Das schönste Glaubensbekenntnis: ‚Mein Herr und mein Gott!’

3. Juli 2019 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: Thomas sah und berührte den Menschen, bekannte aber seinen Glauben an Gott, den er weder sah noch berührte. Glaube aber ist: ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Der Fall des Apostels Thomas ist für uns aus mindestens drei Gründen wichtig: erstens, weil er uns in unseren Ungewissheiten tröstet; zweitens, weil er uns zeigt, daß jeder Zweifel über alle Ungewissheiten hinaus zum Licht führen kann; und schließlich, weil die an Thomas gerichteten Worte Jesu uns den wahren Sinn des reifen Glaubens in Erinnerung rufen und uns ermutigen, ungeachtet der Schwierigkeiten auf unserem Weg der Treue zu Jesus weiterzugehen.“

Evangelium am Festtag des heiligen Apostels Thomas:

„Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,24-29).


Benedikt XVI., Katechese zum heiligen Thomas bei der Generalaudienz am 27. September 2006:

Sehr bekannt und geradezu sprichwörtlich ist sodann die Szene des ungläubigen Thomas, die sich acht Tage nach Ostern abspielte. Im ersten Moment hatte er nicht geglaubt, daß in seiner Abwesenheit Jesus erschienen war, und hatte gesagt: »Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht« (Joh 20,25). Im Grunde geht aus diesen Worten die Überzeugung hervor, daß Jesus nun nicht mehr so sehr an seinem Antlitz als vielmehr an den Wundmalen zu erkennen sei. Thomas meint, daß die für die Identität Jesu ausschlaggebenden Zeichen jetzt vor allem die Wundmale seien, an denen offenbar wird, wie sehr er uns geliebt hat. Darin irrt der Apostel nicht. Wie wir wissen, erscheint Jesus acht Tage später wieder unter seinen Jüngern, und diesmal ist Thomas anwesend. Und Jesus fordert ihn auf: »Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig« (Joh 20,27).

Thomas reagiert mit dem schönsten Glaubensbekenntnis des ganzen Neuen Testaments: »Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20,28). Dazu merkt der hl. Augustinus an: Thomas »sah und berührte den Menschen, bekannte aber seinen Glauben an Gott, den er weder sah noch berührte. Was er aber sah und berührte, veranlaßte ihn, an das zu glauben, woran er bis dahin gezweifelt hatte« (In Ioann. 121,5). Der Evangelist fährt mit einem letzten Wort Jesu an Thomas fort: »Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht gesehen haben und doch glauben werden.« Diesen Satz kann man auch ins Präsens setzen: »Selig sind, die nicht sehen und doch glauben« (Joh 20,29). Auf jeden Fall spricht Jesus ein grundlegendes Prinzip für die Christen aus, die nach Thomas kommen werden, also für uns alle.

Es ist interessant zu sehen, daß ein anderer Thomas, der große mittelalterliche Theologe aus Aquin, dieser Seligpreisung jene scheinbar gegensätzliche an die Seite stellt, die von Lukas überliefert wird: »Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht« (Lk 10,23). Doch der Aquinate kommentiert: »Viel mehr Verdienst hat der, der glaubt, ohne zu sehen, als der, der sieht und glaubt« (In Ioann. XX lectio VI § 2566). Tatsächlich definiert der Hebräerbrief unter Berufung auf die lange Reihe der biblischen Patriarchen, die an Gott glaubten, ohne die Erfüllung seiner Verheißungen zu sehen, den Glauben als »Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht« (Hebr 11,1).

Der Fall des Apostels Thomas ist für uns aus mindestens drei Gründen wichtig: erstens, weil er uns in unseren Ungewißheiten tröstet; zweitens, weil er uns zeigt, daß jeder Zweifel über alle Ungewißheiten hinaus zum Licht führen kann; und schließlich, weil die an Thomas gerichteten Worte Jesu uns den wahren Sinn des reifen Glaubens in Erinnerung rufen und uns ermutigen, ungeachtet der Schwierigkeiten auf unserem Weg der Treue zu Jesus weiterzugehen.

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