Mondlandung bestätigte: "Mensch lebt nicht von Brot allein"

19. Juli 2019 in Spirituelles


Vatikan-Astronom in Kirchenzeitungs-Interview: Mondlandung wichtiges Symbol dafür, "was die Menschheit erreichen kann, wenn sie ihre kleinlichen Egos beiseite lässt und zusammenarbeitet"


Salzburg (kath.net/KAP) Das Apollo-Programm mit der Mondlandung vor 50 Jahren, am 21. Juli 1969, hat auch einen impliziten religiösen Aspekt: Wie der Vatikan-Astronom Guy Consolmagno im Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen darlegte, hatte die Reise zum Mond "sicher eine religiöse Seite, auch wenn das nichts mit einer bestimmten Religionsgemeinschaft zu tun hat". Der Mensch habe einen "Hunger" darüber hinaus, als sich warm und satt zu halten. "Der Mensch lebt nicht von Brot allein", verwies der seit 2015 als Direktor der Vatikanischen Sternwarte tätige US-amerikanische Jesuit auf einen entsprechenden Satz in der Bibel.
Die Mondlandung sei ein wichtiges Symbol dafür, "was die Menschheit erreichen kann, wenn sie ihre kleinlichen Egos beiseite lässt und zusammenarbeitet", so Consolmagno. Die wirklichen Errungenschaften der Apollo-Missionen seien weniger technischer oder wissenschaftlicher Natur, sondern vielmehr "politische" Errungenschaften im besten Sinn des Wortes gewesen. Eine halbe Million Techniker und Zuarbeiter hätten damals ein Ziel verfolgt, "bei dem es zunächst nicht um direkten Zugewinn an Geld oder Macht ging". Vielmehr wurden nach den Worten des Astronomen jene Träume angesprochen, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheiden: "Streben nach Entdeckungen, Kenntniserwerb, Abenteuer und die Weitergabe von Wissen".

Das Mondprogramm hat nach den Worten Consolmagnos den Blick auf die Erde verändert und die Notwendigkeit ihrer Bewahrung eingeschärft. Das von Apollo-8-Astronaut Bill Anders geschossene berühmte Foto von der aufgehenden Erde verdeutliche "sicher mehr als jeder Vortrag darüber, wie klein, kostbar und schön unser Planet verglichen mit dem Rest des Weltalls ist".
Astronomie sei eine "großartige Methode, uns daran zu erinnern, dass es da draußen ein Universum gibt, dass so viel größer ist als unser Alltag". Der Vatikan betreibe auch deshalb eine Sternwarte, weil damit gezeigt wird, wie die Kirche die Wissenschaft unterstützt, erklärte ihr Leiter. "Wir erinnern Nicht-Astronomen daran, dass glaubende Menschen immer schon eine wichtige Rolle in der Wissenschaft spielen." Der wichtigste Grund für die vatikanische Sternwarte sei für ihn aber, "Gott besser kennenzulernen über das, was er erschaffen hat", sagte Consolmagno.
"Uns ähnliche Aliens wären Geschwister"

Auf die Frage, ob es angesichts des christlichen Verständnisses vom Menschen als "Krone der Schöpfung" ein "religiöser Schock" wäre, wenn es irgendwo im Weltall vergleichbares Leben gäbe, antwortete der Vatikan-Astronom: Mit der Gottesebenbildlichkeit des Menschen sei nicht das Aussehen gemeint, sondern der menschliche Verstand und freie Wille. "Wenn also ein Wesen sich seiner selbst und seiner Umwelt bewusst wäre; wenn es frei zwischen Liebe und Hass entscheiden könnte; wenn es fähig wäre, nach der Existenz Gottes zu fragen und nach ihm zu suchen; wenn es die Freiheit hätte, sich Gott zuzuwenden oder nicht - dann wäre das Wesen laut Definition ein Ebenbild Gottes", wies der Jesuit hin. "Und es käme nicht darauf an, wieviele Tentakel es hätte. Solche Lebewesen wären für uns keine Aliens, sondern Geschwister."

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