28. Mai 2019 in Österreich
Erzbischof Lackner: Es gibt in der Gemeinde Großgmain, auch im unmittelbar pfarrlichen Bereich, seit Jahren Tendenzen, denen man esoterische Züge nicht absprechen kann - UPDATE: Neues Statement und Brief an die Pfarrgemeinde von Großgmain
Salzburg (kath.net/pl) Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner erläutert auf Anfrage von kath.net die Haltung der Erzdiözese zum Marienheilgarten auf Boden der katholischen Pfarrgemeinde in Großgmein. Dieser Marienheilgarten steht in Diskussion, weil er esoterisches Gedankengut enthält, kath.net hat berichtet
Statement von Erzbischof Lackner am 20.5.2019:
Die Pfarrkirche von Großgmain ist der Gottesmutter Maria geweiht und seit langer Zeit ein Ort zu dem man Wallfahrten unternommen hat. Es ist daher nicht verwunderlich und zu begrüßen, dass in der Pfarre auch eine Großgmainer Marienbruderschaft entstanden ist und nun 2017 mit neuen Statuten wiederbelebt wurde, die diesen Ort als Wallfahrtsort stärken und ihm neue Impulse geben möchte. Diese Marienbruderschaft wurde vom neuen Pfarrer und seinem Team auch kontaktiert um ein gutes Miteinander zu gewährleisten, eine gute Zusammenarbeit sicherzustellen. Die Marienbruderschaft ist im Sinne der neuen Statuten im besten Sinn des Wortes katholisch und befindet sich in ihrer pastoralen Ausrichtung in der Mitte der Kirche. Es gab im rechtlichen Bereich Unklarheiten, die aber in der Zwischenzeit durch die Initiative des neuen Seelsorgers auf vertraglich sicheren Boden gestellt werden konnte.
Es gibt in der Gemeinde Großgmain, auch im unmittelbar pfarrlichen Bereich, seit Jahren Tendenzen, denen man esoterische Züge nicht absprechen kann; der sogenannte Marienheilgarten ist offensichtlich auch ein Ort, wo manches auf diese Tendenz hinweist. Unter dem neuen Pfarrer und seinem Team wird nun versucht katholisches Glaubensgut, katholische Spiritualität von esoterischen Praktiken und Vorstellungen zu befreien um synkretistischen Tendenzen entgegen zu wirken. Diese Entwicklungen wurden auch schon von meinen Vorgängern mit Sorge beobachtet. Frühere Versuche im Zusammenwirken mit dem damaligen Seelsorger Schmatzberger dem entgegen zu wirken waren leider nicht erfolgreich.
Man spürt seit einiger Zeit, dass Wallfahrten bei vielen Menschen sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Es ist daher naheliegend, dass ein alter Wallfahrtort wie Großgmain auch selbst wieder diese alten Tradition beleben möchte. Diesem Ansinnen steht Pfarrer Zach positiv gegenüber, deshalb gibt es auch keinen Dissens zur Marienbruderschaft, sondern nur zu Strömungen, die für diese Bestrebungen nicht förderlich sind. Dazu gehört, wie schon erwähnt, auch der Marienheilgarten mit esoterischen Objekten. Ziel muss es sein, dass gerade im Bezug auf das pfarrliche Leben der christliche Bezug bei allen pastoralen Initiativen gegeben ist, aber auch bei der Darstellung künstlerische Objekte die christliche Botschaft wirklich transparent wird. Diesbezüglich gilt hier eindeutig das Wort der Schrift: Prüft alles und das Gute behaltet. In diese Richtung gehen die Bemühungen des Pfarrers es geht also um eine Neugestaltung des Marienheilgartens, dies unterstütze ich.
Entscheidend sind die Statuten der Marienbruderschaft, welche ja im Amtsblatt der österr. Bischofskonferenz 2017 veröffentlicht wurden. An diesen muss sich auch das konkrete Handeln der Bruderschaft orientieren und wenn notwendig auch korrigieren. Pfarrer Zach ist ein fundiert gebildeter Theologe und wird dies im Auge behalten und wenn notwendig mich umfassend informieren, damit ein verantwortungsvoller, guter pastoraler Weg bestritten wird.
Statement von Erzbischof Lackner vom 27.5.:
In der Diskussion rund um den Marienheilgarten in Großgmain hat Erzbischof Franz Lackner einen Brief an die Pfarrgemeinde verfasst, der am Sonntag in der Kirche verlesen wurde. Darin heißt es, u.a., dass der Marienheilgarten in seiner jetzigen Gestalt nicht grundsätzlich verändert wird.
Konkret bedeutet das: Der Garten wird in seinem Grundbestand nicht verändert. Er wird nicht geschlossen und es wird auch nichts weggerissen. Aber natürlich wird man den Garten auch weitergestalten, wie das schon in der Vergangenheit geschehen ist. Erzbischof Franz Lackner ist mit den Verantwortlichen in gutem Gespräch.
PGR-Obmann Christoph Lindpointner: Es ist ein guter Weg eingeschlagen, wir sind im Gespräch mit dem Herrn Erzbischof und es ist ein ehrliches Bemühen da, um die Lage in Großgmain zu beruhigen.
Der Brief in der Vollversion:
Liebe Pfarrgemeinde,
ich bedauere sehr, dass in eurer Pfarre eine Unruhe ausgebrochen ist aufgrund eines Zeitungsberichts mit der Meldung, dass der Marienheilgarten womöglich geschlossen oder gänzlich verändert werden soll. Ich will jetzt gar nicht die Ursachen, warum es zu dieser Auffassung gekommen ist, weiter ausführen. Ich habe mit dem Herrn Pfarrer Virgil Zach gesprochen und kann euch mitteilen, dass der Marienheilgarten in seiner jetzigen Gestalt nicht grundsätzlich verändert wird. Wir sind als Christen und Christinnen immer gerufen Überkommenes und Bewährtes weiterzuführen und weiterzudenken. Im Zentrum des Gartens steht Maria und sie steht auch im Zentrum des Glaubens der Kirche. Sie ist Sitz und Haus der Weisheit. Unser Glaube umfasst alle Ebenen des menschlichen Daseins. Wir sind Geist und Materie, so schreibt schon der Heilige Bonaventura, dass Gott sich in das Buch der Natur tief eingeschrieben hat und dort auch entdeckt werden kann.
So bitte ich euch: Glauben wir an das Gute und bemühen wir uns im gegenseitigen Vertrauen, sodass wir die Einheit der Kirche im Ort bei gleichzeitiger Vielfalt der Empfindungen und Meinungen bewahren.
Wir werden uns bemühen, im Gespräch mit den Verantwortlichen in der Gemeinde und in der Pfarre einen gemeinsamen Weg zu finden.
Mit herzlichen Segensgrüßen
Euer
+ Erzbischof Franz Lackner
Zur Dokumentation - Älteres Video: Pfarrer Schmatzberger erläutert ohne Distanzierung den esoterischen ´Kraftplatz´ Marienheilgarten von Großgmain
Foto Erzbischof Lackner (c) Erzdiözese Salzburg/Sulzer
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