Der Papst und der König: Ein Ziel, unterschiedliche Wege

30. März 2019 in Weltkirche


Süße Datteln gab es zur Ankunft des Papstes in Marokko, dann ging es thematisch zur Sache: Religionsfreiheit, Migration, Dialog mit dem Islam, aber auch die Jerusalem-Frage spielte eine Rolle - Kathpress-Korrespondentenbericht von Stefanie Stahlhofen


Rabat (kath.net/ KAP)
Beide fahren gemeinsam vom Flughafen zum Hassan-Turm in Rabat, jedoch jeder im eigenen Gefährt. König Mohammed VI., einer der reichsten Könige der Welt, kommt per Limousine, der Papst im Papamobil. Dass beide auch inhaltlich in einigen Punkten das gleiche Ziel haben, zeigte sich auch in den anschließenden ersten Reden.

Das Wetter ist getrübt, die Stimmung nicht: Schon an den Zufahrtswegen sind Menschen versammelt, trotz des Nieselregens. Beim Hassan-Turm, wo der erste Programmpunkt stattfindet, sind es nach staatlichen Angaben 12.000. Das Publikum ist bunt gemischt: Migranten, Diplomaten, Marokkaner und Angehörige verschiedener Religionen, etwa des Judentums, sind gekommen, um die Ansprache des Papstes zu hören.

In den vorderen Reihen ist es voll, weiter hinten noch etwas Luft, dort funktionieren einige der Zuhörer auch schon mal kurzerhand freie Stühle zum Regenschutz um. Für den Papst und den König gibt es hingegen echte Regenschirme, damit sie die letzten Meter Fußweg zum Hassan-Turm trocken erreichen.

König Mohammed VI., Staatsoberhaupt und religiöser Führer in Personalunion, tritt erster ans Rednerpult. Gehüllt in einen schlichten erdfarbenen Kaftan wechselt er fließend zwischen Arabisch, Spanisch, Französisch und Englisch.

Vier Sprachen, eine klare Botschaft: "Als König von Marokko und Führer der Gläubigen bin ich der Garant der freien Religionsausübung. Ich bin der Führer aller Gläubigen", sagt er. Als dieser könne er nicht über das Land des Islam reden, als ob dort nur Muslime lebten - so der König, in dessen Land der Islam Staatsreligion ist und 99 Prozent der Bevölkerung dem sunnitischen Islam angehören. Explizit sagt er: "Ich schütze marokkanische Juden, wie Christen aus anderen Ländern, die in Marokko leben."

Vom Publikum bekommt der König großen Applaus für seine Rede, in der er auch Radikalismus verurteilt. Auch Papst Franziskus stimmt ihm in seiner anschließenden Rede in diesem Punkt zu, verurteilt die Instrumentalisierung der Religionen um "Mord, Exil, Terrorismus oder Unterdrückung" zu rechtfertigen. Was die Religionsfreiheit angeht, macht der Papst hingegen deutlich, dass sich Gewissens- und Religionsfreiheit "nicht auf die Kultfreiheit allein beschränkt, sondern jedem erlauben muss, entsprechend der eigenen religiösen Überzeugung zu leben." In Marokko gibt es bei der Religionsfreiheit nämlich noch Luft nach oben, besonders Konvertiten werden geächtet. Dennoch gab es auch vom König zum Ende der Rede Franziskus' leisen Applaus.

Bei einem anderen wichtigen Thema zeigten Franziskus und Mohammed VI. sich hingegen sehr einig: In der Jerusalemfrage. Beide unterzeichneten am Nachmittag im Palast eine Erklärung, die den Sonderstatus Jerusalems als heilige Stätte betont. Der spezifisch "multireligiöse Charakter" müsse gewahrt werden, friedliches Zusammenleben, gegenseitiger Respekt und Dialog der drei Weltreligionen gefördert. In der Erklärung fordern beide daher auch freien Zugang aller Gläubigen und freie Glaubensausübung. Gerade angesichts der erneut angespannten Situation im Nahen Osten setzen beide damit ein deutliches Zeichen für interreligiösen Dialog und Frieden.

Welche Bedeutung dabei Bildung spielt, hatte der König in seiner Rede auch betont. Umsetzen will er dies mit einem 2015 eröffneten Ausbildungszentrums für Imame, Prediger und Predigerinnen in Rabat, das beide im Anschluss besuchten. Papst Franziskus hatte bereits am Nachmittag bei seiner ersten programmatischen Rede auch das Thema Migration angesprochen. Er ging auf die Rolle Marokkos als "natürliche Brücke Afrikas nach Europa" ein. Die Kirche in Marokko wird stark von Migranten geprägt, zudem ist der Mahgreb-Staat sowohl Ziel-, und Transit- wie auch Ursprungsland von Migranten.

Zum Ende seines ersten Besuchstages zeigt Franziskus, wie wichtig ihm das Thema ist - da trifft er am Sitz der Caritas der Erzdiözese Rabat mit Migranten zusammen. Allein das ist ein erneutes Zeichen von Solidarität. Mehrfach gab der Papst schon in der Vergangenheit seine Maxime für den Umgang mit Migranten aus: aufnehmen, schützen, fördern und integrieren.

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