26. September 2019 in Spirituelles
Die Augen vieler Christen richten sich nach Fulda. Werden die Oberhirten mutig wider den Zeitgeist und entgegen allen medial geschürten Erwartungen erinnern, worum es in der Kirche eigentlich geht? Geistliche Betrachtung von Thorsten Paprotny
Fulda (kath.net) Die Augen vieler Christen richteten sich in den vergangenen Tagen nach Fulda. Werden die deutschen Bischöfe sich besinnen und inmitten der Glaubenskrise in Deutschland Wege zur Neuevangelisierung eröffnen? Werden die Oberhirten mutig wider den Zeitgeist und entgegen allen medial geschürten Erwartungen daran erinnern, dass es zuerst und zuletzt in der Kirche um die Rede von Gott geht? Ja, einige unserer Bischöfe wie Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer haben sich dazu bekannt. Sie haben den klaren Blick und schauen wirklich nach vorne.
Das Evangelium hat eine deutliche Sprache. Der Christ ist in die Nachfolge gerufen. Ihm ist nicht ein säkulares Wohlfühlbad verheißen, sondern das Kreuz. Sein Auftrag ist die Bekehrung und Sendung, also die Verkündigung der Frohen Botschaft. Er ist nicht dazu bestellt, seine eigenen Pläne, Ideen und Meinungen in die Welt zu tragen. Seine Berufung liegt nicht darin, den Strukturwandel einer Behörde entschlossen zu betreiben.
Der antirömische Affekt hat eine lange, traurige und schmerzhafte Geschichte. Dass der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse nun dazu aufgerufen hat, sich nicht durch Reaktionäre im Vatikan irritieren zu lassen ist eine Aussage, die fast stellvertretend für die Haltung vieler prominenter Laien stehen könnte. Nationale Sonderwege sind und bleiben Irrwege. Das deutschkatholische Selbstbewusstsein bewirkt nicht die Erneuerung im Glauben, sondern Spaltung und Entzweiung.
Wer sich auf die unverfügbare Wahrheit des Glaubens ausrichten möchte, der erinnere sich an das Wort des heiligen Ambrosius: Ubi Petrus, ibi ecclesia. Das heißt: Wo der Papst ist, dort ist die Kirche. Hierbei geht es niemals um eine Form von menschlicher Sympathie für die Person im Petrusdienst und jeder Stellvertreter Christi in der Geschichte hat Anstoß erregt und Widerspruch hervorgerufen , sondern um die Einheit der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche aller Zeiten und Orte, die sich in Gemeinschaft mit und unter Petrus versammelt. Der Brief des Papstes an die deutschen Katholiken bleibt gültig. Die Botschaft heißt Neuevangelisierung und nicht Strukturwandel.
In diesen Tagen habe ich oft das Lukas-Evangelium bedacht. Auf dem Weg nach Jerusalem begegnet der Herr einigen, die unter gewissen Bedingungen ihm nachfolgen möchten. Menschlich verständlich ist, was sie sich wünschen. Die Worte Jesu sind schmerzhaft, hart und deutlich: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. (Lk 9,62) Ein jeder von uns mag mit Blick auf die Geschichte seines eigenen Lebens im Glauben eine Antwort darauf finden. Dem Herrn nachzufolgen, was heißt das heute? Wir können dankbar sein, für jeden Bischof, für jeden Kleriker und für jeden Weltchristen, der durch das Beispiel seines Lebens Zeugnis ablegt für die Wahrheit des Glaubens und treu zur Kirche des Herrn steht. Dem Herrn nachfolgen, was bedeutet das für Sie und mich? Vielleicht möchten auch Sie über Lk 9, 51-62 nachdenken? Der Herr schaute nach vorne. Jesu Weg führte nach Jerusalem. Er schaute nach vorne und ging auf das Kreuz zu. Gehen wir mit ihm oder nicht?
Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band Theologisch denken mit Benedikt XVI. im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.
kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
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