7. Oktober 2019 in Aktuelles
Emeritierter Grazer Bischof bei Weihe eines Kapuziners: Allgemeines Priestertum der Gläubigen und Weihepriestertum haben gemeinsame Wurzel in den drei evangelischen Räten zu Armut, Keuschheit und Gehorsam
Graz (kath.net/KAP) Die in vielem berechtigte Kritik am Klerikalismus darf nicht dazu führen, das Sakrament der Priesterweihe auszuhöhlen. Davor hat der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari bei der Priesterweihe des Kapuziners Matthias Reich am Freitag im steirischen Leibnitz gewarnt. Das Weihesakrament gehöre "zur Identität unserer katholischen Weltkirche inmitten der Christenheit" und sei nicht nur die Übertragung einer Funktion, hielt Kapellari fest und bestärkte den Ordensmann: "Du wirst ein geweihter Priester sein ohne jeden klerikalen Dünkel, sondern ein Mann in den Sandalen des heiligen Franziskus und in den Schuhen der Apostel."
Eine angenommene geistliche Berufung zum Weihepriestertum oder zum Ordensstand habe schon vor Jahrzehnten bei vielen "erstaunten Zeitgenossen" die Frage ausgelöst, ob und wie man eine solche bewältigen und leben könne, und diese Frage sei heute noch üblicher geworden. "Ich stehe hier mit meiner ganzen Existenz für die Antwort 'man kann - it is possible', wenn man tief im Quellgrund der drei evangelischen Räte zu Armut, Keuschheit und Gehorsam eingewurzelt ist", bekannte der Bischof.
Diese evangelischen Räte seien an alle Christen adressiert auf Grund ihrer Berufung zum allgemeinen Priestertum durch Taufe und Firmung. "Sie beziehen sich auf drei elementare Lebensperspektiven, in denen es darum geht, das Sein- und Habenwollen zu zähmen, zu läutern und im Blick auf Gott und auf die Mitmenschen fruchtbar zu machen", so Kapellari. Das allgemeine Priestertum der Laien und das Weihepriestertum hätten in den evangelischen Räten die gemeinsame Wurzel. "Freilich unterscheidet sich ihre Konkretisierung z.B. im Leben eines Familienvaters in vielem von der Konkretisierung im Leben eines Christen im geweihten Dienst."
Unter Bezugnahme auf den 4. Oktober, den kirchlichen Gedenktag für den hl. Franz von Assisi, erinnerte der Bischof an die franziskanischen Wurzeln des Kapuzinerordens mit seiner unverwechselbaren Geschichte. Der hl. Franziskus habe in vielem die biblische Bergpredigt wörtlich genommen. Auch heute bräuchten Kirche und Zivilgesellschaft viele einzelne Christen und kleine Gemeinschaften, die sich den Idealen der Bergpredigt möglichst ohne Wenn und Aber verpflichten. "Sie sind dann so etwas wie ein Gewürz, wie Salz, das Lauheit und Fäulnis erschwert", meinte Kapellari.
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