9. Juni 2019 in Deutschland
Predigt von Kardinal Marx bei Diakonenweihe von Priesteramtskandidaten im Münchner Liebfrauendom.
München (kath.net/ pem)
Reinhard Kardinal Marx hat das Festhalten der katholischen Kirche am Zölibat bekräftigt und die Bedeutung und den Wert der Ehelosigkeit als Lebensform der Priester hervorgehoben. Die Ehelosigkeit werde auch in Zukunft eine kostbare Gabe für die Kirche sein, erklärte der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, am Samstag, 8. Juni, im Münchner Liebfrauendom. Weil die Ehelosigkeit die Lebensform Jesu ist, wird sie nicht verschwinden und weiterhin ein wichtiges Zeugnis in der Kirche sein, sagte Marx in seiner Predigt beim Festgottesdienst zur Weihe von zwei Priesteramtskandidaten zu Diakonen.
Mit der Entscheidung zur Ehelosigkeit erklärten Priester ihre Bereitschaft, allen Menschen zu dienen, sagte der Kardinal. Der ehelose Mensch, so Marx, möchte das Begehren in ihm zur Ruhe bringen und deutlich machen, dass er in Beziehung zu allen Menschen schenken will, geben will. Die Ehelosigkeit sei eine Herausforderung, die jeden Tag geübt werden müsse. Sie könne nur als Lebensform Jesu sichtbar sein, wenn sie zu Beziehungsfähigkeit, zu Begegnung und Gemeinschaft führe. Deshalb müsse immer wieder eine Kultur dieser Lebensform gepflegt werden. Wer sich auf sie einlasse und dabei auf Christus vertraue, für den werde sie nicht zu einer Last, sondern zu einer Möglichkeit.
Marx betonte, die Entscheidung der Weihekandidaten für den Weg zum Priesteramt sei ein Zeichen für die Freiheit, die Gott den Menschen gegeben habe. Nur weil die Menschen frei seien, seien sie Bilder Gottes. Der Mensch, der sich ständig alle Türen offen hält, der sich nie entscheidet, bleibe unvollkommen, lebe ein Leben unter Vorbehalt. Nur wer sich in Freiheit binde, werde ein erfülltes Leben finden.
Der Erzbischof rief die Weihekandidaten dazu auf, ihre persönlichen Begabungen und Fähigkeiten für ihren Dienst einzusetzen. Die Kirche ist nicht für sich selber da, so der Kardinal, sondern für die Menschen. Beim Dienst in der Nachfolge Jesu müsse sich der Blick auf alle Menschen richten, unabhängig von deren Nationalität oder Religion, und besonders auf die Armen und Schwachen. Dieser Blickwinkel sei entscheidend, sonst kreisen wir um uns selber.
Zu Diakonen wurden geweiht: Jasper Gülden (28) aus der Pfarrei St. Ludwig in München, der derzeit im Rahmen seines Pastoralkurses im Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen (Landkreis Dachau) eingesetzt ist, und Andreas Kolb (26) aus der Pfarrei St. Nikolaus in Mühldorf am Inn, der in seinem Pastoralkurs im Pfarrverband Obing (Landkreis Traunstein) tätig ist. Die Weihekandidaten haben Theologie studiert und bereiten sich derzeit im Rahmen des zweijährigen Pastoralkurses in der praktischen Ausbildung in einem Pfarrverband auf ihre Arbeit als Priester vor.
Während des Weihegottesdienstes knien die Weihekandidaten nicht nur vor dem Altar nieder, sondern legen sich auch mit dem ganzen Körper auf den Boden, um ihre Hingabe an Gott zu zeigen. Anschließend vollzieht der Bischof durch Handauflegung und Gebet die Weihe. Danach werden den Neugeweihten, in der Regel durch die Pfarrer ihrer Heimatgemeinden, die liturgischen Gewänder angelegt. Außerdem erhalten sie ein Evangelienbuch als Symbol für ihre Aufgabe, die Frohe Botschaft zu verkündigen. Mit der Diakonenweihe ist auch die Verpflichtung zu einem dem Evangelium gemäßen Leben der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, dem Zölibat, verbunden. Die Priesterweihe folgt in der Regel ein Jahr nach der Diakonenweihe.
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