14. Mai 2019 in Weltkirche
Franziskus habe das Buch gelesen und kenne viele der dort angesprochenen Kleriker. Autor Frédéric Martel sieht einen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität.
Rom (kath.net/jg)
Laut einem Bericht des Magazins Crux hat Papst Franziskus das Buch Sodoma Enquète au coeur du Vatican (dt. Sodom Untersuchung im Herz des Vatikan) gelesen. Er habe es gut gefunden, zitiert das Magazin einen Anwalt im Kampf gegen sexuellen Missbrauch, den der Papst in Privataudienz empfangen hat.
Franziskus habe gesagt, er kenne viele der im Buch behandelten Kleriker. Der Anwalt berichtete laut Crux sie hätten über gute Homosexuelle und Homosexuelle, die böse seien gesprochen. Böse seien sie aber wegen des Missbrauchs von Macht, zitiert das Magazin das Gespräch der beiden.
Das Buch des französischen Journalisten und Autors Frèdèric Martel ist im Februar in acht Sprachen gleichzeitig erschienen, allerdings nicht auf deutsch. Martel hat nach eigenen Angaben mehr als 1.500 Interviews durchgeführt darunter sollen 41 Kardinäle, 52 Bischöfe und 45 apostolische Nuntien gewesen sein.
In einem Interview mit Crux hat Martel die Ansicht geäußert, das Buch zeige den Schlüssel zur Missbrauchskrise der Kirche. Sexueller Missbrauch habe im Allgemeinen nichts mit Homosexualität zu tun, sagte er. In den meisten Fällen würden heterosexuelle Männer Mädchen oder Frauen missbrauchen. Die Missbrauchfälle der Kirche seien anders gelagert. 80 bis 85 Prozent der Opfer seien Jungen oder Männer. In der Kirche ist der Zusammenhang klar, sagte Martel.
Die meisten homosexuellen Priester mit denen er gesprochen habe, hätten ihre Sexualität sublimiert oder unterdrückt. Dies führe seiner Ansicht nach dazu, dass die Priester Doppelleben führen und sogar Verbrechen begehen würden, erläuterte Martel.
Er sei auch davon überzeugt, dass die Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Klerus in vielen Fällen damit zusammen hänge, dass die verantwortlichen Bischöfe selbst homosexuell seien. Der Bischof habe dann selbst Angst vor dem Skandal, Angst vor den Medien, Angsat, dass seine eigene Homosexualität bekannt werde, sagte Martel.
Die Welt die er in seinem Buch beschreibe, sei von Lüge und Täuschung geprägt, die einer Kultur der Geheimniskrämerei die Tür öffne, in welcher es häufig zu Erpressungen komme, betonte er.
Martels Analyse steht im Gegensatz zu jener von Papst em. Benedikt XVI. Dieser hatte die sexuelle Revolution der 1960er Jahre und den Zusammenbruch der kirchlichen Morallehre nach dem II. Vatikanischen Konzil als wesentliche Faktoren für den Missbrauch durch Kleriker identifiziert. Martel kann dieser Analyse nichts abgewinnen. Die Priester die Missbrauch verübt hätten, hätten nie die sexuelle Befreiung gelebt. Das sind nicht die Homosexuellen in der Schwulenparade oder die Frauen die Sex vor der Ehe haben, sagte er wörtlich.
Sein Buch werde als Werk gesehen werden, das der Kirche geholfen habe, sagte Martel. Diejenigen, die über sexuellen Missbrauch Lügen verbreiten, tragen zur Zerstörung der Kirche bei, fügte er hinzu.
Martels Buch ist wiederholt kritisiert worden. Er soll wiederholt bestimmte Priester, Bischöfe und Kardinäle ohne Beweise als homosexuell bezeichnet haben. Darüber hinaus werfen ihm die Kardinäle Müller und Kasper vor, er habe sich unter falschem Vorwand Zugang zu ihnen verschafft und sie in seinem Buch falsch zitiert. kath.net hat hier berichtet: Französischer Autor: Interviews mit Kardinälen unter falschem Vorwand In seinem Buch kritisiert er unter anderem den Zölibat und hält offen gelebte Homosexualität bei Priestern für ein Heilmittel gegen klerikalen Missbrauch.
Link zum Artikel im Magazin Crux (englisch):
Advocate says pope read, liked new book on gays in the Vatican
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