Aber um des Menschen willen, nicht zur Besänftigung des Klimas

16. April 2019 in Kommentar


Dass sich die Kirche mitunter an der derzeitigen Klimahysterie beteiligt, ist besonders schmerzhaft. Dass sie dies unter dem Schlagwort „Bewahrung der Schöpfung“ tut, ist hingegen unfreiwillig komisch. Die Monatskolumne von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Zuweilen wird die Satire von der Wirklichkeit eingeholt. Vor zwei Wochen war dies wieder zu spüren anlässlich des 1. Aprils. Es wird zunehmend schwieriger, echte Nachrichten von Aprilscherzen zu unterscheiden. Vieles, was vor einigen Jahren oder Jahrzehnten noch als Aprilscherz durchgegangen wäre, gehört heute zu den tatsächlichen Nachrichten.
Vor genau vierzig Jahren kam Monty Pythons Kultkomödie Das Leben des Brian in die Kinos. Würde man den Film hingegen heute erstmalig sehen, würde man viele Szenen vermutlich nicht als humoristisch, sondern eher als dokumentativ verstehen. Könnte man heute noch lachen, wenn innerhalb der Volksfront von Judäa darüber diskutiert wird, für das Recht eines Mannes zu kämpfen, eine Frau sein zu dürfen, um Babys zu haben? Wo man doch durchaus vergleichbare Debatten auf aktuellen Symposien der Genderideologie findet? Könnte man heute noch lachen, wenn ein Mann, der rein zufällig auf einem Rednerpult landet, plötzlich für den Messias gehalten und von den Massen umjubelt wird? Wo doch unsere Gesellschaft scheinbar willenlos bereit ist, einem kleinen Mädchen mit großem Plakat zu folgen, und sie als Prophetin zu akzeptieren? Als erste Jüngerin outete sich Frau Göring-Eckart, die es natürlich wissen muss, denn sie ist gewiss schon einigen gefolgt. Dann schloss sich ihr Bischof Koch an, nur um im selben Atemzug zu erklären, wir bräuchten keine Führer, denen wir blind folgen. Tja, das hätte er auch von Brian lernen können: „Es ist wirklich nicht nötig, dass Ihr mir folgt. Es ist völlig unnötig, einem Menschen zu folgen, den Ihr nicht mal kennt.“

Ich selbst habe vor sechs Jahren ein Buch mit dem Titel Du sollst nicht atmen veröffentlicht. Darin schlug ich (ironisch!) vor, zur Vermeidung von CO2 und damit zur Rettung des Klimas weitgehend auf das Atmen zu verzichten und nach Möglichkeit auch die menschliche Fortpflanzung einzustellen. Heute wird letztere Forderung (ernsthaft!) von einer deutschen Lehrerin vertreten. Es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis wir uns auf die Aufforderung zum Freitod für das Klima gefasst machen müssen.

Dass sich die Kirche mitunter an der derzeitigen Klimahysterie beteiligt, ist besonders schmerzhaft. Dass sie dies unter dem Schlagwort „Bewahrung der Schöpfung“ tut, ist hingegen unfreiwillig komisch. Die entscheidende Frage, der sämtliche Umweltfanatiker konsequent ausweichen, ist nämlich: Wozu bzw. für wen betreiben wir eigentlich Umweltschutz? Wie der Begriff ‚Umwelt‘ bereits klar zum Ausdruck bringt, geht es um die Welt um den Menschen herum. Der Mensch möchte seine Lebensbedingungen erhalten, um selber leben zu können – ein absolut vernünftiges Verhalten. Die Sorge um den Klimawandel entspringt der Angst, dass eine Erwärmung des Weltklimas die Lebensbedingungen für große Teile der Menschheit erschweren könnte. Doch welchen Sinn wird eine Bewahrung des Weltklimas haben, wenn es dank nicht vorhandener Fortpflanzung bald keine Menschen mehr gibt, die davon profitieren würden? Für wen wäre unser Herr dann am eigentlichen „Friday for Future“ dann gestorben?

Die Kirche muss in dieser schicksalhaften Situation Stellung beziehen. Schicksalhaft ist die Situation nicht etwa deswegen, weil uns nur noch wenig Zeit bleibt, den Planeten zu retten. Das titeln die Skandalblätter seit Jahrzehnten. Die Situation ist schicksalhaft, weil wir kurz davorstehen, uns selbst nur noch als Schädling der Schöpfung wahrzunehmen, statt als ihre Krone. Jeder Christ ist aufgerufen, die Umwelt lebensfähig zu halten. Aber um des Menschen willen, nicht zur Besänftigung des Klimas.


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