Kardinal Müller kritisiert Kurienreform: Theologische Ahnungslosigkeit

7. Mai 2019 in Deutschland


Bei der Beschreibung der Aufgaben der neuen Behörde für die Glaubenslehre zeige sich "eine erschütternde theologische Ahnungslosigkeit der Verfasser dieses Abschnitts".


Rom (kath.net)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller,der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, hat den Entwurf für die römische Kurienreform scharf kritisiert. Im Interview mit der "Passauer Neuen Presse" (PNP) spricht Müller von "theologischer Ahnungslosigkeit". In den verschiedenen Medien sei "kein schlüssiges Konzept von Ursprung, Wesen und Sendung der Kirche erkennbar". Statt sich deutlicher am Kirchenbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils zu orientieren, bleibe "die Kurie in einem ortlosen Schwebezustand, weil sie nicht mehr eindeutig dem Dienst des Papstes für die Universalkirche zugeordnet" werde. Das Dokument war vom Kardinalsrat des Papstes beschlossen worden und liegt derzeit führenden Kirchenstellen zur Begutachtung vor.

Kritisch sieht Müller auch, dass die Sonderrolle der Glaubenskongregation relativiert werden soll. "Im Entwurf handelt es sich um eine planlose Aneinanderreihung von 16 Ministerien, die irgendwie im Dienst des Papstes, der Einzelbischöfe und der Bischofskonferenzen stehen." Die Evangelisierung komme "an erster Stelle, obwohl sie eine Aufgabe der ganzen Kirche und keine spezifische des Papstes ist". Müller findet deutliche Worte: "Es handelt sich bei dieser Skizze für eine künftige Apostolische Konstitution um ein Konglomerat von subjektiven Einzelideen, frommen Wünschen, moralischen Appellen mit einzelnen Zitaten aus Konzilstexten und Verlautbarungen des derzeitigen Papstes."

Der ehemalige Regensburger Bischof kritisiert auch, dass der Entwurf zur Kurienreform "nicht klar" zwischen den weltlichen und geistlichen Aufgaben des Papstes unterscheide. Die weltlichen Aufgaben seien "nur sekundär und keineswegs wesentlich mit dem Papsttum verbunden". Die "höchste Mission des Papstes" sei "sein Lehramt als Mitglied und Haupt des Bischofskollegiums". Doch obwohl "das universalkirchliche Lehramt der Existenzgrund des päpstlichen Primates" sei, erscheine die Glaubenslehre nun nur noch als "beliebige Aufgabe des Papstes unter vielen anderen".

Gerade bei der Beschreibung der Aufgaben der neuen Behörde für die Glaubenslehre zeige sich, so Müller, "eine erschütternde theologische Ahnungslosigkeit der Verfasser dieses Abschnitts". So würden Grundbegriffe der katholischen Theologie wie Offenbarung, Evangelium oder Lehramt "falsch oder schief verwendet". Es bleibe deshalb zu hoffen, "dass dieser Abschnitt von einem ausgewiesenen Theologen und Kanonisten von Grund auf neu formuliert wird".


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