'Was die Welt am wenigsten braucht, ist noch mehr Streiterei'

3. Jänner 2020 in Deutschland


MEHR 2020 in Augsburg mit mehr als 12.000 Teilnehmern eröffnet - Hartl kündigt große Jugendkonferenz an - Von Roland Noé aus Augsburg - VIDEOs


Augsburg (kath.net/rn)
In Augsburg wurde am Freitagabend zum 12. Mal die MEHR, die wichtigste ökumenische Konferenz im deutschen Sprachraum, eröffnet. Die Veranstaltung sei laut Veranstalter Gebetshaus Augsburg zum ersten Mal völlig ausverkauft. Das Thema der Veranstaltung ist „Colours of Hope“ [Farben der Hoffnung. Bei einer Pressekonferenz erinnerte Theologe Johannes Hartl, der Leiter des Gebetshauses Augsburg, dass laut der Shell Jugendstudio 90 Prozent der Jugendlichen angaben, dass am wichtigsten für die Jugendlichen harmonische Beziehungen seien. Immer weniger Menschen haben aber eine heile und gute Beziehungen zu sich selbst, zu den Menschen herum und schließlich auch zu Gott. „Wir glauben als Christen, dass alle drei Sachen zusammengehören.“ Dies sei ein dreifaltiges Liebesgebot, von dem Jesus spreche. „Da ist ein Hoffnungspotential, welches in unserer Gesellschaft frei wird. Dies ist farbig und lichtvoll.“

Erstmals gibt es bei der Konferenz auch eine MEHR-Theologie. Walter Dürr von der Universität Fribourg, Mitglied des dortigen Direktoriums des Instituts für Ökumenische Studien, erklärte dazu, dass man dort über die Rolle von der Theologie sprechen möchten. Es gäbe nämlich „hüben und drüben“ ein wenig Ängste. Man wolle miteinander statt übereinander reden. Dürr erinnerte dazu an die Erneuerung bei der Anglikanischen Kirche. „Erneuerung kommt immer von unten, braucht Erlaubnis von oben, braucht aber als drittes noch theologische Reflexion“. Nur so sei eine nachhaltige Entwicklung möglich.

Die Merkmale einer gesunden, gelebten Ökumene sind für Hartl „Offenheit für den anderen“ und „herzliches Verbundensein zum Eigenen“, Dürr erinnerte hier nochmals an die Anglikaner und den dortigen Begriff der „Generous Orthodoxy“. Damit sei gemeint, dass man orthodox in den Wurzelstrukturen sei, aber sehr großzügig in der Anwendung. In der Ökumene ist damit gemeint, dass man zuerst das Charisma des Anderen ansehe und nicht zuerst, was einem nicht gefällt.

Auf die Frage, was für die Christen in Europa wichtig sei, meinte Hartl, dass die Christen die Liebe Gottes erfahren und ausstrahlen sollen. „Was die Welt am wenigsten braucht, ist noch mehr Streiterei oder Leute, die andere beschuldigen oder ausgrenzen. Wir haben zu wenig das Evangelium von der Liebe Gottes erfahren und auch ausgestrahlt, auch als Kirche.“ Die wenigsten Menschen würden laut Hartl wohl sagen, dass das erste, was sie mit der Kirche verbinden, überfließen Liebensfreude sei. Eher werde das Gegenteil vermittelt und dies sei ein Problem.

Hartl freute sich auch, dass Kurienkardinal Kurt Koch an der Konferenz teilnehme werde. Koch sei ein Beispiel für „gelebte geistliche Ökumene“. Auf die Frage, wie die Konferenz mit der Eucharistiefeier und der Feier das Abendmahls umgehe, betonte der Gebetshausleiter, dass man alle Christen zu beiden einladen. „Zum Empfang der Eucharistie ermutigen wir jeweils die Leute dort zu gehen, wo sie sich konfessionell verorten.“

Angesprochen auf den Erfolg der Konferenz erklärte Hartl, dass Erfolg für ihn keine Kategorie sei. „Erfolg bedeutet für mich ein weites, liebendes Herz zu haben, Gott zu kennen und ein anständiger Ehemann und Vater zu sein und nachts ruhig schlafen zu können. Das ist für mich Erfolg. Alles andere ist für mich Auftrag.“ Dies liege aber tatsächlich in der Hand Gottes. Und Hartl kündigte bei der Pressekonferenz auch eine Jugendkonferenz mit mehreren tausend Teilnehmern an, diese werde vermutlich in einer anderen Stadt stattfinden.

LIVE STREAM Freitag Abend - Vortrag Johannes Hartl

VIDEO Pressekonferenz


VIDEO: Linda Zusammenfassung vom Freitag vom Vortrag von Johannes Hartl


Stimmung MEHR - Eröffnungsfeier mit viel Gebet




© 2020 www.kath.net