22. November 2019 in Aktuelles
Kardinäle Sarah und Müller begeisterten im Kloster Weltenburg die Gläubigen Der wichtigste Müller-Vortrag des Jahres 2019? - Sarah: Wenn ein Bischof nicht die Lehre verkündet, muss man ihm das sagen! - Von Roland Noé
Regensburg (kath.net/rn)
"Herr, bleibe bei uns". Unter diesem Motto fand am Donnerstag Abend im Kloster Weltenburg bei Regensburg ein Treffen mit zwei bedeutenden Männern der Weltkirche statt, das zahlreiche Besucher anlockte. Nach einem Pontifikalamt mit Kardinal Müller in der überfüllten Benediktinerkirche hielt der Kardinal bei der Vorstellung des neuen Buches von Kardinal Sarah vielleicht seinen wichtigsten Vortrag des Jahres 2019 und sorgte für Begeisterung in einem überfüllten Klostersaal.
Müller erinnerte zu Beginn daran, dass man der Kirche nicht mit weltlichen Beratungsagenturen helfen, sie unter Einsatz von vielen Millionen Euros wie ein wirtschaftliches Unternehmen vor dem Konkurs retten, oder wie eine politische Partei mit einem auf die jungen Wähler zugeschnittenen Programm modernisieren könne. Dies sei nur möglich mit Gebet, darin, die Gnade der Bekehrung für uns selbst und unsere Nächsten zu erflehen. Denn die Kirche richtet sich nicht nach den Ansprüchen der Menschen, die sich als Mitglieder bei ihr einschreiben lassen, sondern lebt vom Zuspruch Gottes.
Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation übte anschließend Kritik an der einseitigen Themenbesetzung durch Vertreter der Kirche. Die zentralen Themen der Kirche sind nicht Umweltschutz, Migrationspolitik, Machtpositionen für Laien. Die Kirche ist keine NGO, die sich die Agenda der glaubensfeindlichen Ideologien zu eigen machen könnte. Die Wege der Neuevangelisierung können nicht sein: Relativierung der Gebote Gottes, die Abschaffung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe und die Auflösung ihrer natürlichen Substanz als ausschließliche Gemeinschaft von Mann und Frau, die Erweiterung der Ausnahmen vom priesterlichen Zölibat, so als ob man die Berufung Gottes und das Charisma der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen -nach pragmatischen Gesichtspunkten- regional "lockern" könnte.
Der Kardinal sprach dann anschließend von der der Diktatur des Relativismus. Dabei werden Andersdenke als Feinde des Volkes, des Fortschritts und der Emanzipation gnadenlos bekämpft, als Konservative dämonisiert und mit verbaler und brachialer Gewalt terrorisiert. Die westliche Demokratie muss auf der Unveräußerlichkeit der Menschenrechte basieren und nicht auf dem Relativismus der Werte, sonst gleitet sie ab in eine totalitäre Gesinnungsdiktatur der political correctness (pensiero unico).
Kritisch sieht Müller Staaten, die das Beichtgeheimnis aufheben, da sie damit schwer gegen die Menschenrechte verstoßen. Die kollektive Diffamierung der katholischen Priester als Berufsgruppe und die tagtägliche Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte in Presse, Film und Fernsehen wird dagegen unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit straffrei gestellt.
Kritik übte der Kardinal dann auch an kirchlichen Dokumenten und Programmen mit Reform-Ideen, die die Kirche wieder näher an den Menschen bringen wollen und das Ziel haben, die Kirche glaubwürdiger zu machen, die aber bewusst den Namen Gottes vermeiden. Die verkauften Kirchen, die in ihrer äußeren Hülle noch vom verlorenen Glauben an den lebendigen Gott künden, sind innen umgewandelt in Konzertsäle, Discotheken, Gourmettempel, Museen, Ossarien. Es ist das verräterische Symbol dafür, dass man die Sendung der Kirche innerlich aufgegeben hat, wenn man die kirchliche Infrastruktur verfallen lässt, Kirchen abreißt, Klöster und Priesterseminare schließt, die Trägerschaft von Kindergärten, Krankenhäusern, kirchlichen Hochschulen und theologischen Fakultäten aufgibt oder die Katechese und Predigt zu Unterhaltungsprogrammen umfunktioniert. Und es ist nur traurig und erschütternd, wenn Priester und Ordensleute sich in einem weltlich-bürgerlichen Lebensstil gefallen oder sich dabei gar noch für up to date halten. Wenn man die Identität aufgibt, kann man nicht auf mehr Relevanz hoffen. " Wenn das Salz schal geworden ist... taugt es zu nichts mehr, außer dazu, dass es weggeworfen und von den Menschen zertreten wird." ( Mt 5, 13)
Gegen Ende seiner Rede sprach Müller die Anti-Life-Mentalität unserer Zeit an: Unsere neuen Weltbeherrscher können auch der Versuchung nicht widerstehen, sich wie neue Herrenrasse aufzuspielen, die das Recht auf Leben und Tod beanspruchen und gleich mit definieren, ab wann und unter welchen Bedingungen ein Leben lebenswert ist oder vernichtet werden muss, ohne dass sie den leiblichen, ontologischen und juridischen Träger dieses Lebens überhaupt nach seinem Willen fragen. In Namen der Selbstbestimmung der Frau die Tötung eines Kindes im Mutterleib als ein Menschenrecht zu erklären, ist erkenntnistheoretisch von keinem andern Status als die Rechtfertigung der Sklaverei z.B. in den amerikanischen Südstaaten bis zum 18. Dezember 1865, mit der jeder Vernunft und Empirie widerstreitenden Schutzbehauptung, dass die schwarzen Afrikaner keine vollwertigen Menschen seien. Es ist nur eine Heuchelei, wenn man sich verbal gegen "rechts" abgrenzt und gleichzeitig die Methoden des faschistischen und kommunistischen Sozialdarwinismus postuliert und praktiziert.
In der Kirche sei heute laut Müller bei vielen der Glaube erschüttert. "Die Kirche scheint vom Geist des Atheismus durchdrungen. Einige Hirten lassen ihre Schafe sogar im Stich. Der Schafstall ist verwüstet... Aber so Müller weiter Muss nicht die Kirche heute leiden, um die Treue zu Jesus dem Christus, dem Sohn Gottes neu zu lernen und um nicht den falschen Sicherheiten zu verfallen- sei es der gesellschaftlichen Relevanz, der Finanzkraft der deutschen Diözesen oder dem Ruhm, nach dem Staat der größte Arbeitgeber zu sein?
Bei der abschließenden Fragestunde betonte Kardinal Sarah, dass viele Kirchenväter klar bezeugt haben, dass die geweihten Ämter das Recht haben, den Leib Christi in die Hand zu nehmen. Laienhelfer sollen nur dann eingesetzt werden, wenn wirklich ein Mangel herrscht. Bei nur 50 Leuten z.B. sei dies nicht notwendig. Der Kardinal erinnerte daran, dass Jesus nur 12 Helfer bei 5000 Personen hatte. Bei einer normalen Messe seien daher keine Kommunionhelfer notwendig.
Auf die Frage, inwieweit man heute seinem Bischof folgen müsse, erklärte Sarah: Wenn jemand eine andere Lehre verkündet, dann folgt ihm nicht. Ihr habt auch die Aufgabe euren Hirten zu sagen: Was ihr da sagt, ist nicht richtig. Man dürfe aber nicht gegen einen Bischof sein, sondern nur gegen seine Verhaltensweise. Aber wenn einer nicht die Lehre Christi verkündet, müsst ihr ihm dies auch mit Respekt sagen.
Auch der umstrittene synodale Weg in Deutschland und die Amazonas-Synode war Thema dieses Abends. Wenn eine Synode darauf abzielt, die Lehre zu verändern, dann ist es keine Synode mehr., stellte der afrikanische Kardinal klar. Natürlich kann die Lehre entwickelt werden, aber sie darf sich nicht verändern.
Das Thema Pachamamas konnte ebenfalls nicht ausbleiben, was Kardinal Müller hier dazu sagte, sehen Sie in diesem Video:
Als Kardinal Müller über die Pachamamas sprach from kath.net on Vimeo.
Mega-Rede von Kardinal Müller als VIDEO:
Diskussion mit Müller und Sarah in voller Länge:
Predigt Kardinal Müller im Kloster Weltenburg bei Pontifikalamt
Über unsere Frau von Jerusalem from kath.net on Vimeo.
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