29. Juli 2019 in Kommentar
"Die Kirche müsse sich von ihrer Ideologie, eine überzeitliche Größe zu sein, verabschieden. Die Dogmatikerin Johanna Rahner übt sich darin, Stichwortgeberin des 'Synodalen Weges' zu sein" - Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Es ist jetzt eine Zeit der Klärungen. Bislang konnte man den Eindruck gewinnen, Theologieprofessoren seien durchaus geneigt, im Hörsaal klare Kante zu zeigen, wenn kein Mikrophon und keine Kamera dabei ist. Einige Thesen scheinen, oft sehr viel verklausulierter, in theologischen Publikationen auf. Da deutsche Theologie hinsichtlich der Publikationen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, fiel es keinem auf. Nur deutsche Theologen lesen Werke von deutschen Theologen und schreiben wieder darüber. Nur selten gelingt es katholischer Theologie für eine breitere Leserschaft relevant zu werden.
Dass es trotzdem möglich ist, zeigte Papst Benedikt XVI. mit seiner Jesus- Trilogie.
Ermutigt durch den von der DBK eingeleiteten Synodalen Weg und den herbeigerufenen Epochalen Wandel fühlen sich Theologinnen und Theologen ermutigt, nun sehr viel öffentlicher zu sprechen. Sie zeigen sich als die Stichwortgeber für den Synodalen Weg, mithin ist es unabdingbar, ihnen aufmerksamer als bisher zuzuhören. So kommt die Theologie des Munkelns aus den Hörsälen nun endlich an die frische Luft. Endlich haben Theologen Publikum, das nicht aus gelangweilten Student besteht und nur die Prüfungen im Kopf hat.
In einer Meldung der Nachrichtenagentur KNA kam die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner zu Wort. Die Meldung wurde in einigen kirchliche Medien aufgegriffen. Der Theologin geht es um die Auflösung des von ihr wahrgenommenen Widerspruchs zwischen Kirche und Moderne. Die Kirche, so die Dogmatikerin, müsse dazu von ihrer Ideologie Abschied nehmen, eine übergeschichtliche Größe zu sein.
Es verwundert, dass sich katholische Theologen in der ausgehenden Postmoderne immer noch an der Moderne abarbeiten und glauben, die Kirche in eine längst vergangene Epoche führen zu müssen. Welchen Sinn könnte es haben, deren Zeitirrtümer in der Kirche zu etablieren? Der Irrtum einer nur historisch gewordenen Kirche, die als rein innerweltliche Größe mit dem Mitteln der Soziologie vollumfassend beschrieben werden kann, ist an theologischen Fakultäten der Normalfall. Diese Theorie könnte gerne auf dem Müllhaufen der populistischen Irrtümer entsorgt werden.
Die Theologin kramt diesen für den Synodalen Weg hervor und blendet dabei biblische Aspekte die die Kirche als göttlichen Stiftung erweisen vollends aus. Die Führung der Kirche durch den Heiligen Geist der die Kirche nur überzeitlich leiten kann wird damit auch bestritten. Mit ihrer These bläst Rahner zugleich noch zum Generalangriff auf den weitaus größeren, den unsichtbaren, Teil der Kirche. Die Ecclesia triumphans kann in der These Rahners überhaupt nicht beschrieben werden, da die transzendente Wirklichkeit Gottes, in der die triumphierende Kirche der Heiligen existiert. Diese kann nun auch bei größter Anstrengung nicht als eine geschichtliche Größe aufgefasst werden kann.
Die Tübinger Domatikprofessorin erweist sich damit als eine typische Vertreterin der Kirche des epochalen Wandels, was sich unter anderem darin äußert, dass sie die Spaltung der Kirche in Deutschland bereits als gegeben ansieht. Für den Synodalen Weg schließt sie einen Dialog zwischen glaubenstreuen Katholiken, die sie als Bewahrer bezeichnet und den schismatischen Kräften, von ihr Reformer genannt, rigoros aus. Die Agenturmeldung spricht davon, dass der Theologin die Fantasie fehle, wie ein Gespräch in Gang kommen könnte.
Auch hier ist der Professorin im Wesentlichen zuzustimmen. Es scheint kaum möglich zu sein. Der Grund dafür liegt allerdings weniger im Unwillen der Protagonisten. Vielmehr zeichnet sich schon jetzt ab, dass man auf dem Synodalen Weg vor Bewahrern bewahrt bleiben möchte. Diese werden vermutlich nicht oder nur in Alibistärke zur Teilnahme eingeladen werden. In der kommenden Kirche des epochalen Wandels werden sogenannte Bewahrer dann gar nicht mehr vertreten sein. In einigen Jahrzehnten wird man sich vielleicht zu ökumenischen Gesprächen treffen. Bei aller Dunkelheit, die diese Krise über die Kirche legt, ist es doch ein Zeichen der Hoffnung, dass mit immer größerer Klarheit aufscheint, wo die Grenzen verlaufen werden.
Ein Schisma, dabei bleibt es, ist mit aller Kraft zu verhindern. Jedes Mittel dies zu vermeiden, ist recht und billig, wenn es dazu führt, dass die Einheit in der Wahrheit gewahrt bleibt. Neu ist, dass es nach einer bischöflichen Stimme nun auch eine Stimme aus dem Theologenlager gibt, die andeutet, dass man ein Schisma offensichtlich nicht mehr ausschließt. Eine Einheit von Irrtum und Wahrheit in einem System ist ohnehin nur in ein einer dialektischen Phantasiewelt der längst vergangenen Moderne und auch hier nur rein hypothetisch denkbar. In der wirklichen Welt wird der Irrtum, der Macht erlangt, immer danach streben, die Wahrheit mit brutaler Gewalt auszurotten. Alle Systeme der Vergangenheit, die auf Dialektik basierten, haben dies überdeutlich gezeigt.
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