Umgang mit Missbrauch: „Ja, es gab einen geheimen Schrank“

30. Jänner 2020 in Deutschland


Kölner Prälat Robert Kümpel räumt im „Domradio“-Interview ein, dass es im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln in der Vergangenheit Fehler gegeben habe.


Köln (kath.net) „Ja, es gab einen geheimen Schrank, wo solche Fälle untergebracht wurden. Damit sollte gewährleistet werden, dass sich der Zugang zu den Akten auf wenige Personen beschränkte. Diese Akten sollten dann nach der Vorschrift des Codex alle zehn Jahre vernichtet werden.“ Das räumt der Kölner Prälat Robert Kümpel im Gespräch mit dem Kölner „Domradio“ ein. Er war von 1984 bis 1996 Personalchef und acht Jahre Regens im Priesterseminar, später Missbrauchsansprechpartner. Allerdings sei die Aktenvernicht „nicht immer konsequent durchgeführt“ worden. Heute halte er „es für wichtig, dass solche Akten überhaupt nicht mehr vernichtet werden, damit man später die getroffenen Entscheidungen noch nachvollziehen kann“.

„Lange Jahre‘“ sei seines Wissens nach „überhaupt kein kirchenrechtlicher Strafprozess gegen Missbrauchstäter durchgeführt worden“. Die Verantwortlichen hätten versucht, „die Fälle auf der Verwaltungsebene zu lösen“. Der Bischof konnte entscheiden, konnte Priester suspendieren und konnte Täter in den Ruhestand versetzen. Das war alles möglich, aber kirchenrechtliche Prozesse sind in dieser Weise kaum je geführt worden, soweit ich mich erinnern kann.“

Früher habe man sich bei Vorwürfen in die Richtung des sexuellen Missbrauchs „bemüht, die Fakten zu analysieren, und dann haben wir – wenn uns das klar war – überlegt, ob man den Priester überhaupt noch weiter im Dienst einsetzen konnte. Wir haben den Täter – soweit ich mich entsinne – ausnahmslos zu einem namhaften Psychotherapeuten geschickt. Der hat ihn dann begutachtet, ob und, wenn ja, wie und wo ein zukünftiger Einsatz möglich sein könnte. Das wurde dann sehr genau überlegt. Ich würde heute im Rückblick sagen – und das werfe ich mir vor –, was nicht gut gelaufen ist: Ich hätte mich stärker dafür einsetzen müssen, dass wir viel strikter und konsequenter gegen diese Täter vorgehen.“ Allerdings sei damals „die Tragweite dieser Verbrechen noch nicht so bewusst“ gewesen, „wie das heute der Fall ist“.

Link zum Interview im „Domradio“: Erzbistum Köln räumt Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch ein - "Ja, es gab einen geheimen Schrank"


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