Kardinal Schönborn verteidigt Papst Franziskus gegen Kritik

22. Oktober 2019 in Aktuelles


Wiener Kardinal: Kirche hat in Vergangenheit zu wenig für Priesterberufungen unter Indigenen getan - BerufungLeiter der vatikanischen Kommunikationsabteilung verurteilt, dass mehrere hölzerne "Fruchtbarkeitsfiguren" in den Tiber geworfen wurden


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat Papst Franziskus entschieden gegen innerkirchliche Kritiker in Schutz genommen. Die Kritik am heutigen Papst erinnere ihn in manchem an die streckenweise heftige Polemik gegen Papst Paul VI. (1963-1978). Auch jenem Papst hätten seinerzeit manche Kritiker vorgeworfen, dass er die Kirche zerstöre, während andere meinten, er gehe mit seinen Reformen nicht weit genug, sagte Schönborn am Montag in Rom vor Journalisten. In der Mitte zwischen den Extremen sei aber immer der Papst.

Der Wiener Erzbischof unterstrich zugleich seine Loyalität zu Franziskus wie zu dessen Vorgängern, und fügte hinzu: "Papst zu sein, bedeutet immer auch, kritisiert zu werden. Aber es bedeutet ebenso, dass er geliebt wird und dass viele hundert Millionen Menschen für ihn beten." Letzteres sei am Ende wichtiger als die Kritik.

Der Kardinal, der an der Redaktion des Synoden-Abschlussbericht beteiligt ist, forderte von Europa, sich mit Sorgfalt und in Erinnerung an die eigenen Fehler der Vergangenheit gegenüber den Völkern "des Südens" zu verhalten. Dominikaner wie etwa der Spanier Bartolomé de Las Casas hätten den Umgang der Conquistadores mit den Indigenen klar verurteilt. Die Geschichte der Indigenen und ihrer Schmerzen dürfte niemals in Vergessenheit geraten, betonte Schönborn.

Zum Thema der geringen Zahl von Priesterberufungen in Amazonien sagte Schönborn, dass eine Selbstkritik aller angebracht sei, weil die Kirche zu wenig um die Berufungen von indigenen Priestern getan habe. Wie Schönborn auf Journalistenanfragen hin erklärte, habe die Synode auch über die Entsendung von Geistlichen aus "priesterreichen" Gegenden in "priesterarme" Gebiete gesprochen, was als "Berufungssolidarität" bezeichnet worden sei. Die gesamte Kirche sei verantwortlich für das, was in Amazonasgebiet benötigt werde, betonte der Kardinal. Dass der Dienstort eines Priesters in Europa dank besserer Lebens- und Gehaltsbedingungen größere Anziehungskraft habe, sei "eine traurige Wahrheit".

Gold-Verzicht in der Kirche

Im Rahmen des Pressebriefings wurde einmal mehr auf die schwierige Situation der Indigenen der Amazonas-Region hingewiesen. 25 Prozent der Amazonasgebiete, die von Indigenen bewohnt werden, seien derzeit bedroht, verdeutlichte der Provinzobere der Comboni-Missionare in Brasilien, Dario Bossi. Ingesamt über 4.000 konkrete Stellen im Amazonasgebiet stünden unter Druck von Großunternehmen, um als Minengebiet ausgenutzt zu werden. Die Ausnutzung der Ressourcen in Amazonien bringe zudem außer ökologische Probleme auch eine Ausbeutung der Arbeiter mit sich.

Die Kirche sollte auf neue liturgische Gefäße aus Gold sowie auf goldene Eheringe verzichten, forderte der aus Italien stammende Ordensmann. Die Goldsuche und Goldgewinnung im Amazonasgebiet führten schließlich zu schweren Umwelt- und Gesundheitsschäden, insbesondere bei Indigenen. Daher wäre es ein wichtiger symbolischer Akt, wenn kirchliche Stellen bewusst auf die Nutzung von weiterem Gold in der Liturgie verzichten würden. Dies gelte auch für Eheringe und für anderen Schmuck, so Bossi, der der lateinamerikanischen Vereinigung gegen die Ausbeutung der Bodenschätze auf Kosten der Ureinwohner, "Rete Iglesias y Mineria", angehört. In der katholischen Liturgie werden seit vielen Jahrhunderten vorzugsweise Kelche, Hostienschalen und andere liturgische Geräte benutzt, die vergoldet sind, oder aus sonstigen Edelmetallen bestehen.

Wirbel um Fruchtbarkeits-Statuen

Beim Pressebriefing verurteilte der Leiter der vatikanischen Kommunikationsabteilung, Paolo Ruffini, zudem den Raub mehrerer hölzerner Fruchtbarkeitsfiguren aus der nahe beim Vatikan gelegenen römischen Kirche "Santa Maria in Traspontina". Die Statuen dürften in den Tiber geworfen worden sein, ist einem im Internet verbreiteten Video zu entnehmen. Ein solcher Akt sei Diebstahl und verstoße außerdem gegen den Geist des Dialogs, sagte Ruffini. Er sei sinnlos und müsse nicht eigens kommentiert werden.

In den vergangenen Tagen stand vor allem in den sozialen Medien eine indigene Holzstatue, die eine nackte, hochschwangere Frau abbildet und ein Symbol für Fruchtbarkeit und Mutter Erde darstellt, als "heidnisches Symbol" im Zentrum teils heftiger Kritik. Sie waren in den vergangenen Tagen zusammen mit anderen Kultobjekten bei mehreren Zeremonien im Vatikan von Menschen aus dem Amazonasgebiet getragen und verehrt worden. Konservative Katholiken kritisierten dies als unzulässige Vermischung christlicher Liturgie mit heidnischen Handlungen und Weltanschauungen.

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Archivfoto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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