Causa US-Bischof Bransfield: „Niemand sagte etwas“

3. Jänner 2020 in Weltkirche


Kommentar in „Crux“: „Zeugen berichteten von sexuellen Bemerkungen, unerwünschten Berührungen und weiteren Belästigungen während Bransfields Karriere, aber niemand sagte etwas.“


Washington D.C. (kath.net/pl) „Angst“ sei ein Wort, das man im 60-seitigen Bericht über Bischof Michael Bransfield (Archivfoto) in der „Washington Post“ häufig entdecke, kommentierte Charles Collins, Chef vom Dienst beim katholischen US-Nachrichtenmagazin „Crux“. Die Kirche müsse sich mit dem „Angstfaktor“ beschäftigen, mit dem sich schlechte Bischöfe im Amt halten könnten. „Zeugen berichteten von sexuellen Bemerkungen, unerwünschten Berührungen und weiteren Belästigungen während Bransfields Karriere, aber niemand sagte etwas.“ Denn „Priester und Seminaristen wussten, dass ihre Karriere in der Hand dieses Bischofs lag. Dies galt insbesondere für Seminaristen, denen die Weihe leicht verweigert werden konnte, wenn sie das Verhalten von Bransfield gemeldet hätten.“ Das Rücktrittsgesuch des Bischofs der Diözese Wheeling-Charleston (US-Bundesstaat West Virginia) war 2018 von Papst Franziskus angenommen worden, seit 2019 unterliegt er wegen Verdachts auf sexuelle Belästigung Erwachsener sowie finanzieller Unregelmäßigkeiten strengen vatikanischen Sanktionen, so muss er bsp. das Priesteramt ruhen lassen.

Neben dem sexuellen Missbrauch berichten Zeugen auch, dass Bransfield die diözesanen Gelder „wie sein persönliches Sparschwein“ behandelt habe. Er habe „Hunderttausende für Privatflugzeuge, erstklassige Hotels, teure Restaurants und große Mengen Alkohol“ ausgegeben. „Auch hier beklagte sich niemand, weil man die Auswirkungen fürchtete.“

„Für einen schlechten Bischof ist es leicht, Angst zu benutzen, um ungestraft handeln zu können. Dies habe man nicht nur bei der Karriere von Bransfield gesehen, sondern auch bei der Karriere von Ex-Kardinal Theodore McCarrick - einem Mitkonsekrator von Bransfield – und dem verstorbenen Gründer der Legionäre Christi, Pater Marcial Maciel Degollado.“ Außer dem Papst gebe es niemanden, der einen Bischof zur Rechenschafts zwingen könne, auch nicht die verschiedenen Diözesanräte und -gremien, die das Kanonische Recht vorschreibe.

Außerdem bezeichnete Collins „die Geschichte hinter dem Bericht“ als „beunruhigend“. Obwohl der Bericht bereits im Februar 2019 geschrieben worden war, wurde er von der Kirche nicht offiziell zur Veröffentlichung freigegeben. „Kirchliche Mitarbeiter in Wheeling-Charleston und Baltimore haben der Presse mitgeteilt, dass der Bericht Eigentum des Heiligen Stuhls sei und nicht veröffentlicht werden soll – und der ‚Washington Post‘ zufolge haben sie sich sogar geweigert, ihn an die zivilen Behörden weiterzugeben, die das Dokument inzwischen angefordert hatten.“

Link zum „Crux“-Kommentar: Church must deal with ‘fear factor’ keeping bad bishops in power.


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