26. September 2019 in Weltkirche
Ein weicher Atheismus ist in die Kirche eingedrungen, der zu einem Leben verführt, als ob es Gott nicht gäbe. Die erste Reform der Kirche müsse daher eine Reform der Herzen sein und Gott wieder an die erste Stelle bringen, sagt der Kurienkardinal.
Vatikan (kath.net/jg)
Die Krise des Glaubens habe ihre Ursache im Verschwinden des Glaubens an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie. Der Westen habe Gott vergessen, dieses Denken sei in die katholische Kirche eingedrungen, sagt Kardinal Sarah, der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung in einem ausführlichen Interview mit Edward Pentin, dem Vatikankorrespondenten des National Catholic Register. (Siehe Link am Ende des Artikels)
Wenn Gott nicht an der ersten Stelle steht, dann leidet auch die Kultur. An der Wurzel aller Krisen, anthropologisch, politisch, sozial, kulturell, geopolitisch, ist das Vergessen auf den Vorrang Gottes, betonte Kardinal Sarah wörtlich. Das Problem sei nicht so sehr ein militanter Atheismus, wie ihn die Kommunisten verfochten hätten, sondern ein weicher Atheismus, der in alles eindringe. Er lehne Gott nicht ausdrücklich ab, bedeute aber ein Leben als ob es Gott nicht gebe. Sogar das Denken und Sprechen vieler Priester sei davon betroffen.
Die erste Reform der Kirche müsse daher eine Reform der Herzen sein, betonte der Kurienkardinal. Wir dürfen keinen Pakt mit der Lüge mehr machen. Gott müsse an erster Stelle stehen. Insbesondere die Priester hätten mit ihrem Leben dafür Zeugnis abzulegen, dass Gott allein genüge. Das sei einer der wichtigsten Gründe für den Zölibat, sagte Kardinal Sarah.
Im Kern des westlichen Denkens stehe die Weigerung, ein Kind zu sein und die Weigerung ein Vater zu sein. Das sei im Grunde eine Zurückweisung Gottes. In der Tiefe der Herzen westlich denkender Menschen erkenne er eine Revolte gegen die schöpferische Vaterschaft Gottes. Ein Beispiel dieser Revolte sei die Gender-Ideologie, für Kardinal Sarah die luziferische Weigerung, eine geschlechtliche Natur von Gott zu empfangen. Der Westen weigert sich, etwas zu empfangen; er akzeptiert nur, was er selbst macht, sagt er wörtlich. Selbst die Natur des Menschen werde für den westlich geprägten Menschen unerträglich, weil sie ein Geschenk von Gott sei.
Die westlichen Werte, wie sie etwa von den Vereinten Nationen propagiert würden, beruhten auf der Zurückweisung Gottes ähnlich wie die des reichen jungen Mannes im Evangelium. Gott liebte den Westen und habe ihn zu Größerem eingeladen, doch der Westen habe sich abgewandt und die Reichtümer vorgezogen, die er sich vermeintlich selbst verdanke. Afrikaner hingegen seien sich bewusst, dass sie arm und klein seien vor Gott. Sie würden gerne vor ihm knien und seien froh, von einem allmächtigen Schöpfer und Vater abhängig zu sein.
Link zum Interview mit Robert Kardinal Sarah (englisch):
Cardinal Sarahs Cri de Coeur: The Catholic Church Has Lost ist Sense of the Sacred
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