechen und ihren Mut würdigen, so der Ordenssprecher. "Dies sind Zeugenaussagen, die es uns ermöglichen, den Mechanismus des Missbrauchs heute besser zu verstehen." Die Opfer hätten gelitten und, sie seien "von Auswirkungen, die diese schrecklichen Handlungen auf ihr Leben haben" betroffen. "Wir möchten daher den Mut der Opfer würdigen und insbesondere bei den Opfern von Pater Marie Dominique Philippe um Verzeihung bitten, so Frère Jean-Yves.
Die Bischofskonferenz Frankreichs äußerte "tiefe Empörung, Trauer und Wut". Es gehe in diesem Fall um die Ordensfrauen und jungen Ordensmänner. "Alle französischen Bischöfe wollen sie unterstützen", betonten die Bischöfe.
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