15. September 2019 in Österreich
Salzburger Erzbischof warnt: Höchste Werte wie Ehe, Familie zwischen Mann und Frau oder das Leben als göttliche Gabe werden eingeebnet, Menschen, die sich gegen Abtreibung aussprechen, haben bereits keinen Platz mehr in der Mitte der Gesellschaft.
Wien-Salzburg (kath.net/KAP) Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat bei der Maria-Namen-Feier am Samstagnachmittag im Wiener Stephansdom den Verfall christlicher Werte beklagt. "Höchste Werte wie Ehe, Familie zwischen Mann und Frau oder das Leben als göttliche Gabe von seinem Anfang an bis zum gottgewollten Ende werden eingeebnet und auf einen Minimalkonsens reduziert", merkte der Erzbischof kritisch an. "Eine stille Kraft zur Veränderung der Welt" - so lautet das Motto der diesjährigen Feier, die von der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft (RSK) bereits seit Jahrzehnten in Wien veranstaltet wird und in Verbindung mit dem kirchlichen Maria-Namen-Fest (14. September) an die Befreiung Wiens von der osmanischen Belagerung (12.9.1683) erinnert.
Negativ wirke sich das etwa auf die Lage der Kirche aus, "die von den Marktplätzen unserer Welt vertrieben wird". Der Erzbischof zeigte sich besorgt angesichts der "horrenden Kirchenaustrittszahlen" und der "antichristlichen Gebärdung" einer Majorität der Bevölkerung. So hätten etwa Menschen, die sich gegen Abtreibung aussprechen keinen Platz mehr in der Mitte der Gesellschaft.
Aber auch innerhalb der Kirche habe Gott bei Vielen an Bedeutung und Verbindlichkeit eingebüßt und musste zu einem großen Teil dem Menschen weichen, der nun im Mittelpunkt des Geschehens stehe; gemeint sei allerdings nur jener Mensch, der in der Mitte des Lebens stehe, nicht aber der kranke, alte oder etwa flüchtende Mensch, kritisierte der Bischof.
"Wenn wir diese Themen betrachten, können wir sagen, wir stehen mit Jesus am Abgrund, man will uns hinabstürtzen", so Lackner. Aber auch angesichts dieser Herausforderungen dürfe der Mensch zurecht glauben, "weil wir das Wort Gottes kennen, weil wir das Opfer Christi feiern dürfen".
Dabei habe das Christentum nachdrücklich zur Entwicklung Europas beigetragen. Lackner verwies etwa auf jene Frauen und Männer, die die Geschichte hindurch, motiviert von einer innerlichen Berührung Gottes, "Großtaten der Barmherzigkeit" vollbracht hätten; und auch die in Europa so hoch geschätzten Menschenrechte hätten sich aus einem Dialog zwischen jüdisch-christlichem Denken und der griechischen Philosophie entwickelt.
Botschaft und Segen des Papstes
Am Beginn der Feier begrüßte der geistliche Leiter der Gebetsgemeinschaft, Pater Benno Mikocki, neben Erzbischof Lackner auch Weihbischof Franz Scharl, sowie die zahlreichen Gläubigen im vollen Stephansdom, unter ihnen den Präsidenten des Katholischen Laienrats, Wolfgang Rank und Bezirksvorsteher Markus Figl. Eigens willkommen geheißen wurden Gruppen der Gebetsgemeinschaft, die aus Tschechien, Deutschland, Polen und Ungarn zur Feier gekommen waren.
In einer offiziellen Botschaft an die Gläubigen bekundete Papst Franziskus seine innere Teilnahme am Gebet für den Frieden. Der Rosenkranz sei ein besonders wirksames Mittel, da er dabei helfe, die heilbringenden Geheimnisse des Lebens Christi zu verinnerlichen. Nach dem Vorbild Marias könnten so auch die Gläubigen in der Stille des Gebets die verborgene Kraft entdecken, betonte Papst Franziskus in der von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gezeichneten Botschaft, die mit dem apostolischen Segen für die Mitfeiernden schloss.
P. Wallner: Kreuz als Sühneereignis rührt Alle an
Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner hob in einem persönlichen Zeugnis die Bedeutung des Kreuzes als Sühneereignis, das Alle anrühre, hervor. Anders als noch im Alten Testament, würden die Sünden der Menschen nicht mehr auf ein Opfertier übertragen, sondern Jesus, Gottes Sohn, habe die Sünden der Welt auf sich genommen und den Mensch damit "gesühnt". Für P. Wallner ein "unfassliches Zeichen der Liebe". Jesus sei insofern nicht ein irdisches Lamm, sondern das Lamm Gottes, das nicht nur die Sünde des Einzelnen auf sich genommen habe, sondern jene der ganzen Welt.
"Wir feiern bei jeder hl. Messe, dass wir von Gott her im Leben sind, wir müssen nicht mehr barbarisch Lämmer schlachten. Wir sind schon ein für alle Mal erlöst, denn stellvertretend für uns alle hat Jesus sein Leben hingegeben."
Seit 1958 wird die Maria-Namen-Feier in Wien abgehalten, organisiert von der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft, die 1947 vom Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982) gegründet wurde. Schauplatz war über viele Jahre die Wiener Stadthalle, seit 2011 ist es der Stephansdom. Rund 700.000 Mitglieder aus mehr als 130 Ländern gehören zur Gebetsgemeinschaft, die die Zeitschrift "Betendes Volk" herausgibt. (Info: http://www.rsk-ma.at/mariaenamenfeier)
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