„Wer meint, dass die DBK einen Sonderweg gehen müsse, der irrt“

15. Juli 2019 in Weltkirche


Kurienerzbischof Gänswein äußert sich im Interview mit STUDIO1133 aus Heiligenkreuz zur sogenannten „synodalen Kirche“ und zum Brief von Papst em. Benedikt XVI. zum innerkirchlichen Missbrauchsproblem - VIDEO: Interview in voller Länge


Vatikan (kath.net) Der emeritierte Papst Benedikt XVI. habe „von sich aus“ „einige Überlegungen“ zum Thema Missbrauch niedergeschrieben, weil er damals „als Präfekt der Glaubenskongregation, später auch als Papst, dabei war, als das Problem aktuell wurde“. Das erläuterte Kurienerzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär Benedikts XVI., im Interview mit Isabel Erffa, Redakteurin des STUDIO1133 der Hochschule Heiligenkreuz. Im Laufe der Zeit sei hier ein Beitrag von um die 20 Seiten entstanden, so Gänswein weiter. Diesen habe er dem Kardinalstaatssekretär (Pietro Parolin) zugesandt, damit er ihn Papst Franziskus weiterleiten könne. Benedikt habe dabei keine Absicht gehabt, dass dies jemand anderer lesen soll, er wollte, dass der Papst und der Kardinalstaatssekretär um seine Einschätzung der Situation wissen. Erst einige Zeit später habe Benedikt in einem weiteren Brief bei Parolin und Franziskus angefragt, ob sie einverstanden wären, wenn er diesen Brief veröffentlichen würde. Dazu kam „grünes Licht“.

Es habe sachliche und polemische Kritik an dem Text gegeben, die Polemik kam nicht zuletzt aus dem deutschsprachigen Raum. Die Polemik habe u.a. versucht, Benedikt gegen Franziskus zu stellen. „Wer meint, dass Benedikt etwas überschritten hätte, wozu er sich selber verpflichtet hat, der irrt.“ Benedikt habe „versucht, die Situation zu analysieren und die Aufmerksamkeit auf wichtige Elemente zu lenken, die seiner Meinung nach entscheidend sind, um aus dieser Krise herauszukommen, um denen zu helfen, die drinstecken, und um der Kirche eine Perspektive zu geben.“

Im Vatikan selbst sei die Analyse Benedikts „sehr wohlwollend und sehr dankbar aufgenommen worden“. In „unheimlich vielen“ Briefen und Mails, die Gänswein zu diesem Schreiben für Papst Benedikt erreicht hätten, sei ausgedrückt worden, dass das Schreiben geholfen habe, „die Perspektive zu erweitern, und tatsächlich auch eine Lösung, oder auch eine Hilfe zu einer Lösung zu erkennen. Denn das ist das Schwierige, dass man im Moment den Eindruck hat, dass man in der ganzen Frage des Missbrauchs irgendwie steckengeblieben ist.“

Gänswein hinterfragte die von der Deutschen Bischofskonferenz in Gang gesetzte „synodale Kirche“. Eine Synode sei „ein Konzil, eine Versammlung von Bischöfen, etwas Gemeinsames mit dem Bischof“, Hier werde seines Erachtens aber „so getan, als ob es bisher diese Synodalität, dieses Gemeinsame nicht gegeben hätte“. Er frage sich, was den sogenannten synodalen Weg der Kirche von dem unterscheide, was bisher war. Die DBK habe als die drei Punkte benannt: Moral, priesterlicher Zölibat und Zugang zum priesterlichen Amt für Frauen. „Synodale Wege – oder wie immer die Bezeichnung sein mag – können in wichtigen Fragen der Glaubenslehre oder in Fragen, die die Gesamtkirche betreffen können nie von einem Bischof oder von einer Bischofskonferenz begangen werden. Und wer meint, dass die Deutsche Bischofskonferenz hier einen Sonderweg gehen müsse, um für andere Bischofskonferenzen ein Paradebeispiel zu geben, der ist meines Erachtens auf dem Holzweg, der irrt.“ Wichtige Fragen könnten nicht teilkirchlich entschieden werden.

Stift Heiligenkreuz - Kurienerzbischof Georg Gänswein im Interview: Zur Lage der Kirche




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