Kardinal Koch skeptisch zu Idee des "amazonisch-katholischen Ritus"

27. Oktober 2019 in Weltkirche


Kurienkardinal: In der Amazonas-Region "nicht viel, auf das man historisch aufbauen könnte" - Koch kritisiert formale Abläufe bei Amazonas-Synode


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Amazonas-Synode wird nach den Worten des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch Gesprächsstoff auch auf Ebene der Weltkirche liefern. Zugleich warnte der "Ökumene-Minister" des Papstes am Samstag in einem Interview mit "Kathpress" vor überzogenen Erwartungen.

Skeptisch beurteilte der Leiter des Päpstlichen Einheitsrates die Frage, ob es einen eigenen "amazonisch-katholischen Ritus" geben könne, der mit den Eigenheiten der mit Rom verbundenen Ostkirchen vergleichbar sei. Die Ostkirchen seien "aus alten orthodoxen Traditionen" gekommen und hätten diese mitgebracht, als sie die Einheit mit Rom suchten. In der Amazonas-Region sehe er dagegen "nicht viel, auf das man historisch aufbauen könnte", so Koch.

Wichtig sei vielmehr, nach einer Vereinbarkeit von indigenen Vorstellungen mit der christlichen Botschaft zu fragen, erläuterte der Kurienkardinal. Zu einer möglichen Inkulturation gehöre allerdings auch eine "Purifikation", eine Reinigung von Elementen, die unvereinbar mit dem christlichen Glauben seien.

Inkulturation sei nicht nur ein Thema für die Amazonas-Region, sondern für die ganze Weltkirche, fügte Koch hinzu. Fragen ähnlicher Tragweite stellten sich beispielsweise auch bei der Seelsorge. Gleichzeitig könne man mögliche Lösungsansätze für Amazonien nicht einfach auf andere Gebiete übertragen.

Von Pfingstkirchen lernen

Mit Blick auf die in der Amazonas-Region prosperierenden Pfingstkirchen sprach sich Koch für eine differenzierte Sichtweise aus. Deutlich distanzierte er sich von der sogenannten "theology of prosperity". Das Versprechen "Wenn du zu uns kommst, wirst du wohlhabend" wäre "das strikte Gegenteil der katholischen Option für die Armen". Lernen könnten katholische Christen aber auf jeden Fall von der Unmittelbarkeit und Begeisterung des gelebten Glaubens in vielen Freikirchen.

Kritisch äußerte sich Koch zu den formalen Abläufen der Synode. "Für das Arbeitsdokument, das 'Instrumentum laboris' hatte man Monate Zeit, für das Schlussdokument nur ein paar Tage", sagte der Kardinal. "Man wird nach der Synode überlegen müssen, ob man methodisch so weitergehen kann, zumal wenn das Thema so breit ist wie jetzt."

Der aus Basel stammende Kurt Koch nahm in seiner Eigenschaft als Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen an der dreiwöchigen Amazonas-Synode teil. Das Treffen geht am Sonntag zu Ende.

Ökumene-Konvergenzpapier

Der Schweizer Kurienkardinal äußerte sich im Interview auch in Hinblick auf die offizielle katholische Antwort auf das 2013 erstellte Konvergenzpapier "Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision", das er dem Weltkirchenrat (ÖRK) kürzlich übermittelt hatte. Insgesamt formuliere das Dokument die bisher erreichten Konsense recht gut, sagte er. Mit dem Konvergenzpapier erfragt die "Kommission für Glaube und Kirchenverfassung" (Faith and Order) bei den verschiedenen Kirchen, inwieweit sie den darin formulierten Aussagen über Wesen und Aufgabe der Kirche und Ökumene zustimmen können oder nicht. Der offiziellen Antworten der Kirchen müssen nun gesichtet, verglichen und weiter verarbeitet werden.

Koch hält einen wesentlichen Schritt der Kirchen zu einer gemeinsamen Zielvorstellung von Kircheneinheit für möglich. Mit den Vorstellungen von einer Einheit der Kirchen, wie sie in dem ÖRK-Papier formuliert sind, sei "ein wesentlicher Schritt gemacht worden", so Koch. Allerdings gebe es darin Differenzen zu dem, was protestantische Kirchen bisher zum Thema Einheit gesagt haben, so der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Manche Kirchen geben sich mit dem bisher erreichten Status quo zufrieden, wogegen katholische und orthodoxe Kirchen einen größeren Konsens fordern, um von einer Einigung der Kirchen zu sprechen.

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