Euthanasie-Debatte im Europarat vertagt

27. Jänner 2004 in Aktuelles


Der umstrittene Bericht von Dick Marty wurde von der Tagesordnung genommen, statt dessen gab es einen Meinungsaustausch – "Pro Vita"-Stellungnahme gegen Euthanasie


Straßburg / Wien (www.kath.net) Die für 29. Jänner geplante Euthanasie-Debatte im Europarat wurde vertagt, der umstrittene Bericht des Schweizers Dick Marty von der Tagesordnung genommen. Marty fordert, dass in den 45 Mitgliedsstaaten des Europarates die Euthanasie unter bestimmten Bedingungen straffrei gestellt wird. Bislang hat der Europarat die Sterbehilfe abgelehnt.

Im Zusammenhang mit der Verschiebung der Euthanasie-Debatte kam es zu einem Meinungsaustausch, an dem die Mitglieder des Ausschusses für Sozialordnung, Gesundheit und Familie des Europarates sowie ein Vertreter des Ständigen Ausschusses Europäischer Ärzte und des Europabüros des Vereins „Recht auf Sterben“ teilnahmen. Organisationen, die Euthanasie ablehnen, kamen nicht zu Wort.

Begründet wurde die Verschiebung mit der Kontroversität des Themas: Es gebe sehr unterschiedliche Auffassungen und die Diskussion solle vor allem in den Mitgliedsstaaten stattfinden, hieß es. Die Vorsitzende, Irena Belohorska (Slowakische Republik, EDG) beschloss den Meinungsaustausch mit dem Vorschlag, die Diskussion möge in den einzelnen Mitgliedsstaaten auf nationaler Eben fortgeführt werden. Die Debatte über Euthanasie wurde im Europarat binnen weniger Monate bereits zum dritten Mal von der Tagesordnung gestrichen.

„Pro Vita“: Straffreiheit nicht im Sinne der österreichischen Bevölkerung

Am Montagnachmittag forderte der österreichische Verein „Pro Vita - Bewegung für Menschenrecht auf Leben“ von den österreichischen Vertretern im Europarat eine klare Ablehnung des Marty-Berichts. Eine Straffreiheit der Euthanasie wäre „sicher nicht im Sinne der österreichischen Ärzteschaft oder der österreichischen Bevölkerung“, stellte „Pro Vita“-Obmann Alfons Adam fest.

Alte und kranke Menschen äußerten nur dann den Wunsch, ihr Leben möge beendet werden, wenn sie das Gefühl haben, für Angehörige oder Umwelt eine Last zu sein. Die Palliativmedizin könne schwer kranke Menschen weitgehend schmerzfrei stellen, sodass jeder Mensch in Würde sterben könne. Die österreichische Ärzteschaft und alle vier Parlamentsparteien haben sich klar gegen Euthanasiebestrebungen ausgesprochen.

Adam erinnerte an die Entwicklung in den Niederlanden. Die Debatte darüber habe dort so begonnen, dass man sagte, jeder Mensch müsse das Recht haben, über sein Lebensende frei zu bestimmen, besonders dann, wenn er sein Leben nicht mehr für lebenswert halte. Würde unter diesen Voraussetzungen eine solche freie Einwilligung vorliegen, dann müsse die Mithilfe der Ärzteschaft an der Lebensbeendigung auch straflos sein.

Mittlerweile sei in den Niederlanden jeder zehnte Todesfall auf eine von Ärzten gesetzte aktive Handlung ohne Einwilligung des Betroffenen zurückzuführen, das hätten Untersuchungen gezeigt. In der Praxis habe dies dazu geführt, dass alte Menschen schriftliche Erklärungen bei sich tragen, in denen sie ausdrücklich den Wunsch festhalten, bei Unfall oder einer plötzlichen Erkrankung in ein deutsches Spital zu kommen.


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