10. Mai 2019 in Kommentar
Verstörend erscheint es, dass offizielle kirchliche Strukturen genutzt werden, um für diese kirchenfeindliche Aktion zu werben. Ein Hintergrundbericht zu Maria 2.0 von Peter Winnemöller
Paderborn (kath.net/pw) Die umstrittene Initiative Maria 2.0 nennt ihre geplante Aktion vom 11. Bis 18 Mai 2019 einen Kirchenstreik. Frauen, die an der Aktion teilnehmen, sollen in der Zeit vom 11. bis 18. Mai 2019 keine Kirchenräume betreten. Verstörend ist der Begriff Streik in dem Zusammenhang. Begriffe zu klären entscheidet darüber, ob man richtig versteht oder im Nebel irrt. Ein Streik ist eine Arbeitsniederlegung, um bessere Arbeitsbedingungen z.B. Lohn, Urlaub oder andere Konditionen zu bekommen. Der Kirchenstreik unter dem Namen Maria2.0 ist in dem Sinne also kein Streik. Vom Charakter der Aktionen her ist es eher ein Boykott.
Die Initiative plant ferner, dass Frauen keine Hl. Messen besuchen, keine Arbeiten oder Dienste verrichten. Stattdessen sollen die Boykottteilnehmerinnen selbst erfunden Gottesdienste vor den Kirchen veranstalten, sich weiß kleiden und weiße Tücher mitbringen.
Die Forderungen der Organisatoren sind:
Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche
Aufhebung des "Pflichtzölibats"
Ausrichtung der Sexualmoral der Kirche an der Lebenswirklichkeit der Menschen
kein Amt mehr für Missbrauchstäter, -dulder und vertuscher
die selbstverständliche Überstellung der Täter an weltliche Gerichte
An wen sich die Forderungen richten bleibt fraglich. Ein offener Brief an Papst Franziskus begleitet die Aktion. Man kann hier ruhig von sehr plakativen oberflächlichen Forderungen reden, denn diese können weder auf Ebene der konkreten Pfarrei noch auf Bistumsebene oder im Rahmen der Bischofskonferenz erfüllt werden. Ordinatio sacerdotalis ist de fide. Mithin könnte nicht einmal der Papst den Frauen den Zugang zum Priesteramt öffnen. Da die Aktion als Streik betrachtet wird, stellt sich die Frage, gegen wen sich der Streik richtet. Die Webseite der Aktion bleibt da sehr vage und zündet doch eher Nebelkerzen.
Ausgehend von Gemeinde Heilig Kreuz in Münster, wo die Aktion ins Leben gerufen wurde, verbreitet sich diese nach einem zögerlichen Start nun sehr schnell über das ganze Land. Dabei handelt es sich um eine nicht zentral gesteuerte Aktion, sondern um eine lockere Initiative. Man kann davon ausgehen, dass Aktionen vor Ort sehr spontan geplant und durchgeführt werden.
Etwas verstörend erscheint es, dass offizielle kirchliche Strukturen genutzt werden, um für diese kirchenfeindliche Aktion zu werben. Im Pastoralverbund Castrop-Rauxel Süd (Erzbistum Paderborn) steht die Werbung für die Aktion auf der Titelseite des Pfarrnachrichten. Verantwortlich im Sinne des Presserechtes zeichnet hier der leitende Pfarrer. Im Generalvikariat in Paderborn kannte man diesen Pfarrbrief nicht. Ein Sprecher des Erzbistums sagte dazu auf Nachfrage, man könne nicht alle Pfarrbriefe im Bistum kennen. Das Erzbistum Paderborn, so der Sprecher weiter, habe Verständnis für Menschen, die ihrer Enttäuschung und ihrem Unmut über bestimmte Themen der Kirche Ausdruck verliehen. Solche Initiativen werden getragen von engagierten Katholikinnen und Katholiken, denen die Kirche am Herzen liegt. Sie tragen dazu bei, die Zukunftsfähigkeit der Kirche schon heute zu gestalten., so der Sprecher wörtlich.
Im Bistum Mainz wurde ein Plakat der umstrittenen Aktion Maria 2.0 an die Gemeinden versandt und für die Teilnahme geworben. Im Bistum Rottenburg Stuttgart wurde eine Aufforderung zur Beteiligung an der Aktion auf dem Briefkopf des Bistums von einer im Bistum angestellten Referentin versandt. In dem kath.net vorliegenden Schreiben heißt es wörtlich: Bitte überlegen Sie wo und wie Sie mitmachen können und sich solidarisch zeigen mit Frauen in der Kirche. Weiter wird in dem Schreiben dazu aufgefordert Fotos von der Aktion an den Fachbereich Frauen zu senden, von dem der Brief kam.
Diese drei Beispiele mögen exemplarisch zeigen, wie weit derart umstrittene Aktionen schon innerhalb der Strukturen der Kirche unterstützt werden. Man stelle sich vor, aus einer Stabsstelle beim Vorstand eines großen Unternehmens würde von einer Referentin der Streikaufruf einer Gewerkschaft direkt an die Niederlassungen versandt.
Im Rahmen der Aktion soll am Sonntag, 12.Mai 2019 der Besuch der Hl. Messe von katholischen Frauen boykottiert werden. Der Sprecher des Erzbistums Paderborn ließ die Frage unbeantwortet, ob mit Teilnahme an den selbsterfundenen Gottesdiensten die Sonntagspflicht erfüllt werde. Es ist nach Ansicht von Fachleuten nicht davon auszugehen, dass die Bedingungen zur Dispens gemäß CIC Can. 1245 erfüllt sind. Mithin begeht gem. KKK 2181 eine schwere Sünde, wer statt der Hl. Messe den Boykottgottesdienst besucht. Boykottiert werden bei dieser Aktion, wenn man ganz ehrlich ist, die Gnaden- und Heilsmittlerschaft der Kirche. Wie nordbayern.de berichtet, fallen die Gottesdienste in Heroldsbach sowie in den Filialkirchen in Oesdorf, Wimmelbach und Poppendorf für die Dauer des Boykotts komplett aus. Keine Hl. Messe wird es in der Zeit geben. Es mag sich jeder überlegen, ob die oben genannten Forderungen dieses Risiko wert sind.
Weiterhin ist es äußerst verwunderlich, dass trotz der immer weiter gehenden Verbreitung des Boykotts noch immer kein klärendes Wort von einem Bischof zu der Aktion kommt. Auch im Erzbistum Paderborn lässt man die Seelsorger vor Ort mit dem Problem allein. Man vertraue, so der Sprecher des Erzbistums, auf die Gesprächs- und Überzeugungsfähigkeit, Spontaneität und Kreativität der Geistlichen. Ein starkes Zeichen sei es, wenn sie auf die Streikenden zugingen und mit ihnen das Gespräch suchten. Denn Kirche, so der Sprecher des Erzbistums Paderborn weiter, lebe vom Dialog.
Es bleibt nun abzuwarten, wieweit sich die Boykottaktion wirklich ausweitet und welche Auswirkungen sie tatsächlich haben wird. Es wird sich auch zeigen, ob wegen des Boykotts tatsächlich die Seelsorge der Kirche beeinträchtigt wird. Eine pikante Note erhält die Aktion noch durch die Tatsache, dass der Weltgebetstag um geistliche Berufe ebenfalls von der Aktion betroffen ist. Das zeigt besonders im Hinblick auf die Forderung nach Zugang zu allen Ämtern das problematische Amtsverständnis der Initiatorinnen und Teilnehmerinnen der Boykottaktion.
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