13. April 2019 in Weltkirche
Der Erzbischof von Tegucigalpa habe eine meist gut verborgene dunkle Seite. Papst Franziskus gehe nur gegen Vertuschung vor, wenn der Druck von außen stark genug sei, schreibt Martha Algria Reichmann.
Tegucigalpa (kath.net/jg)
Die Witwe des ehemaligen Botschafters von Honduras am Heiligen Stuhl hat in einem Buch schwere Vorwürfe gegen Kardinal Oscar Maradiaga, den Erzbischof von Tegucigalpa, seinen mittlerweile zurückgetretenen Weihbischof Juan Josè Pineda und Papst Franziskus erhoben.
Edward Pentin hat für den National Catholic Register ein Interview mit ihr geführt. (Siehe Link am Ende des Artikels)
Martha Alegria Reichmann war mit Alejandro Valladares verheiratet, der 22 Jahre lang honduranischer Botschafter im Vatikan war. In ihrem Buch Traiciones Sagradas (dt. Heiliger Verrat) beschreibt sie, wie sie und ihr Ehemann zunächst gute Freunde Maradiagas waren.
Später habe Maradiaga ihr eine finanzielle Investition empfohlen, durch die sie ihre gesamten Ersparnisse verloren habe. Sie beschreibt detailliert, wie der Kardinal Weihbischof Juan Josè Pineda geschützt habe, dem schweres sexuelles Fehlverhalten, Belästigung und die Veruntreuung von Finanzmitteln vorgeworfen werden.
Sie habe das Buch geschrieben, weil sie nach dem Verlust ihrer Ersparnisse von Kardinal Maradiaga verraten worden sei, sagte sie, ohne die Vorwürfe im Interview konkret zu benennen. Valladeres und Alegria Reichmann hatten ihr Geld auf Empfehlung von Kardinal Maradiaga einem Investor anvertraut. Dieser sei dann plötzlich verschwunden, mit ihm alles investierte Geld. Maradiaga habe ihnen zuvor versichert, die Investition sei sicher, er habe selbst Geld der Erzdiözese Tegicugalpa dort veranlagt. Nach dem Auffliegen des Betrugs habe sich der Kardinal geweigert, an der Aufklärung mitzuwirken und habe jeglichen Kontakt abgebrochen, sagte sie in einem Interview mit dem National Catholic Register im Mai 2018. Im Zuge dieser Affäre habe sie eine dunkle, meistens gut verborgene Seite an Kardinal Maradiaga entdeckt. Sie halte es für ihre Pflicht, dies der Öffentlichkeit mitzuteilen.
In ihrem Buch erläutert sie auch, wie der Vatikan den Rücktritt von Weihbischof Pineda durchgeführt habe, damit Maradiaga nicht als dessen Beschützer dastehe und weiterhin den K9 Kardinalsrat leiten könne. Die Aktion sei grotesk gewesen, aber es sei gelungen, Maradiaga ungeschoren davon kommen zu lassen.
Papst Franziskus sei in einigen Fällen gegen Vertuschungen vorgegangen, aber nur wenn der Druck von außen sehr stark gewesen sei. Deshalb habe er beispielsweise in Chile durchgegriffen. Kardinal Maradiaga habe die Medien in Honduras auf seiner Seite. Diese würden Vorwürfe gegen seine Person nicht berichten. Den wenigen Medien die es dennoch tun, würde der Kardinal Verleumdung vorwerfen. Maradiaga habe Pineda fast 20 Jahre lang beschützt. Es gebe keinen medialen Druck auf Franziskus, gegen Maradiaga vorzugehen, die Medien hätten sich auf Pineda konzentriert. Maradiaga habe durch die Vorwürfe gegen den Weihbischof Respekt und Glaubwürdigkeit verloren, sitze aber immer noch fest im Sattel. Er habe dies vor allem der Protektion durch Papst Franziskus zu verdanken, sagte Alegria Reichmann.
In ihrem Buch würde sie alle Behauptungen und Vorwürfe belegen. Was sie geschrieben habe, sei nicht übertrieben. Sie sei sich bewusst, dass sie schwere Vorwürfe erhebe, doch könne sie alles beweisen. Sie habe Fälle nicht in ihr Buch aufgenommen, bei denen ihr die Beweislage nicht ausreichte, betonte sie.
Link zum Interview von Edward Pentin mit Martha Alegria Reichmann im National Catholic Register (englisch):
Author Accuses Honduran Cardinal of Betrayal and Cover-Up in New Book
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