28. Mai 2019 in Spirituelles
Vor einiger Zeit fragte ich einen Prediger, welche Bibelübersetzung er verwendet habe. Er überraschte mich daraufhin mit einer ziemlich ungehaltenen Reaktion. Spiritueller Impuls von Stefan Fleischer
Grenchen (kath.net/sf) Vor einiger Zeit fragte ich einen Prediger, welche Bibelübersetzung er verwendet habe. Sie war mir unbekannt vorgekommen. Bereitwillig gab er Auskunft. Ich sagte dann noch, ich würde mich fragen, ob diese Übersetzung wirklich nahe genug am Originaltext liege, ob sie nicht zu stark interpretiere. Er überraschte mich daraufhin mit einer ziemlich ungehaltenen Reaktion, was ich nicht begriff.
Kürzlich nun habe ich einen anderen Prediger auf seine Aussagen zu Dämonen und Dämonenaustreibungen angesprochen. Auch er reagierte ungehalten, wenn nicht gar beleidigt. Einem Dritten gegenüber bemerkte ich so nebenbei, dass ich die textlichen Veränderungen im Gotteslob des Liedes Fest soll mein Taufbund immer stehen eher enttäuschend fände. In meiner Jugend hätten wir dieses Lied immer wieder als Erneuerung unseres, in Taufe und Firmung gegebenen Treueversprechens gegenüber der Kirche verstanden. Das würde ich im neuen Text vermissen. Und wieder kam diese Reaktion.
Dann fiel mir plötzlich auf, dass alle drei Fragen eines gemeinsam hatte. Am deutlichsten trat dies bei der ersten Frage zutage. Meines Wissens behält sich die Kirche nicht nur die Approbation alle Übersetzungen vor, sondern bestimmt auch, welche in einem bestimmten Sprachkreis in der Liturgie zu verwenden ist. Das dürfte jenem Prediger bewusst gewesen sein und damit auch, dass seine Eigenmächtigkeit ein sicher gut gemeinter Akt des Ungehorsams war. Im zweiten Fall waren die Erläuterungen zur Frage vielleicht an sich nicht unbedingt falsch. Aber sie ließen einen wesentlichen Aspekt der Glaubenswahrheit aus, die Tatsache, dass Dämonen zwar rein geistige, aber doch ganz real existierende, personale Wesen sind, und deshalb von uns Gläubigen ernst genommen werden müssen. Auch er war sich wohl bewusst, dass er mit eine seinen Aussagen nicht die ganze Lehre, die ganze Wahrheit verkündet hatte. Im dritten Fall ging es direkt um den Gehorsam, um die Treue zu unserer mater et magistra, unserer Mutter und Lehrmeisterin. Meine Frage erinnerte ihn wohl daran, dass er diese nicht nur bei seiner Taufe und Firmung, sondern zusätzlich auch bei seiner Weihe versprochen hatte.
Alle drei Fragen klopften also an das Gewissen dieser Personen. Und das ist, wie ich es selber auch immer wieder erfahre, meist nicht besonders angenehm. Was ich aber auch schon erfahren durfte, ist, dass ein solcher, selbst indirekter, Appell an mein Gewissen oftmals sehr heilsam sein kann. Auch der verlorene Sohn brauchte einen solchen Anstoss, die Erinnerung, dass es selbst die Tagelöhner des Vaters besser hatten als er jetzt. Er hat sich dann aufgemacht und ist zum Vater zurückgekehrt.
Denken wir also daran, wenn Fragen direkt oder indirekt - an unser Gewissen pochen.
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