16. September 2019 in Kommentar
Skandalös ist es, dass die reichsten Bistümer der Welt offensichtlich keine Kirchenrechtler haben, die ihnen erklären, dass ihr synodaler Weg so nicht machbar ist. Der Montagskick von Peter Winnemöller
Bonn (kath.net)
Trotz aus Deutschland gegen die berechtigte Einwände aus Rom
Endlich regt sich Widerstand. Es brodelt schon viel zu lange unter der Decke. Kritiker des geplanten synodalen Weges dringen in den Medien kaum durch. Es wirkt so, als sei man sich einig und die drohenden Reformen würden von allen gewünscht. Das Gegenteil ist der Fall. Viele Katholiken lehnen den umstrittenen synodalen Weg entschieden ab. Einig ist man sich zwischen DBK und ZdK. Das Ding soll durchgezogen werden. Kritik aus Rom nennen es die Medien, doch Rom kritisiert nicht, es gibt ernste Einwände.
Verschwörungstheorien wuchern. Erzkonservative Bischöfe aus Deutschland hätten sich die Zerstrittenheit der Kurie zu Nutze gemacht, um diese Intervention zu bekommen. Das stand allen Ernstes in einem Zeitungskommentar.
Es handelt sich nichts mehr und nichts weniger als um eine Klarstellung zu rechtlichen und lehrmäßigen Fragen zum geplanten synodalen Weg. Schön ausgedacht war es, das Modewort Synode und das soziologisch verbrämte Wort Weg zusammen zu fassen und einen vom Kirchenrecht vermeintlich nicht vorgesehenes Prozedere zu schaffen.
Dieses sollte dann trotzdem irgendwelche verbindlichen Entscheidungen fällen soll. Die Trickserei hat Methode. Man benennt ein Dokument in Orientierungshilfe um und konstruiert partielle Interkommunion. Das alles, ohne die Lehre zu ändern. Sieht aus wie Magie, ist aber nur billige Fingerfertigkeit.
Solche Streiche funktionieren nicht immer und nicht unbegrenzt. Es gibt in Rom allen Unkenrufen zum Trotz noch eine funktionierende Kurie. Hier hat man sich die Sache einmal etwas genauer angesehen und festgestellt, dass die findigen Köpfe rund um Bonn wohl so clever doch nicht waren. Das Kirchenrecht kennt durchaus das, was der deutsche Episkopat glaubte neu erfunden zu haben. Man nennt es ein Partikularkonzil, es ist rechtlich streng geregelt und es muss vom Papst genehmigt werden. So ein Pech.
Ist der Brief von Kardinal Ouellet schon mindestens peinlich für den deutschen Episkopat, so darf man das Gutachten des Rats für die Auslegung der Gesetzestexte als schallende Ohrfeige ansehen. Es ist peinlich, wenn man deutschen Bischöfen von Rom aus erklären muss, was jeder einfache Gläubige weiß: Wesentliche Teile der Glaubens- und Sittenlehre ändern, das geht nicht mal eben so.
Skandalös ist es, dass die reichsten Bistümer der Welt offensichtlich keine Kirchenrechtler haben, die ihnen erklären, dass ihr synodaler Weg so nicht machbar ist.
In der Politik und in der Wirtschaft müsste der politisch verantwortliche Vorsitzende seinen Hut nehmen. Kardinal Marx jedoch tritt die Flucht nach vorn an. Nach einer Konferenz in Fulda am vergangenen Wochenende hatten DBK und ZdK übereinstimmend erklärt, der Weg solle so weiter gehen.
Katholische Laien werden an dem Prozess allerdings kaum teilhaben. Es darf im Einklang mit Rom allen Ernstes gefragt werden, warum eine Gruppe von Politikern und Verbandsfunktionären, die sich vor allem dadurch auszeichnen regelmäßig eine ganze Reihe von Glaubenswahrheiten zu leugnen, dominierende Vertretung der Laien sein soll und ganz wesentlich das Verfahren mitbestimmt.
Ein vertretbarer Gegenentwurf für den synodalen Weg wurde von der Mehrheit unseres Episkopats abgelehnt. Kardinal Marx antwortete nun in einem Schreiben an Kardinal Ouellet, dass man weitermachen wolle. Der römischen Verwunderung, wie man dem ZdK so viel Einfluss einräumen kann, begegnet Kardinal Marx mit der Behauptung, dies könne niemanden überraschen, der den Katholizismus in Deutschland kenne und es werde eine starke Partizipation der Laien von allen dringend erwartet. In beidem ist dem Kardinal zuzustimmen. Wer den Gremien- und Verbandsfilz in Deutschland kennt, wundert sich nicht im Geringsten über die Kungeleien zwischen DBK und ZdK. Auch eine Partizipation der gläubigen Laien an einem wirklichen synodalen Prozess wäre wünschenswert. Die Frage der Glaubenskrise und wie man Neuevangelisation vorantreiben kann, ist eine Frage, die bewegt. Es wäre auch zu fragen, wie eine Art Innere Mission aussehen müsste, denn es ist keine Frage, dass eine erdrückend große Zahl der Getauften den Glauben der Kirche zum Teil aus Unkenntnis nicht teilt.
Die Kirchenkrise geht man nicht an, man beschränkt sich auf Partizipation von Funktionären und die fortschreitende Dekonstruktion des Glaubens und der Sitten. Spaltung und Niedergang werden munter vorangetrieben. Die nächsten zwei Jahre werden für gläubige Katholiken kein Spaziergang werden. Man kann nur hoffen, dass die zuständigen Dikasterien der römischen Kurie weiterhin den Blick fest auf die Kirche in Deutschland gerichtet haben.
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