"Kirche in Not" fordert Ende der Sanktionen gegen Syrien

3. Oktober 2019 in Weltkirche


"Der einzige Effekt ist, dass die Bevölkerung hungern muss"


Rom (kath.net/KAP) Ein sofortiges Ende der Wirtschaftssanktionen für Syrien fordert die internationale Stiftung Kirche in Not (ACS). Die Sanktionen verhinderten einen Wiederaufbau des Landes, sagte ACS-Italien-Leiter Alessandro Monteduro. "Auch wenn der Krieg heute fast in ganz Syrien beendet scheint, verursachen die Folgen der Sanktionen weiterhin Leid, auch wenn keine Bomben geworfen werden", sagte Monteduro bei einer Pressekonferenz am Sitz von "Aid to the Church in Need" in Rom.

Die Wirtschaftssanktionen sollten umgehend beendet werden, weil sie "nicht hinnehmbare Kollateralschäden" verursachten. "Der einzige Effekt ist, dass die Bevölkerung hungern muss", so der Leiter von ACS Italien. Er hatte Syrien in der Vorwoche gemeinsam mit dem Mailänder Erzbischof Mario Delpini besucht. Das Land sei komplett zerstört, berichtete Monteduro. Laut Kirche in Not verloren 12 Millionen Syrer ihre Häuser; 11,8 Millionen Menschen wurden vertrieben, 6,7 Millionen zu Binnenflüchtlinge. Für mehr als 15 Millionen Menschen im Land sei Wassermangel ein Problem.

Christen sind laut Monteduro besonders betroffen. Als religiöse Minderheit litten sie nicht nur unter den Kriegsfolgen, sondern zusätzlich unter Diskriminierung. Prekär sei vor allem die Lage der Kinder, denen Bildungsmöglichkeiten fehlten, sowie vieler alter Menschen, die allein seien.

Kirche in Not hat seit 2011 laut eigenen Angaben in Syrien 813 Hilfsprojekte durchgeführt und stellte dafür gut 36 Millionen Euro bereit. Aktuell laufen 75 Projekte im Gesamtumfang von 4,2 Millionen Euro. Derzeit baue die Stiftung 290 Häuser von Christen in Homs wieder auf. Sie versorgt zudem Familien in Damaskus, Aleppo und Latakia mit medizinischer Hilfe, Essen und Unterkünften. Weitere Projekte unterstützen Schulkinder sowie den Bau von Seniorenheimen in Syrien.

Vergangene Woche hatte bereits der vatikanische Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, neue diplomatische Wege im Syrien-Krieg zu finden. "Nach acht schmerzhaften Jahren des Konflikts ist es notwendig, ja dringend erforderlich, die politische Stagnation zu überwinden und den Mut zu haben, neue Wege des Dialogs und neue Lösungen zu suchen, mit einem Geist des Realismus und der Sorge um die Beteiligten", sagte Parolin in einer Rede bei der UN-Generalversammlung in New York.

Vor den versammelten Staatenvertretern sprach sich die "Nummer zwei" des Vatikans für ein Ende der gegen Syrien aus, da laut Hilfsorganisationen besonders die Zivilbevölkerung darunter leide. Parolin forderte die internationale Gemeinschaft auch dazu auf, die freiwillige und sichere Rückkehr von Flüchtlingen zu unterstützen und die Sicherheit von Christen und Angehörigen anderer religiöser Gemeinschaften zu gewährleisten.

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