3. April 2019 in Weltkirche
Nigerianischer Priester bei Botschaftsvertretertreffen im Vatikan: Nigeria ist aktuell das Land, das am meisten vom islamistischen Terror heimgesucht wird.
München-Wien (kath.net/KIN) Nigeria ist aktuell das Land, das am meisten vom islamistischen Terror heimgesucht wird. Es ist sozusagen die neue ,Hoffnung‛ der Fundamentalisten. Dies erklärte der Priester Joseph Bature Fidelis bei einem Treffen mit europäischen Botschaftsvertretern beim Heiligen Stuhl Ende März in Rom. Die Begegnung wurde vom weltweiten Päpstlichen Hilfswerk Kirche in Not organisiert. Zu den Attacken von Boko Haram sind jetzt noch die Übergriffe der Fulani-Hirten hinzugekommen, sagte Fidelis, der aus dem Bistum Maiduguri im Nordosten Nigerias stammt.
Über 130 Todesopfer bei Attacken der Fulani
Kirche in Not haben in den vergangenen Wochen dramatische Berichte aus dem Land erreicht: Im Bundesstaat Kaduna wurden nach Angaben lokaler Kirchenvertreter mehr als 130 Menschen von Angehörigen des mehrheitlich muslimischen Stammes der Fulani ermordet. Andere Quellen sprechen von höheren Opferzahlen. Über 10 000 Menschen sind wegen der Überfälle geflohen. Rund 150 Häuser wurden zerstört, wie der Priester Williams Kaura Abba aus Kaduna gegenüber Kirche in Not berichtet: Die Tötungswelle begann am 10. Februar, als die Fulani im Dorf Ungwan Barde nahe der Stadt Kajuru zehn Christen ermordeten darunter eine schwangere Frau.
Abba berichtete Kirche in Not über einen fünfjährigen Jungen, der bei den Übergriffen durch die Fulani schwer verwundet wurde. Zuerst haben sie versucht, ihn mit Pistolen zu töten und dann mit einer Machete, aber Gott hat ihn zum Glück beschützt, schilderte der Priester. Daraufhin malträtierte ihn ein Hirte mit Stockschlägen. Jetzt sei der Junge gelähmt, erkläre Abba. Dieses arme Kind hat auch eine seiner Schwestern bei der Attacke verloren, und seine Mutter kämpft nach wie vor im Krankenhaus um ihr Leben.
Regierung greift nicht ein
Die Brutalität der Fulani sei unvorstellbar, so Abba, der auch das fehlende Eingreifen der Regierung kritisiert: Weder der Gouverneur von Kaduna noch ein anderer Regierungsvertreter hat bislang die Betroffenen besucht oder mit den Angehörigen gesprochen. Allein die Kirche kümmere sich um die Menschen. Priester und Gemeindemitglieder bringen die Menschen ins Krankenhaus, organisieren Medikamente und kümmern sich um Hinterbliebene.
Am 19. März fand eine Demonstration gegen die Tötungen in der Bundeshauptstadt Abuja statt, an der sich zahlreiche Christen beteiligten. Bei der Kundgebung richtete Abba einen Appell an die Demonstranten, den er gegenüber Kirche in Not wiederholte: Wir können nicht schweigen, wenn unsere Mitmenschen abgeschlachtet werden. Wenn wir das retten wollen, was von unserer Menschlichkeit noch übrig ist, dann müssen die Regierungsbehörden furchtlos ihre Pflicht erfüllen.
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