22. Mai 2019 in Weltkirche
Hoffnung gibt vor allem die junge Generation der Katholiken in den Niederlanden. Es seien wenige, doch sie könnten der neue Sauerteig für die Zukunft der Kirche sein, sagte der Erzbischof von Utrecht.
Utrecht (kath.net/LSN/jg)
In einem umfassenden Interview mit Jeanne Smits von LifeSiteNews hat Willem Kardinal Eijk (Foto), der Erzbischof von Utrecht (Niederlande), zum Glaubensverlust, der Krise in der Kirche und zu deren Erneuerung Stellung genommen. (Siehe Link am Ende des Artikels)
Eijk sprach zunächst über die Verwirrung in der Kirche, die etwa durch unklare Formulierungen im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia hinsichtlich des Kommunionempfangs zivilrechtlich geschiedener Wiederverheirateter und durch ein Dokument der deutschen Bischöfe über den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner von Katholiken entstanden sei. Er habe selbst den Papst um Klarstellung in diesen Fragen gebeten, bis jetzt aber keine Antwort erhalten. Es sei Aufgabe des Papstes und der Bischöfe, in Fragen des Glaubens Klarheit zu finden und zu vermitteln, betonte Eijk.
Nicht nur Kardinäle, Bischöfe und Priester hätten aber die Pflicht, den Glauben klar und unverkürzt zu verkünden. Dies gelte auch für Laien. Viele Christen seien sehr zurückhaltend und würden sich nicht zu ihrem Glauben und den Prinzipien der kirchlichen Lehre bekennen. Als Eltern hätten sie auch die Aufgabe, ihren Kindern den Glauben weiter zu geben, sagte Eijk.
Eines der Probleme dabei sei, dass die Eltern selbst wenig über den katholischen Glauben wüssten, räumte der Kardinal ein. Es brauche daher auch eine Katechese für die Eltern, schlug er vor.
Er habe als Schüler selbst miterleben müssen, wie Ende der 1960er Jahre die Glaubenspraxis in den Niederlanden in kurzer Zeit zusammengebrochen sei. 1965 seien noch alle Schüler seiner Klasse einer katholischen Schule sonntags zur Messe gegangen. 1971 seien es nur mehr zwei gewesen. Aus dieser Generation kämen die Großeltern von heute, die weder ihren Kindern noch ihren Enkelkindern den Glauben weiter gegeben hätten. Heute würden nur noch 4 oder 5 Prozent der niederländischen Katholiken am Sonntag regelmäßig die heilige Messe besuchen, sagte er.
Die Kirche werde kleiner, aber es gebe Zeichen der Hoffnung, fuhr Kardinal Eijk fort. Vor allem die jungen Katholiken machen ihn zuversichtlich, weil sie sich oft ganz für den Glauben entscheiden. Sie führen ein Gebetsleben, haben eine persönliche Beziehung zu Christus und nehmen die Lehre der Kirche zur Gänze an. Ihre Zahl ist nicht groß, aber vielleicht sind sie der Sauerteig für die Zukunft, sagte Eijk wörtlich.
Zuerst müsse die Kirche innerlich erneuert werden. Konkret heiße das, dass die Katholiken ihren Glauben wieder kennen und leben müssten. Dann könnte sich die Kirche wirklich der Neuevangelisierung widmen. Die Bischöfe der Niederlande hätten deshalb ein Programm für die Jugendkatechese entwickelt, das für Kinder und Jugendliche von 4 bis 18 Jahren ausgelegt sei. Er stelle auch fest, dass die Kandidaten, die zur Erstkommunion und zur Firmung kommen würden, wieder ein besseres Verständnis für die Sakramente hätten als früher.
Am 13. Mai 2017, genaue einhundert Jahre nach der ersten Erscheinung von Fatima, haben die Bischöfe der Niederlande ihre Diözesen dem allerheiligsten Herzen Marias geweiht. Im Jahr darauf haben sie ein Jahr des Rosenkranzes begangen. Beide Initiativen seien von den Katholiken des Landes positiv aufgenommen und in überraschend großer Zahl auch mitgetragen worden,
Viele Reformbemühungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hätten in den Niederlanden begonnen. Vielleicht könnten die Niederlande jetzt ein Anfangspunkt für die Erneuerung der Kirche sein, sagte Kardinal Eijk abschließend.
Link zum Interview mit Kardinal Eijk auf LifeSiteNews (englisch):
INTERVIEW: Dutch Cardinal Willem Eijk answers questions on crisis in Church, loss of faith
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