Sri Lanka: Erneut Brandanschlag auf katholische Kirche

31. Jänner 2004 in Weltkirche


Der buddhistische Fanatismus eskaliert: Sie werfen Christen "betrügerische Bekehrungen" vor.


Colombo (www.kath.net / Fidesdienst) Innerhalb weniger Tage wurde in SriLanka zum dritten Mal ein Brandanschlag auf eine katholische Kirche verübt.Nach Aussage des Vorsitzenden von Caritas Sri Lanka, Pater Damien Fernando,ist die katholische Glaubensgemeinschaft alarmiert. Am 26. Januar verübtenrund 20 Buddhisten in dem östliche der Landeshauptstadt Colombo gelegenenDorf Mathegoda einen Brandanschlag auf eine katholische Kirche.

Die Attentäter plünderten zunächst das Kirchengebäude, wobei sie auchStatuen und Fensterscheiben und andere Gegenstände zerstörten. Danach gossensie Benzin auf den Fußboden der Kirche und steckten das Gebäude in Brand.Das Gotteshaus brannte dabei vollständig ab. Bei dem Attentat gab es keineVerletzten. Unterdessen sind die Täter noch unbekannt.

Bei einer Welle der Gewalt gegen christliche Gemeinden wurden in denvergangenen Tagen Brandanschläge auf zwei katholische Kirchen verübt: Am 18.Januar wurde in Pannipitiya die katholische St. Antonius-Kirche in Brandgesteckt und bereits am 15. Januar war ein ähnlicher Anschlag auf die St.Michaels-Kirche in Homagama verübt worden. Beide Orte befinden sich in derNähe der Hauptstadt Colombo.

Bereits in der Weihnachtszeit hatte die Menschenrechtsorganisation ChristianSolidarity Worldwide in einem Bericht 20 Übergriffe auf Christendokumentiert, bei denen insgesamt 15 Menschen ums Leben kamen. Am 28.Dezember wurde ein Anschlag auf die Kathedrale Unserer Lieben Frau vonLourdes) verübt.

Im Gespräch mit dem Fidesdienst sagt Pater Fernando: „Wir bitten dieinternationale Presse um mehr Interesse: Die Katholiken in Sri Lanka sindangesichts der jüngsten Ereignisse erschüttert. Auch unsere Arbeit imsozialen Bereich steht im Kreuzfeuer. Man wirft uns ,betrügerischeBekehrungen’ (durch Bestechung oder im Tausch gegen Vorteile) vor undvermutet, dass wir mit unserem Engagement im Grunde andere Ziele verfolgen.Doch alle, die wir in unseren Einrichtungen betreuen und unter ihnen vorallem die Nichtchristen, wissen, dass das nicht stimmt und schätzen unsereArbeit sehr.“

Um fundamentalistische Gruppen zu isolieren versuchen die Katholiken nachAussage des Caritas-Präsidenten vor allem, „die guten Beziehungen zu denBuddhisten in den verschiedenen Dörfern zu stärken und ihnen zu erklären,wie die Dinge wirklich stehen“.Feindselige Gefühle und Proteste waren die Reaktion auf den plötzlichen Todeines hohen Vertreters der Buddhisten, Gangodawila Soma Thero, der denbuddhistischen Nationalismus unterstützte und bei einem Besuch in Russlandgestorben war.

Obwohl die Autopsie einen natürlichen Tod (Herzinfarkt) bestätigte,spekulierte die Presse über den „geheimnisvollen Tod des Mönchs“, hinter demeine christliche Konspiration vermutet wurde. Gangodawila Soma Thero warauch Gründer der Sasana Sevaka Sangamaya gegründet, eine buddhistischeLobby, die katholische karitative Einrichtungen als „ein teuflischesMachtinstrument zur Bekehrung singhalesischer Buddhisten zum Christentumbezeichnete“.

In einem Interview mit dem Fidesdienst erklärte Erzbischof Gomis: „Der Grundfür die Gewalt ist das Vorgehen einiger protestantischer Sekten, dieBekehrungskampagnen durchführen, die von den Buddhisten nicht gerne gesehenwerden. Nichtchristen unterscheiden oft nicht zwischen Protestanten undKatholiken, weshalb auch Anschläge auf katholische Kirchen verübt wurden.Doch der von den Buddhisten aufgeworfene Vorwurf der ,Proselytenmacherei’ist meiner Ansicht nach zutreffend. Wir haben versucht, mit protestantischenReligionsvertretern zu reden, doch sie wollen nicht auf uns hören. Diekatholischen Gläubigen befürchten nun einen plötzlichen Ausbruch der Gewalt.“

Der Fundamentalismus nehme sowohl unter Buddhisten als auch unter Christenzu, betonte der Erzbischof im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Die aggressiveProselytenmacherei lässt sich nicht mit dem Dialog vereinbaren: doch wirmüssen wieder zum Weg des Dialogs zurückfinden. Meine Beziehungen zu denBuddhisten waren immer ausgezeichnet, nun wurden sie durch die jüngstenVorfälle beeinträchtigt. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese unsereBeziehungen ruinieren.“ Alle Bischöfe des Landes verurteilten in einergemeinsamen Verlautbarung die Proselytenmacherei, betonten jedochgleichzeitig, jeder Einzelne müsse aus freiem Willen die Religion wechselnkönnen.


© 2004 www.kath.net