4. Februar 2020 in Deutschland
"Wir, die wir uns für die geistige Erneuerung der Kirche einsetzen, werden klein gehalten, unser Rederecht eingeschränkt und wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. " - Das Tagebuch von Dorothea Schmidt von "Maria 1.0" bei "Synodaler Weg"
Regensburg (kath.net/pbr) Dorothea Schmidt vertrat Maria 1.0 beim Synodalen Weg. Was sie dabei alles erlebt und bewegt, hält sie in einem Tagebuch fest.
30.01.2020 - Tag 1
Tag 1 der ersten Versammlung des Synodalen Weges: Ich spüre viel Spannung und Ungewissheit. Dann endlich geht es los, die Mitglieder der Synodalversammlung ziehen in die Kirche ein. Verwundert sehe ich, dass sich rechts und links Frauen der Bewegung Maria 2.0 im Spalier aufstellen und verschiedene Banner mit ihren Forderungen hochhalten. Provokation oder ein Schrei um Verständnis?
Ich beschließe, nichts zu unterstellen, sondern während der Hl. Messe mich ganz auf Jesus zu konzentrieren. Doch die Unruhe kam immer wieder hoch: Bewahrer oder Reformer? Wir sollen (und wollen) einander zuhören, akzeptieren und das ist für jeden hier eine Herausforderung. "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe", diese Worte Jesu bete ich. Es stehen sich eben doch zwei Lager gegenüber. Und man weiß nicht, ob derjenige, der neben Dir sitzt - und beim Bild zu bleiben - dein Freund oder dein "Feind" ist.
Den Blick auf ihn, den Gekreuzigten gerichtet, hielt ich ihm in der Messe alle Erwartungen und Meinungen, alle Verletzungen, allen Schmerz, alle Hoffnung hin, die die Menschen mitgebracht haben und die besonders spürbar waren als sechs Mitglieder der Synodalversammlung Zeugnis von Ihrem Leben mit Gott gegeben haben.
Nach der Hl. Messe kam ich mit verschiedenen Frauen ins Gespräch, ohne Vorurteil oder Vorwissen und wir hörten einander zu. Sich kennen zu lernen, in Liebe anzunehmen, ist für mich wichtig. Und es wird nochmals klar: Der Synodale Weg ist eine gewaltige Herausforderung. Wie können Menschen, die zwar alle subjektiv das ihrer Meinung nach Beste wollen, die meinen, sie hätten "Recht", die so unterschiedlich denken und glauben, auf einen Nenner kommen? Ich denke an die Worte von Petrus, als damals die Jünger schwer verunsichert waren: "Herr zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des Ewigen Lebens".
Ich bin mir sicher, die Lösung für die Gräben und Verunsicherung kann nur diese sein: Nur ER kann uns einen und führen. Er ist stärker als alle menschliche Schwäche und menschlicher Schmerz. Er sieht und kennt uns. Und er hat uns schon erlöst und wird seine Kirche nie im Stich lassen. Wie wunderbar und hoffnungsvoll!
Und so bete ich: Herr, sieh auf deine Kinder und schenk jedem das, was er am meisten benötigt; sei es Hoffnung, Trost, Glaube oder Heilung. Lass Deine Liebe fließen in die Herzen aller Mitglieder der Syodalversammlung. Eine uns, wachse in uns, scheine durch uns und lass Deine Kirche neu aufblühen!
31.01.2020 - Tag 2
Das ist nicht Kirche! Das ist Politik. Und wie es so ist - in der Politik, - herrscht auch mal ein rauer Ton. Es geht ums Recht haben und Recht behalten. Obwohl am 2. Tag der Synodalversammlung nur die Satzung des Synodalen Weges verabschiedet werden sollte, wuchs in mir der Eindruck, dass vorab schon alles eingefädelt, besprochen und geplant war. Jeder Widerspruch wurde im Keim erstickt und die Einwände der Bewahrer abgelehnt. Sowohl im Applaus als auch in den Wahlergebnissen spiegelte sich die ganze Situation wider: Es gibt viele Reformer und wenige Bewahrer. Die Reformer -, vor allem die Laien, - haben das Sagen. Sie dirigieren auch Priester und Bischöfe. Machtumkehrung nennt man das. Bei der Morgenmesse durften Priester und Bischöfe nicht konzelebrieren. Sie mussten später die Hl. Messe auf dem Hotelzimmer feiern. Für den letzten Tag der Synodalversammlung war nicht einmal eine Hl. Messe angesetzt, obwohl es - personell gesehen - keinen Grund dafür gibt: Bei so vielen Bischöfen und Priestern könnte man aus dem Vollen schöpfen. Stattdessen dieses Armutszeugnis. Den Geistlichen sind die Hände gebunden.Soll das die Kirche sein, die sich die Reformer vorstellen? Denn bei einem so wichtigen Ereignis denkt man doch, dass die Eucharistiefeier, aus der die Kirche lebt und die Quelle und Höhepunkt des ganzen kirchlichen Glaubenslebens und wesentliche Sendung der Kirche ist, auch entsprechend würdig und innig gefeiert wird. Ich habe Kirche schon ganz anders erlebt. Und ehrlich: das hat mir besser gefallen. Hier bei der Synodalversammlung fehlt das verbindende Element, welches Christus ist. Neben des Messdesasters ersetzen meditative Impulse von Laien die Anbetung Gottes. Hier geht es um den Menschen: Was er alles kann, will und fordert. Willkommen in unserer neuen Kirche.
Das ist ernüchternd. Und zugleich weiß ich und glaube, dass Gott seine Kirche nie im Stich lassen wird! Die Kirche - mit Christus im Herzen - wird niemals untergehen. Der Moment scheint gekommen, an dem wir uns die Frage stellen sollten: Wem will ich folgen? Einer Kirche mit Jesus im Zentrum oder einer Kirche, in der es vorrangig um den Willen und das Wollen der Menschen geht. Es ist gut, sich diese Frage mal zu stellen. Es scheint nur noch eine Minderheit zu sein, die Jesus nachfolgt. Aber so kann aus einer Handvoll Christen, die Jesus als Stifter der Kirche anerkennen, die Kirche wieder wachsen und aufblühen. Darum bete ich: Herr, lass uns immer auf dich blicken und voller Hoffnung dem Frühling DEINER Kirche entgegengehen! Sende Deinen heiligen Geist, und erneuere das Antlitz der Erde!
01.02.2020 - Tag 3
Heute Morgen besuchte ich die Hl. Messe in der Liebfrauenkirche in Frankfurt, weil es laut Programm der Synodalversammlung am Samstag nur einen von Laien gestalteten Gottesdienst geben sollte. Mit dem Herrn im Herzen betrete ich den Sitzungssaal, setze ich mich auf meinen Stuhl und verfolge, wie die katholische Kirche auf einem neuen Grund konstruiert werden soll; sie soll es denen rechtmachen, denen die kirchliche Moral zu herausfordernd geworden ist. Ich bete immer wieder während der folgenden Wortbeiträge. Wir brauchen den Heiligen Geist. Wir alle.
Wir, die wir uns für die geistige Erneuerung der Kirche einsetzen, werden klein gehalten, unser Rederecht eingeschränkt und wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Während denen, die Reformen einfordern, zugehört wurde und die Redezeit dann eben verlängert wurde, sollen die Bewahrer bitte sofort das Mikrofon verlassen. Fehlte nur noch, dass sie mir den Hahn zudrehen, sprich das Mikro abstellen, weil ich mich nicht habe abblitzen lassen.
Ich denke an den Vortag, an dem ein Antrag von Herrn Picken, der eine gleichberechtigte und transparente Mitgestaltung für ALLE Mitglieder der Synodalversammlung forderte, regelrecht abgeschmettert wurde. Nach dem Motto: Bewahrer adieu, ihr seid eh in der Minderzahl. Mischt euch bitte nicht ein.
Die gleiche Botschaft vermittelten diejenigen, die die Antworten aus der Online-Umfrage zum Synodalen Weg aus der Kategorie "Bewahrer" polemisch, ja abfällig vortrugen. Zufall?
Jedenfalls gebe ich Herrn Picken Recht. Denn Gerechtigkeit und demokratisches Vorgehen habe ich auch vermisst: Die 30 bis 35 Teilnehmer der vier Synodalforen wurden bis zur letzten Minute nicht bekanntgegeben. Rund 30 Mitglieder der Vollversammlung wurden nicht als Forums-Teilnehmer auserwählt. Stattdessen wurden 15 der vorbereitenden Foren automatisch in die neue Gruppe mit aufgenommen. In jedes Forum konnten nur noch fünf Personen gewählt werden alle anderen sind bereits vorab gesetzt gewesen. Sieht so die viel gepriesene Partizipation aus?
Dabei sollte alles ganz neu beginnen, als hätte es die Vorbereitung nicht geben. Und selbst die Texte, die zum Abschluss der vorbereitenden Foren verfasst wurden, haben wir vorab erhalten. Sollen sie nun doch die Basis der weiteren Überlegungen bilden? Ich fürchte, so wird es sein.
Aber trotz allem dürfen wir nicht vergessen, dass Christus immer der Sieger ist. Und das stimmt mich dann doch wieder enorm hoffnungsvoll. Also nach vorne schauen! Das gab es schon in der Geschichte bei Theresa von Avila und Johannes vom Kreuz auch. Sie haben das alles auch erlebt! Und trotzdem hat Gottes Kirche weitergelebt und ist aufgeblüht. Ich glaube, Schwierigkeiten gehören dazu. Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir die Kirche mit durchopfern und durchtragen müssen. Das ist emotional und geistig schwer, wenn man so mittendrin sitzt, in der Synodalversammlung, und mitbekommt, wie Jesus nur formal irgendwie "dazugehört". Aber trotzdem: Wir haben einen Grund, auf dem wir bauen, einen Grund, Hoffnung zu haben. Und den werden wir uns definitiv nicht nehmen lassen!
Archivfoto: Vertreterinnen der Gruppe Maria 1.0 bei Bischof Voderholzer zu Besuch
Foto: (c) Bistum Regensburg
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