Appell zum Beenden des synodalen Weges

2. Dezember 2019 in Kommentar


Der Montagskick von Peter Winnemöller - Ein Antwortschreiben an Kardinal Marx und Thomas Sternberg


Linz (kath.net)
Dieser Montagskick stellt eine Ausnahme dar. Es ist ein Ausnahmetag. Es ist der Tag zwei des synodalen Weges von DBK und ZdK, in den diese beiden Gremien die gesamte Kirche in Deutschland verwickeln wollen. Es ist ein Ansinnen, das natürlich abzulehnen ist.

In einem gemeinsamen Brief hatten der Vorsitzende der DBK, Reinhard Kardinal Marx, und der Präsident des ZdK, Prof. Dr. Thomas Sternberg, die Katholiken zur Teilnahme am synodalen Weg aufgerufen.

Es ist ein Brief, der eine Antwort verlangt. Es ist ein Ansinnen, welchem unbedingt eine klare Erwiderung gebührt. Die Einladung am synodalen Weg teilzunehmen, müssen Katholiken natürlich empört zurückweisen, denn es geht darum, die Lehrtradition der Kirche dem Zeitgeist anzupassen. Es geht darum, zeitgeistige kirchenpolitische Ziele auf dem Rücken der Opfer des sexuellen Missbrauchs durchzupauken. Das ist ein Skandal und darf nicht ohne Widerspruch bleiben.

Mein Widerspruch erfolgt hier in Form eines Antwortbriefes an beide Absender, der auch postalisch übersandt werden wird. Von offenen Briefen halte ich im Grunde gar nichts. Da aber die Adressaten ihr Schreiben veröffentlicht haben, ist es angemessen, auch die Antwort zu veröffentlichen.

Es ist nicht der letzte Widerspruch, sollte der synodale Weg tatsächlich starten. Auch wenn die Teilnahme an so etwas für Katholiken im Grunde untersagt sein müsste, ist kritische Begleitung in den Medien unbedingt erforderlich. Diese kritische Begleitung in katholischen Medien wird stattfinden.

Hier nun der Ausnahme - Montagskick in Briefform:


Sehr geehrter Herr Kardinal Marx,
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Sternberg, Ihren gemeinsamen Brief vom 1.12.2019 habe ich auf dem Wege der Veröffentlichung dankend erhalten und ihn am 27.11.2019 zur Kenntnis genommen. Da der Brief veröffentlicht wurde, erlaube ich mir, auch meine Antwort an geeigneter Stelle zu veröffentlichen.

Mit dem ersten Advent beginnt in diesem Jahr ein von Ihnen ausgerufener zweijähriger Synodaler Weg. Dieser Weg wurde von der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken vereinbart. Da ich als Laie selbstverständlich kein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz bin und zudem auch kein Mitglied im ZdK sein kann, werden Sie sicher verstehen, dass ich mich von dem geplanten Weg dieser beiden Gremien nicht angesprochen fühlen kann.

Nun ist es leider der Fall, dass einige, darunter auch Bischöfe, uns Katholiken diesen Weg als einen Weg der Kirche verkaufen wollen. Dies ist nicht der Fall. Mithin lege ich Wert auf die Feststellung, dass die Kirche, die unsere Lehrerin und Mutter ist, sehr viel größer ist als DBK und ZdK. Da die Kirche universal ist, kann es auch kein Weg einer „deutschen Kirche“ sein, die es logischerweise gar nicht geben kann. Auch diese Variante ist zuweilen leider zu hören. Durch die Bischöfe, die Mitglied in der DBK sind, sind die Teilkirchen, die auf deutschem Staatsgebiet liegen, dennoch am synodalen Weg beteiligt.

Ob die Bischöfe allerdings für eine angemessene Partizipation der gewöhnlichen Katholiken sorgen werden, bezweifele ich aus Erfahrung sehr stark. Gehört werden wird - wieder einmal - nur die Stimme der Funktionäre.

Im Vorfeld hatte es aus der römischen Kurie erhebliche Bedenken gegen den synodalen Weg gegeben. Diese werden in gewohnter Weise vom deutschen Episkopat, der DBK, sowie von der Vertretung der deutschen Laienfunktionäre, dem ZdK, rundweg ignoriert. Auch dem Wunsch des Papstes, den er in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland geäußert hat, die Evangelisation in den Mittelpunkt der Synode zu stellen, wurde nicht entsprochen.

Sowohl ZdK als auch DBK haben in ihren Sitzungen dieses Anliegen mehrheitlich zurückgewiesen. So ist der synodale Weg in der Tat ein Prozess „sui generis“, da er beispiellos ist und hoffentlich weltweit ein Einzelfall bleiben wird. Dass er ausgerechnet in unserem Land stattfindet, damit müssen wir - als Katholiken in Deutschland - nun leider leben. Wir werden dies nicht ohne Protest tun.
Der Protest wird sich in den kommenden zwei Jahren allerdings vor allem außerhalb des synodalen Weges ereignen. Man wird die Stimmen der Katholiken, die sich in der Lehrtradition der Kirche verstehen, aus dem synodalen Weg ausschließen. Dies war schon beim sogenannten Gesprächsprozess der Fall. Der Protest innerhalb der Kirche wird vielleicht zeigen, ob auch der synodale Weg am Ende noch im Binnenraum der Kirche stehen wird. Schon jetzt geht ein tiefer Riss durch die Reihen derer, die sich aus unterschiedlichsten Gründen der Kirche zugehörig fühlen. Gläubige in Gemeinden und Gemeinschaften trennen nicht selten Welten von den Laienfunktionären.

Es ist nicht zu erwarten, das Gegenteil würde mich gleichermaßen überraschen und erfreuen, diesen Riss durch diese Art synodalen Weges heilen zu können.
Die von Ihnen ausgewählten Foren zeigen doch nur zu deutlich, wohin der Weg gehen soll. Schon heute kann jeder sagen, was in etwa am Ende des synodalen Weges stehen wird. Doch auch dies ist gewiss: Änderungen der Lehre hinsichtlich des Glaubens und der Sitten wird es nicht geben können. Diese sind zum Teil verbindlich und nicht änderbar oder von weltkirchlicher Relevanz und nicht von deutschen Bischöfen zu entscheiden. So kann man auch die Enttäuschung schon jetzt vorhersehen. Keine Frage, dass diese dann zu massenhaften Austritten aus der Kirche führen werden. Schon jetzt, vor dem synodalen Weg, lassen zahlreiche Katholiken, die sich der Lehrtradition der Kirche verbunden wissen, erkennen, dass bei ihnen zunehmend die Bereitschaft schwindet, solcherlei Dekonstruktion des Glaubens mit ihrer Steuer zu unterstützen. Diese Austrittswellen werden verheerend sein. Auch das sollte bedacht sein.

Sie, als die beiden Präsidenten des synodalen Weges, haben die Katholiken zur Teilnahme aufgerufen. Dazu kann man auf einer Internetseite sein Bild hochladen und Fragen beantworten. Ob und in welcher Weise diese Antworten berücksichtigt finden, kann sich jeder ausrechnen, der die jüngsten Vorfälle um das das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ noch in Erinnerung hat.

Dennoch werden Sie meine Stellungnahme in Kürze erhalten und auch diese werde ich veröffentlichen. Mein Foto werde ich nicht hochladen, da ich den synodalen Weg ablehne und mit meinem Gesicht nicht dafür einstehen werde. Ebenso wie ich den Weg ablehne, lehne ich es ab, dass Gegner des Weges pathologisiert werden, indem man ihnen, wie am 1. Advent geschehen, unterschwellig in einer Fürbitte „Angst vor Veränderungen“ vorwirft. Solcherart Pathologisierungen von Gegnern kannte man bisher nur aus totalitären Systemen.

Bleibt am Ende nur die Bitte, den synodalen Weg unverzüglich zu beenden und eine missionarische Initiative für unser Land auszurufen. Die in der Vergangenheit von Klerikern begangenen Straftaten und die kriminelle Vertuschung selbiger durch Bischöfe und andere Kleriker als Anlass zur Dekonstruktion der Kirche und des Glaubens zu nehmen, ist schlicht ein Hohn. Alle Priester und Bischöfe, die schwere Schuld auf sich geladen haben, mögen bitte prüfen, ob sie ihre Ämter künftig in Demut und Bescheidenheit weiter ausüben können oder ob es angezeigt ist, dem Oberen den Rücktritt anzubieten und ein Leben als Büßer in einem Kloster zu führen. Dies wäre die einzig angemessene Reaktion auf den Skandal des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass die Laienfunktionäre des ZdK diesen Skandal nutzen, um ihre verheerenden kirchenpolitischen Ziele umzusetzen, lässt die Akzeptanz des ZdK in Kreisen gläubiger Laien geradezu ins bodenlose sinken.

Da wir alle als gläubige Katholiken wissen, dass der Heilige Geist die Kirche leitet, vertraue ich darauf, dass der Herr uns in seiner Kirche zum Heil führen wird, wenn wir tun, was er uns im Missionsbefehl aufgetragen hat. Es ist Aufgabe der Nachfolger der Apostel zu lehren und zu taufen. Es ist Aufgabe der Gläubigen, Zeugnis zu geben. Wäre die Synode darauf ausgerichtet, könnte jeder Katholik freudig mitwirken. So verbleibt nur die Hoffnung auf Umkehr.

In dieser Hoffnung wünsche ich Ihnen einen gesegneten Advent.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Winnemöller


© 2019 www.kath.net