Papst kniet vor sudanesischen Politikern nieder, bittet um Frieden

12. April 2019 in Weltkirche


Der 82-jährige Papst kniete vor den politischen Kontrahenten nieder und küsste ihnen die Füße - Franziskus mahnte bei Treffen im Vatikan Präsident Kiir und dessen politischen Rivalen Machar mit ungewöhnlicher Geste zum Frieden - VIDEO


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus will eine Friedensreise in den Südsudan unternehmen. Bei einem Treffen mit dem südsudanischen Präsidenten Salva Kiir und dessen politischem Rivalen Riek Machar am Donnerstagabend im vatikanischen Gästehaus Santa Marta bekundete Franziskus den Wunsch sich "so bald wie möglich, mit der Gnade Gottes in euren geliebten Staat zu begeben". An der Mission sollen nach den Worten des Papstes auch Anglikaner-Primas Justin Welby und der frühere Moderator der presbyterianischen Kirchen Schottlands, John Chalmers, teilnehmen. Franziskus mahnte bei der Begegnung die politischen Führer des Südsudan eindringlich zum Frieden. Das verlangten Gott und die Menschen im Land von ihnen, sagte er.

Bei dem Treffen mit Kiir und Machar bat Franziskus auch in einer ungewöhnlichen Geste um die Fortsetzung des Friedensprozesses. Der 82-jährige Papst kniete vor den beiden politischen Kontrahenten nieder und küsste ihnen die Füße. "Euch, die ihr den Friedensvertrag unterzeichnet habt, bitte ich als ein Bruder: Bleibt im Frieden. Ich bitte euch von Herzen, gehen wir voran", sagte Franziskus.

Präsident Kiir und Oppositionsführer Machar hatten seit Mittwoch mit mehreren Mitgliedern der designierten Übergangsregierung Südsudans an einer als "geistliche Einkehr" deklarierten zweitägigen Begegnung teilgenommen. Das Interimskabinett soll ab 12. Mai mit der Arbeit beginnen und den seit 2013 währenden blutigen Konflikt in dem afrikanischen Land beenden. Kiir ist Katholik, Machar Presbyterianer.

Gott werde "Rechenschaft verlangen" für ihren Dienst, so der Papst zu den Teilnehmern des Treffens, der zum "Einsatz für Frieden und Wohlergehen" der Menschen mahnte. Die politisch Verantwortlichen müssten sich nicht nur dem Urteil Gottes, sondern auch dem Blick der Menschen im Land stellen, die dringend nach "Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden" verlangten.

Frieden sei möglich, betonte der Papst. Dies verlange aber den Sieg über "Stolz, Neid, Machthunger, Eigeninteressen, Lüge und Heuchelei". Das im September in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba geschlossene Abkommen müsse nun umgesetzt und der Waffenstillstand eingehalten werden.

Die Idee zu dem zweitägigen Treffen im Vatikan stammte vom anglikanischen Primas Welby. Neben dem Erzbischof von Canterbury nahmen auch Mitglieder des südsudanesischen Kirchenrates teil. Während der Einkehrtage hielten ein katholischer Erzbischof aus Uganda sowie ein ostafrikanischer Jesuit geistliche Vorträge. Zum Abschluss wurde den Teilnehmern je eine signierte Bibel überreicht. Sie trägt die Widmung: "Suche, was eint, überwinde, was spaltet", unterzeichnet von Welby, Papst Franziskus sowie Chalmers.

2011 hatte der Südsudan seine Unabhängigkeit vom Sudan erklärt. Bald darauf brach in dem afrikanischen Staat ein Konflikt zwischen der Armee von Präsident Kiir und der bewaffneten Opposition unter seinem Kontrahenten Machar aus. Der Bürgerkrieg trieb mehrere Millionen Südsudanesen in die Flucht.

Seit der Unterzeichnung des Addis-Abeba-Abkommens sei die politische Gewalt "dramatisch zurückgegangen", urteilten die Vereinten Nationen vor wenigen Wochen. Trotz der positiven Entwicklung komme es jedoch nach wie vor vereinzelt zu Gefechten, vor allem im Süden des Landes.

Papst Franziskus verfolgt die Entwicklungen im Südsudan seit Jahren mit besonderer Aufmerksamkeit. Mehrfach rief er Gebetstage für den Frieden im Südsudan aus. Bereits 2017 war für den Herbst des Jahres eine Visite gemeinsam mit Anglikaner-Primas Welby im Gespräch. Später teilte der Vatikan mit, Franziskus verschiebe die Reise aus Sicherheitsgründen. Welby reiste alleine in den Südsudan.

Papst Franziskus empfing am 11.4.2019 leitenden Politiker des Sudan und kniete vor ihnen nieder, um um Frieden zu flehen (ab Min. 32)


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