3. April 2019 in Spirituelles
Karriereportal des Bistums Essen behauptet: Kirche kann Karriere. Wir können unser ganzes Leben lang wachsen, in Demut und Ehrfurcht, im Gebet, im Glauben an Gott und in der Treue zu Seiner Kirche. Geistliche Betrachtung von Thorsten Paprotny
Hannover (kath.net) Wachsen, so scheint es, können wir in alle Richtungen: Höher, weiter, schneller? Rekorde werden aufgestellt und gebrochen, im Sport, in der Unterhaltungselektronik und in der Forschung. Auch Philosophen haben über die Größe des Menschen nachgedacht. Das Karriereportal des Bistums Essen behauptet: Kirche kann Karriere.
Schon früh werden Kinder mit Fragen konfrontiert: Was willst du denn später einmal werden? Die Frage ist oft freundlich gemeint und von einem Lächeln begleitet: Hast du schon Pläne? Wovon träumst du? Möchtest du reich, berühmt und erfolgreich werden? Strebst du, junger Mensch, nicht danach, einmal ganz vorne, in der ersten Reihe zu sitzen? Möchtest du nicht Ehrenabzeichen und Medaillen gewinnen? Wünschst du dir nicht weite Reisen in ferne Länder und ein schnelles Auto? Möchtest du nicht richtig durchstarten und Karriere machen?
Als ich ein kleiner Junge war, verursachten Fragen wie diese mir Unbehagen. Zudem war ich ratlos. Ja, ich wollte schon gern schreiben. Schreiben? Ach, so eine Art von Künstler sein? Das ist, so grummelte mancher, doch kein richtiger, ordentlicher Beruf. Ich ging lieber zur Kirche als in die Schule. Muss ich etwas aus mir machen müssen? Und vor allem: Muss ich das jetzt schon wissen? Abgesehen davon: Bin ich denn nicht schon? Muss ich erst noch werden? Oder einen perfekten Plan haben? Also fiel mir oft keine passende Antwort auf die zudringliche Frage der freundlich lächelnden Gesichter ein. Manches Lächeln verschwand dann, wenn ich ratlos blieb.
Am Aschermittwoch ist an uns alle der Ruf ergangen: Bekehre dich und glaub an das Evangelium! Der Ruf heißt nicht: Du musst bedeutend und erfolgreich werden, es heißt einfach durchbreche die Logik dieser Welt. Beuget die Knie aber nicht vor dem Fürsten dieser Welt und den Götzen, sondern vor Gott. Dem heiligen Johannes XXIII. wird oft ein Gedanke zugeschrieben, den der Diener Gottes Pius XII. mitten im Zweiten Weltkrieg, als totalitäre Ideologien, Nationalsozialismus und Stalinismus, ihre erschreckende Größe offenbarten, in der Audienz am 2. Juni 1941 äußerte. In der Haltung des Betenden, so der Papst, offenbare der Mensch seinen höchsten Adel. Treffend werde behauptet, dass der Mensch nur so groß ist, wenn er kniet.
Vielleicht ist es gut und hilfreich für uns heute wo und wie immer wir uns befinden Worte von Pius XII. aus jener Ansprache still zu vernehmen und zu bedenken: Das fromme Gebet! Es ist nicht das Gebet des bloßen Klangs von Worten, bei dem Geist und Herz und Auge umherschweifen, sondern es ist gesammeltes Beten, das vor Gott mit kindlichem Vertrauen beseelt, das erleuchtet ist mit lebendigem Glauben, durchtränkt mit Liebe zu Gott, zu den Brüdern und Schwestern. Es ist Gebet, das in der Gnade Gottes verrichtet wird, immer verdienstvoll fürs ewige Leben, immer demütig gerade in seinem Vertrauen; es ist Gebet, wenn wir vor den Altären oder dem Bild des Gekreuzigten und der Allerseligsten Jungfrau in eurem Hause niederkniet, nicht den Hochmut des Pharisäers kennt, der sich für besser hält als die anderen Menschen, sondern das euch, dem armem Zöllner gleich, in eurem Herzen fühlen lässt, dass alles, was ihr empfangen werdet Barmherzigkeit Gottes gegen euch ist Unser Herr Jesus Christus, sagt Pius XII., sei mit der Kirche als seiner vielgeliebten Braut vereint, und so sei er zugleich aufs innigste vereint mit der Seele jedes einzelnen Gläubigen und sehnt sich danach, vor allem nach der heiligen Kommunion, traute Zwiesprache mit ihr zu führen.
Nach der Kommunion wünschen sich viele von uns Stille. Es ist ein ganz sensibler Augenblick in der heiligen Messe. Viele Menschen möchten Einkehr halten, für sich sein mit Gott im Gespräch, von Ihm angeschaut, Ihn anschauend, ob leise sprechend, stammelnd oder schweigend, im Verborgenen, in einem stillen Winkel der Kirche oder in der letzten Bank. Die Zeit nach dem Empfang des Leibes Christi ist sehr kostbar. Besonders in diesen intimen Momenten, die uns am Sonntag geschenkt sind, schauen wir in andächtigem Schweigen kniend nach Oben, himmelwärts. Ja, wir können unser ganzes Leben lang gewiss wachsen, in Demut und Ehrfurcht, im Gebet, im Glauben an Gott und in der Treue zu Seiner Kirche. Vielleicht liegt darin auch die wahre Größe des Menschen: nicht sich selbst groß zu machen, sondern einfach vor Gott ein betender Mensch sein zu dürfen.
Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band Theologisch denken mit Benedikt XVI. im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.
kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
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Papst Pius XII. in den Jahren 1950-1958. Teilweise auch weniger bekanntes Filmmaterial, teilweise ohne Ton.
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