17. November 2019 in Chronik
Experten sehen in restaurierter Wandmalerei in Vorhalle des Bischofstores an der Nordseite des Doms Werk des Renaissance-Malers
Wien (kath.net/KAP) Albrecht Dürer (1471-1528) könnte im Wiener Stephansdom eine Wandzeichnung hinterlassen haben. Davon gehen zumindest einige Experten aus, die am Freitag bei einer Tagung in Wien ein vor Kurzem freigelegtes bzw. gereinigtes Wandbild untersuchten und diskutierten. Konkret geht es um das gotische Bischofstor an der Nordseite des Wiener Stephansdoms. In der Vorhalle zum Tor gibt es eine großformatige Wandmalerei aus dem frühen 16. Jahrhundert, die einen an die Wand gemalten Flügelaltar darstellt. An den Altarflügeln sind die Heiligen Katharina und Margarethe wiedergegeben; reiche Ornamentik und Putti begleiten die gemalte Altarkomposition.
Die Unterzeichnung zeichne sich durch unglaublichen Detailreichtum aus, wie das Bundesdenkmalamt am Freitag in einer Aussendung mitteilte. Die besondere künstlerische Qualität lasse auf jeden Fall "auf einen großen Meister schließen, der hier eine 'Zeichnung an der Wand' hinterlassen hat".
Zur Erhaltung und Erschließung des Meisterwerks hatte das Bundesdenkmalamt gemeinsam mit der Dombauhütte St. Stephan ein Konservierungs- und Forschungsprojekt aufgesetzt. Die Wandmalerei wurde dokumentiert und gereinigt, damit unter die oberste Haut der Wandmalerei geblickt werden kann, wurden kleinste Proben genommen und die chemische Zusammensetzung der Farben und des darunterliegenden Verputzes sowie den Aufbau der Malerei analysiert. Wegen des hohen künstlerischen Anspruchs habe man schließlich auf weitergehende Eingriffe zur Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes verzichtet.
Durch die Abnahme des viele Jahrhunderte alten Schmutzschleiers sei aber schon die Unterzeichnung deutlich sichtbarer geworden und bereits der erste Eindruck nach der Reinigung habe die herausragende Qualität der Unterzeichnung auf den beiden Seitenflügeln des dargestellten Altars bestätigt.
Der Kunsthistoriker Erwin Pokorny, der als Dürer-Spezialist auch am Katalog zur aktuellen Dürer-Ausstellung der Albertina mitarbeitete, sah in der Unterzeichnung ein eigenhändiges Werk von Albrecht Dürer: "Die Frage ist nicht ob, sondern wann Dürer in Wien war. Die virtuose Pinselführung lässt eindeutig seine Handschrift erkennen." In die gleiche Kerbe schlug der Kunsthistoriker Michael Rainer: "In Joachim Sandrarts Biographie von Albrecht Dürer befiehlt Kaiser Maximilian I. dem Künstler, dass er 'ihm etwas Großes auf die Mauer abzeichnen soll'. Wir könnten nun den Ort dieser bislang als bloße Legende verkannten Anekdote gefunden haben."
Mögliche Wandzeichnung von Albrecht Dürer im Stephansdom entdeckt?
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