3. April 2019 in Weltkirche
Passauer Bischof skeptisch zu möglicher Änderung der Sexuallehre durch DBK: "Wir wären dann zwar vielleicht raus aus dem medialen Fokus. Zugleich würde aber wohl auch bei nicht wenigen auch die religiöse Gleichgültigkeit mitwachsen."
Passau (kath.net)
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat auf seinem Blog erneut zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen Stellung genommen und nochmals das leidige Thema "Missbrauch" angesprochen. Oster erinnerte daran, dass das Phänomen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen es natürlich auch im Rest der Gesellschaft gäbe. Dort sei aber bei den Opfern das Verhältnis von Mädchen zu Jungen etwa bei 4:1, in der Kirche sei es dagegen in der Regel umgekehrt, also eher 1:4. Er stelle sich daher die Frage: "Wen zieht hier das System Kirche an und wie gehen wir damit um? Wie gelingt eigentlich priesterliches Leben heute unter so radikal veränderten gesellschaftlichen Bedingungen? Welche Rolle spielt dabei das Phänomen der gleichgeschlechtlichen Orientierung auch unter Priestern?"
Oster würdigte nochmals den Zölibat und betonte, dass er das Leben in der Lebensform Jesu für einen großen geistlichen Schatz in unserer Kirche halte, einen Abschied vom Priesterzölibat hielte er für "einen großen geistlichen Verlust". "Unsere Lebensform verweist schon auf das eigentliche, ganz von Ihm erfüllte Leben in der Wirklichkeit Gottes, in der nicht weniger sondern mehr und tiefer geliebt aber eben nicht mehr geheiratet wird (Lk 20,35). Gelingendes zölibatäres Leben bezeugt eine Fruchtbarkeit, die vom Herrn kommt und die die rein biologische Fruchtbarkeit übersteigt. Sie trägt dazu bei, dass neue Kinder Gottes geboren werden (vgl. Joh 3,3)", schreibt Oster wörtlich. Seine Option sei daher, dass man alles versuchen müsse, um die Lebensform Jesu auch als Lebensform der Priester zu bewahren. Man müsse aber auch ehrlich hinsehen.
Er sehe auch einen direkten Zusammenhang zwischen der "geistlichen Substanz eines gläubigen Volkes" und der "geistlichen Substanz des priesterlichen Lebens" und damit auch der Zahl der Priester, die der Herr dem Volk schenke. Für Oster sei daher eine bloß am strukturellen Bedarf orientierte Veränderung viel zu kurz gegriffen. Bei einer freien Zölibatswahl für Priester würde laut dem Bischof die zölibatäre Lebensform bei den Diözesanpriestern ziemlich schnell verschwinden und auf die Klöster beschränkt werden.
Bei dem von Kardinal Marx forcierten Thema "Weiterentwicklung der Sexualmoral" zeigte er sich skeptisch. Man müsse hier nämlich begründen, warum das, was vorher Sünde war, jetzt nicht mehr Sünde sei und jetzt womöglich sogar gesegnet werden sollte. Bei diesen Fragen werde auch der Glaubens- und Sittenlehre so sehr im Kern berührt, dass es hier zugleich eine Entwicklung auf weltkirchlicher Ebene dazu geben müsste. "Mancher erhofft sich zwar einen Anstoß von uns her aus Deutschland, der dann so intensiv und überzeugend sein würde, dass er sich weltkirchlich durchsetzen oder eben wegen regionaler Unterschiede nur bei uns gelten könnte. Beides halte ich für wenig realistisch", so Oster.
Der Bischof kritisierte in den Zusammenhang auch, dass in Lingen auf humanwissenschaftliche neue Erkenntnisse verwiesen wurde, ohne sie eigentlich dazuzulegen. Er habe hier wenig wirklich Substanzielles gehört. "Viel eher bin ich der Überzeugung, dass insbesondere die von Papst Johannes Paul II. entfaltete Theologie des Leibes überaus fundiert die Verfassung des Menschen als personales, beziehungsorientiertes, sexuelles Wesen entfaltet, zugleich unserer biblischen Tradition gerecht wird und meines Erachtens auch humanwissenschaftlich auf der Höhe ist", betont der Bischof, der im Bereich Weiterentwicklung der Sexualmoral allzu große Reformhoffnungen eher dämpfen wollen, da sonst die Frustrationen nachher nur wieder umso größer wäre und die Gefahr einer Spaltung ebenfalls. Für Oster gehe es bei diesem Thema aber um das Vertrauen auf den Herrn und dass dieser tatsächlich die Liebesfähigkeit verändern und vertiefen könne. Dies schließe die Dimension der Sexualität immer mit ein und nicht aus und führt aus seiner Sicht zu einer Sexualmoral, wie sie die Kirche eben lehre.
Oster erinnert bei dem Thema auch daran, dass auch bei einer möglichen Änderung der Sexualmoral der Kirche sich nicht unbedingt weniger von der Kirche abwenden würden und die Lehre irgendwie humaner, nachsichtiger und für alle akzeptabler wäre. Der Blick auf die evangelischen Geschwister lässt für Oster diese Hoffnung als trügerisch erahnen. "Wir wären dann zwar vielleicht raus aus dem medialen Fokus. Zugleich würde aber wohl auch bei nicht wenigen auch die religiöse Gleichgültigkeit mitwachsen wenn Kirche endlich so ist, wie eine liberale Gesellschaft sie gerne hätte. Die Glaubenslehre fordert dann ja kaum mehr jemanden heraus! Aber Wachstumsmöglichkeiten für die Kirche sehe ich darin kaum", so der Bischof
Der Bischof glaubt abschließend, dass viele treue Gläubige einfach nur katholisch sein möchte und den Glauben so empfangen und leben, wie ihn die Apostel, die Schrift, die Tradition und die Liturgie überliefern und feiern. Er selbst möchte einfach nur katholisch sein und sich immer neu wandeln lassen. "Das will ich selbst auch. Ich habe bei meinen Weihen zum Diakon, zum Priester und zum Bischof mehrfach versprochen, dass ich für eben diesen Glauben mit ganzer Überzeugung eintreten und für ihn kämpfen werde. Und ich bin sicher, dass der Herr alle segnet und auch seine Freude erfahren lässt, die sich auf diesen Weg einlassen egal wie herausfordernd die Zeiten sind.", schreibt Oster abschließend.
Bistum Passau - Bischof Stefan Oster über den kirchlichen Verhaltenskodex angesichts des sexuellen Missbrauchsskandals
Archivfoto Bischof Oster (c) Bistum Passau
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