25. Juni 2019 in Spirituelles
Alles, was existiert, hat eine Ursache, sagt die Wissenschaft. Aber sie kann nicht erklären, woher das stammt, was nach ihrer Vorstellung explodierte und Raum und Zeit entstehen ließ. Geistlicher Impuls von Klemens Hogen-Ostlender
Gießen (kath.net) Wenn ich in einer klaren Nacht zum Himmel aufschaue, sehe ich an die 2000 Sterne. 2000 von schätzungsweise zehn Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden im gesamten Kosmos. Das Licht eines der hellsten, Sirius, das uns heute erreicht, war seit Mai 2010 zu uns unterwegs, das Licht der auch Siebengestirn genannten Plejaden seit den Lebzeiten des heiligen Papstes Pius V., das der unter idealen Bedingungen mit bloßem Auge sichtbaren Andromeda-Galaxie seit zweieinhalb Millionen Jahren. Physikalisch gesehen sind Sterne Kernfusionsöfen, die Wasserstoff zu Helium verbrennen im Falle unserer Sonne hunderte Millionen Tonnen in der Sekunde. Ist das gesamte All, das unvorstellbar weit über Andromeda hinausreicht, Produkt eines von selbst entstandenen Urknalls, dessen Wirkursache kein Wissenschaftler erklären kann? Für mich der Anblick des von Lichtpunkten übersäten Nachthimmels ein Fingerzeig darauf, dass Gott all das nicht nur erschaffen hat, sondern auch in der Existenz hält.
Alles, was existiert, hat eine Ursache, sagt die Wissenschaft. Jedes einzelne Atomteilchen. Und doch kann sie nicht erklären, woher das stammt, was nach ihrer Vorstellung explodierte und damit Raum und Zeit entstehen ließ. Auch die Vorstellung, dass unser Universum nur des jüngste einer unendlichen Reihenfolge ist, die immer wieder geboren werden und vergehen, beantwortet die Frage nach dem Anfang nicht. Der US-amerikanische Astronom und NASA-Mitarbeiter Robert Jastrow hat es einmal so ausgedrückt: Es gibt in der Wissenschaft eine Art Religion, nämlich die Religion des Menschen, der glaubt, jedes Ereignis im Universum könne rational als Folge eines früheren Ereignisses gedeutet werden. Jastrow entzieht diesem Glauben die Grundlage mit dem Hinweis, dass man weiß, dass sich die dem Ursprung der Welt vorausgehenden Bedingungen in keines der uns bekannten physikalischen Gesetze zwingen lassen. So tut der Wissenschaftler das einzig für ihn Mögliche: Er nimmt diese Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis oder spielt sie herunter, indem er sie unter der Bezeichnung Urknall zusammenfasst. Robert Jastrow stellte fest, dass die Sache für einen sich vollkommener Erkenntnis fähig dünkenden Wissenschaftler wie ein schlimmer Traum endet: Er hat den Berg des Wissens erklommen. Als er oben angekommen endlich den letzten Felsbrocken überwunden hat, wird er von einer Gruppe Theologen empfangen, die sich dort bereits seit Jahrhunderten aufhalten.
Etwas, das nicht vorherzusehen war, das nicht erklärbar ist, nennt die Wissenschaft Zufall. Ein Zufall wie es etwa die Möglichkeit wäre, wenn ein wahllos auf einem Laptop tippender Affe den Text von Charles Darwins Entstehung der Arten produzierte. Was man glauben muss, um die Existenz eines Alls ohne Schöpfer für möglich zu halten, ist unglaublich. Hätte sich das Universum zu Beginn auch nur um das Millionstel eines Millionstels schneller ausgedehnt, hätte die Schwerkraft nicht ausgereicht, Galaxien entstehen zu lassen. Wäre die Geschwindigkeit um den gleichen Betrag geringer gewesen, wären alle Regionen, in denen sich Galaxien bildeten, in sich zusammengestürzt. Wäre die Entstehung des Lebens auf der Erde zufällig gewesen, hätte das die Reihe der dafür nötigen glücklichen Umstände vollends ins Unermessliche gesteigert.
Dr. Jean Morton von der George Washington University bezifferte die Wahrscheinlichkeit gegen die zufällige Bildung der 25000 Enzyme im menschlichen Körper auf eine Zahl, für die es keinen Namen mehr gibt. Es ist eine 1 mit 2,85 Millionen Nullen dahinter (sie hier aufzuschreiben würde 565 Mal so viel Platz brauchen wie dieser Artikel). Diese Wahrscheinlichkeit verglich Morton damit dass ein Tornado durch einen Schrottplatz wirbelt und dabei ein flugfähiger Jumbo Jet entsteht. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass auch solche Argumente Zweifler nicht überzeugten. Ich glaube nur, was ich sehe lautete manchmal der Einwand. Glauben, was sie nicht sehen tun aber viele, für die der jeweilige Stand der Wissenschaft ein Dogma zu sein scheint. Mitte des 20. Jahrhunderts ergaben Berechnungen nämlich, dass im Universum nur ein bis 15 Prozent der Materie entdeckt wurden, die nötig wäre, um Einflüsse der Schwerkraft auf Sternbewegungen zu erklären. Astronomen entwickelten daraufhin die Vorstellung, es müsse dunkle Materie geben, die man nicht sehen kann. Die überwiegende Zahl der Wissenschaftler glaubt heute daran.
Wenn ich in einer klaren Nacht zum Himmel aufschaue, bin ich schier überwältigt von den funkelnden Sternen. Mancher Mensch mag sich fragen: Wer bin ich im Vergleich zu dieser majestätischen Größe? Bernard de Fontenelle, ein früher französischer Vertreter der Aufklärung, geriet darüber in Verzweiflung: Der Weltraum ist wahrhaftig so unendlich, dass ich mich darin verliere. Ich weiß nicht mehr, wo ich stehe, bin einfach ein Nichts. Unsere Welt ist erschreckend in ihrer Bedeutungslosigkeit. Ein Mensch, der an den dreifaltigen Gott glaubt, weiß die Antwort auf die Frage: Ich bin nach dem Ebenbild Gottes erschaffen, kein Niemand, sondern ein einzigartiges, geliebtes, unersetzliches Wesen.
Foto: Plejaden (c) Wikipedia/NASA, ESA, AURA/Caltech, Palomar Observatory/Gemeinfrei
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