25. März 2019 in Österreich
Mit einer Strukturreform werden die Priester de facto entmachtet, die Bürokratie wird ausgebaut und Laien sollen überall noch mehr mitreden - Diözese schafft künstlichen Priestermnagel und lehnt zusätzliche Priester aus dem Ausland ab.
Linz (kath.net/rn)
Die geplante Strukturreform in Diözese Linz sorgt für kräftigen Aufregung bei Priestern und auch Laien. Was ist geplant? Bischof Manfred Scheuer und seine Gremien möchten die Pfarrstrukturen und sämtliche Dekanate de facto völlig auflösen und 35 Pfarreien errichten. Diesen Pfarreien sollen 14 Pfarrgemeinden zugeordnet werden, die auch ein Laie leiten kann. Bei Pfarrgemeinden über 1600 Personen sollen hauptamtliche Priester (die nicht mehr Pfarrer sind) oder Laien eingesetzt werden. Auch die Oberpfarren werden nicht von einem Pfarrer alleine geleitet. Diesem wird ein Pastoralvorstand (ein hauptamtlicher Laie) und ein Verwaltungsvorstand zur Seite gestellt. Kirchenrechtlich leitet der Pfarrer die Oberpfarre noch in der Theorie, de facto wird aber das Team mitreden und mitbestimmen.
Die Unterpfarren werden von einem Seelsorgsteam betreut. Diese bestehen aus 6 Personen, davon sollen mindestens 4 ehrenamtliche für die Grundfunktionen der Kirche (Liturgie, Verkündigung, Caritas und Gemeinschaft) zuständig sein. De facto wird mit der künstlichen Großpfarre eine zusätzliche Administration eingeführt, die Geld kostet und eine künstliche Großpfarre damit erschaffen, die nur mehr wenig Bezug zur Bevölkerung hat. Außerdem bestehen ganz große Unklarheiten über die Leitung. Dies beginnt damit, dass schon jetzt in nicht wenigen Pfarren an einem Sonntag Wortgottesdienste angesetzt werden, obwohl Priester zur Verfügung stehen würden. Wie kath.net erfahren konnte, dürfte es außerdem schwierig werden, 35 Priester zu finden, die diese Oberpfarren leiten möchten. Schon jetzt gibt es immer weniger Priester, die bereit sind, ein Dekanat zu leiten.
Viele Stimmen der Diözese Linz warnen jetzt vor dieser Umstrukturierung, darunter auch etliche Pfarrer. Ein bekannter Katholik der Diözese Linz mit großem diözesanen Insiderwissen, der namentlich nicht genannt werden möchte, erklärte im Gespräch mit kath.net, dass man dieses Großraumkonzept ablehne müsse hier ein kleinräumliches Konzept bevorzugen sollte. Die Erfahrung von Deutschland zeigt, dass der Gläubigenschwund noch viel größer wird, weil nicht die versprochene Entlastung der Priester für seelsorgliche Belange eintritt, sondern de facto der gremiale Aufwand der Sitzungen noch steigt. Kritisiert werde, dass beim Großteil der Priester durch diese Strukturveränderung der dreifache Dienst der Gemeindeleitung, die Verantwortung für Verkündigung und Lehre und Sakramentenspendung nur mehr auf den dritten Punkt verkürzt werde. Das widerspricht sowohl dem Priesterverständnis des 2. Vatikanums wie auch allen kirchlichen Schreiben der letzten Zeit.
Der Diözesankenner verweist dazu auf die Situation in Deutschland, wo ähnliches durchgeführt wurde. Dort gab es dann nicht weniger sondern mehr Gremiensitzungen für Hauptamtlichen, eine massive Bürokratisierung und Kontrolle. Außerdem waren Priester in jeder Entscheidung in der Minderheit. Das Ganze ist keine Entlastung sondern eine Entmündigung der Priester. Das System ist auch nicht mehr priesterberufungsfördernd. Weder der Managementpfarrer noch der unselbstständige Vikar sind erstrebenswert Ziele für Priester.
Kritik wird auch daran geübt, dass die Pfarrvikare keine Gesamtverantwortung für die anvertrauten Gemeinden mehr haben und die Priester bei diesem Konzept die Entscheidungskompetenzen verlieren. Die Priester möchten ein kleinräumigeres Konzept, wie es in einigen deutschen Bistümern umgesetzt ist. Dabei sollen die bisherigen Seelsorgsräume weiterhin bestehen bleiben und es Pfarrgemeinschaften von maximal 4 Pfarren geben. Dort bestehe auch die Chance, dass die persönliche Beziehung zwischen Gläubigen und Pfarrer erhalten bleiben kann.
Ein Priestermangel in der Diözese Linz gibt es ohnedies nur in der Theorie und wird offensichtlich auch künstlich produziert. Wie kath.net aus Diözesankreisen ebenfalls erfahren konnte, wären nicht wenige Priester aus dem Ausland sofort bereit, in der Diözese auszuhelfen. Gewünscht ist dies von der Diözesanleitung aber nicht. Klar ist allerdings: Viele Priester und Laien aus der Diözese wollen die geplanten Strukturreformen nicht. Es werden bereits Unterschriftenaktionen geplant. Sogar ein Kirchenbeitragsboykott von Laien, die mit der Strukturveränderung nicht einverstanden sind, wird angedacht. Der Diözese Linz stehen stürmische Tage bevor und es könnte ein großer Aufstand von Priester und Laien ante portas stehen.
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